Ulrich Geilmann
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Dem Vernehmen nach soll ja der sterbende Goethe „…mehr Licht…“ gerufen haben, wobei eine neue Studie übrigens davon ausgeht, dass der berühmte Dichter doch wohl eher nach einem Nachttopf verlangt hat.
Warum ich das schreibe?
Mal was anderes: Da spielen in New York zwei Supergroßmeister um den WM-Titel und das Ergebnis ist Schmalspurkost. Sicher, Carlsen und Karjakin sind nicht Tal und Aljechin, aber insgesamt hätte ich mir interessantere und v. a. spannendere Partien erhofft.
Klar, wer auf langatmiges Spanisch steht, der kam bislang voll auf seine Kosten. Aber dieses abwartende Remisgeschiebe ist echt nicht mein Ding! Im Gegenteil: Risiken wurden bestraft. Man sehe in die 8. Und 10. Partie.
...bei der Schachbundesliga? Seit Beginn der neuen Saison berichten die ja zusätzlich über die 2. Bundesligen. Soweit – so gut.
Doch was sehe ich heute? Die Frauenbundesliga (FBL) haben die sich scheinbar auch noch unter den Nagel gerissen! Unglaublich!
Die neue Saison hat begonnen! Schön!
Hat denn jemand von Ihnen live zugesehen?
Wenige! Selbst beim Vorjahressieger hielt sich die Zuschauerkulisse vor Ort in engen Grenzen und im Internet sah es nach meinem Empfinden auch nicht richtig rosig aus.
Der israelische Großmeister Evgeny Postny ist ein echter Weltenbummler und hochkarätiger Schachprofi. In Israel spielt Postny für den Be’er Scheva Chess Club, mit dem er seit 2009 fünfmal am European Club Cup teilnahm. In der deutschen Schachbundesliga vertrat der sympathische Schachmeister bislang den SC Eppingen, die SF Katernberg und den SK Schwäbisch Hall. Evgeny weist darüber hinaus eine beeindruckende Turnierbilanz auf und vertrat sein Heimatland sowohl auf Schacholympiaden als auch Mannschaftsweltmeisterschaften.
Gerald Hertneck erlernte das Schachspiel im Alter von 11 Jahren. Der verheiratete IT-Projektleiter arbeitet als Beamter bei der Stadtkämmerei München. Hertneck ist seit 1976 dem deutschen Schachsport verbunden und konnte seit frühester Jugend erste sportliche Erfolge verbuchen. Er wird schnell für die Nationalmannschaft nominiert und verbucht einige große Turniererfolge, vor allem in den Münchner GM-Turnieren Anfang der 90er Jahre. 1991 wird er Großmeister und war bis 2009 war er auch in der Bundesliga aktiv. Er ist ein Kenner der deutschen Schachszene, und hat etwa 25 Jahre überwiegend in der ersten und teils auch in der zweiten Bundesliga gespielt. Zusammen mit Stefan Kindermann, Roman Krulich und Dijana Dengler gründet Hertneck 2005 die Münchener Schachakademie und 2007 die Münchener Schachstiftung, die benachteiligte Kinder fördert. Ulrich Geilmann hatte die Gelegenheit, mit dem Schachgroßmeister, der mit seinem Verein MSA Zugzwang in der nächsten Saison wieder in der Bundesliga spielen wird, zu sprechen:
Zu Saisonbeginn hätte ich noch geschrieben: Och, wird das wieder langweilig! Baden-Baden ist schon wieder vorne. Die werden Meister und keiner tut was dagegen! Abermals wird nur der Abstiegskampf interessant. Aber selbst das nicht. Irgendein Verein zieht sowieso zurück und die potenziellen Aufsteiger sagen dankend ab.
Neulich habe ich einen eloquenten Schachfreund aufgesucht, um ihn zu überreden, einen kleinen Bericht für die Vereinshomepage zu schreiben. Er sicherte mir zu, eine seiner Glanzpartien zu analysieren und ich freute mich schon auf einen humorvollen Artikel.
Ich liebe die Liveübertragungen der Schachbundesliga im Internet.
Nicht nur, dass ich dabei in Echtzeit an 7 Stellen gleichzeitig sein kann oder starken Titelträgern praktisch über die Schulter schaue. Nein, da ist noch das Gefühl der Erhabenheit, wenn ich parallel meine Schachengines Heinrich 14, Contundio 10, Fisch 3 oder Waran 9 rechnen lasse.
Die Schachgeschichte von Frank Zeller rückte mir in Erinnerung, dass auch ich einmal eine unvergessliche Partie gegen Viktor Kortschnoi spielen durfte. Der Großmeister gab anlässlich der zentralen Auftaktrunde der Bundesliga 2011/2012 in Mülheim eine Simultanvorstellung.