Ullis Randnotizen - Nörgler unter sich

Erstellt am: 25.07.2016

Gerald Hertneck erlernte das Schachspiel im Alter von 11 Jahren. Der verheiratete IT-Projektleiter arbeitet als Beamter bei der Stadtkämmerei München. Hertneck ist seit 1976 dem deutschen Schachsport verbunden und konnte seit frühester Jugend erste sportliche Erfolge verbuchen. Er wird schnell für die Nationalmannschaft nominiert und verbucht einige große Turniererfolge, vor allem in den Münchner GM-Turnieren Anfang der 90er Jahre. 1991 wird er Großmeister und war bis 2009 war er auch in der Bundesliga aktiv. Er ist ein Kenner der deutschen Schachszene, und hat etwa 25 Jahre überwiegend in der ersten und teils auch in der zweiten Bundesliga gespielt. Zusammen mit Stefan Kindermann, Roman Krulich und Dijana Dengler gründet Hertneck 2005 die Münchener Schachakademie und 2007 die Münchener Schachstiftung, die benachteiligte Kinder fördert. Ulrich Geilmann hatte die Gelegenheit, mit dem Schachgroßmeister, der mit seinem Verein MSA Zugzwang in der nächsten Saison wieder in der Bundesliga spielen wird, zu sprechen:

Ulli Geilmann (UG): Hallo Gerald! Wie ich hörte, hast Du den 1. Dan beim japanischen Schach, dem Shogi. Warum bleibst Du nicht dabei?

Gerald Hertneck (GH): (Lacht). Erst kürzlich hatte ich einen japanischen Meisterspieler in der Akademie zu Gast, mit dem ich zwei Partien gespielt habe und eine davon sogar gewonnen! Ja und vor zwei Jahren spielte ich in Budapest bei der Shogi EU-Meisterschaft mit - allerdings sehr erfolglos! Mit dabei war übrigens auch GM Peter Heine-Nielsen, der viel besser abschnitt. Es gibt aber im Shogi viel zu wenige Turniere in Europa, und vor allem auch nicht genug aktive Spieler. Aktuell bin ich übrigens Nummer 119 von 1231 Spielern in der europäischen Rangliste. Ganz vorne liegen viele in Europa lebende Japaner. Leider konnte sich Shogi bis heute nicht wirklich in Europa durchsetzen, obwohl es meiner Meinung nach unserem Schach in nichts nachsteht!

UG: Und jetzt wieder Schachbundesliga!? Hattest Du dieser Droge nicht abgeschworen?

GH: Eine gefährliche Droge, das muss ich sagen! Es ist tatsächlich so, dass ich nicht mehr damit gerechnet hatte, nach dem Rückzug vom TV Tegernsee Ende der Nullerjahre und meinem sich daran anschließenden Wechsel zum Münchner Verein MSA Zugzwang noch einmal in der 1. Bundesliga anzutreten. Doch meine jahrelange Tätigkeit als Mannschaftsführer zahlte sich aus. Schritt für Schritt konnte sich die Mannschaft verstärken, und von der Landesliga bis in die 1. Liga aufsteigen. Paradoxerweise liebäugelte ich zwischenzeitlich sogar mit einem (bereits angekündigten) Wechsel zum FC Bayern, um doch noch mal Bundesligaluft zu schnuppern. Im Moment bin ich Mitglied in beiden Vereinen – Zugzwang und Bayern, spiele aber weiter für Zugzwang. Schuld daran ist eigentlich der SK Göggingen (liegt bei Augsburg), nachdem er seine Aufstiegspositionen in der BL Ost, die fast schon gesichert war (Zugzwang hatte die direkte Begegnung auch schon hoch verloren), noch verspielte.

UG: Du warst seinerzeit sehr kritisch eingestellt. Ich kann mich erinnern, dass Du Dich deutlich gegen eine eigenständige Schachbundesliga ausgesprochen hast!

GH: Das ist richtig, damals veröffentlichte ich meine 8 Thesen, die kontroverse Diskussionen ausgelöst haben! Hierfür gab es mehrere Beweggründe. Erstens hat es mir als ordnungsliebenden Menschen widerstrebt, dass die Verantwortung für den Spielbetrieb zweigeteilt wird – die 2. Bundesliga verantwortet durch den DSB, und 1. Liga durch die Vereine bzw. den durch sie repräsentierten e.V.? Das erschien mir paradox. Zweitens kam mir diese Aktion wie eine Art Palastrevolution der Nordvereine vor, also gesteuert aus Hamburg und Bremen in Person des damaligen rührigen Vorsitzenden Christian Zickelbein und der ewigen Primadonna Till Schelz-Brandenburg. Es wurde ja auch eine Bremer Kanzlei mit der Ausarbeitung der Statuten beauftragt, da sind also die Drähte zwischen Hamburg und Bremen heiß gelaufen. Das Ganze auch noch unter höchster Geheimhaltung. Zitat Zickelbein aus einer internen Mail an mich: „Wir haben unsere Entwürfe ja der großen Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht.“ Wie kann man denn so einen wichtigen Einschnitt in den Spielbetrieb an der Öffentlichkeit vorbei planen? Und drittens glaubte ich nicht daran, dass sich durch die Vereinsgründung wirklich etwas zum Besseren für die Vereine wenden würde. Eher ging ich davon aus, dass sich sogar eine abschreckende Wirkung auf Aufsteiger entfalten würde, und zwar wegen Zwangsmitgliedschaft im Verein, hoher Kaution und zugegebenermaßen moderatem Mitgliedsbeitrag. Diese Befürchtung war aber wohl unbegründet, denn nach dem langen Marsch durch die 2. Liga nimmt man diese Formalien doch ohne Umschweife in Kauf.

UG: Also alles Schnee von gestern?

GH: Nun ja, zu den obengenannten Aspekten kam ja noch dazu, dass vor 10 Jahren sogar die Gründung einer Bundesliga GmbH erwogen wurde, d.h. man hätte sogar zum Notar gehen, einen Geschäftsführer einsetzen und jährlich bilanzieren müssen. Ich kenne das alles ja aus der Schachakademie, die tatsächlich als GmbH gegründet wurde. Das fand ich nun wirklich völlig übertrieben! Wenn es auf der damaligen Sitzung in Kassel nur um die Gründung des Bundesliga e.V., also eines eingetragenen Vereins gegangen wäre, so wie in der heutigen Form, dann wäre meine Kritik, die ich vor fast genau 10 Jahren geäußert habe, nicht so scharf ausgefallen! Aber ich wäre wohl trotzdem skeptisch geblieben.

UG: Tja, dann hat der Schachbundesliga e. V. ja alles richtig gemacht. Schön zu hören!

GH: Das würde ich so nicht sagen. Was der Bundesliga aus meiner Sicht bis heute fehlt, ist der Glamour und der Sexappeal. Obwohl man in der Richtung schon Fortschritte gemacht hat, zum Beispiel bei der Auswahl der Spiellokale oder beim Trikotzwang. Sportler sollten natürlich auch wie Sportler auftreten. Unvergessen an sportlichem Niedrigststandard bleibt mir zum Beispiel die BL-Runde im Jahr 2005 in Eppingen, als wir in einem beengten Klassenzimmer spielten und die Zuschauer auf dem Gang sich so laut unterhielten, sodass ich mich kaum noch auf meine laufende Partie gegen GM Jobava konzentrieren konnte, und mitten in der Partie mit Einwilligung des Schiedsrichters in die entgegengesetzte Ecke des Klassenraums umzog. Übrigens gewann ich sie dann sogar noch. Eine solche Blamage wäre heute nicht mehr möglich - aufgrund der strengen Anforderungen an die Spielbedingungen, die jeder Verein gewährleisten muss - und das ist gut so! Vor allem aber muss man den Bundesliga e.V. dafür loben, dass er eine leistungsfähige Homepage mit LIVE-Schaltung aufgebaut hat. Vor 10 Jahren war Internetübertragung noch ein teures Extra, heute ist sie absoluter Standard! Es dürfte aber noch mehr Zugriffe darauf geben. Eine interessente Frage ist übrigens, ob die Verbesserung des Bundesliga-Auftritts auch unter Regie des DSB verpflichtend durchgesetzt worden wäre. Ich denke, da war durch den Bundesliga e.V. schon mehr Dampf dahinter!

UG: Die Abspaltung des Bundesliga e. V. vom Deutschen Schachbund war mit der Hoffnung verbunden, einen größeren Sponsor für die höchste deutsche Spielklasse zu finden. Dies bleibt bis heute Fiktion. Was glaubst Du, woran das liegt?

GH: Zunächst einmal war genau dieser Gedanke der Keim für die Gründung des BL e.V. Denn wer hätte in einer Organisation von 16 gleichberechtigten Vereinen den Sponsoring-Vertrag unterschreiben sollen? Dem DSB traute man es nicht zu, und er ist ja auch gemeinnützig ausgerichtet. Also brauchte es einen gewählten Vertreter der Vereine mit Unterschriftsbefugnis. Obwohl es diesen nun seit fast zehn Jahren gibt, und obwohl das Marketing der BL über die Homepage und die Internetübertragungen stark verbessert wurde, kam es aber leider nicht zu einer Unterschrift. Ja – woran liegt es? Es hat sicher mit mangelnder Medienpräsenz zu tun, und hier rede ich von den klassischen Medien, also Print Radio und Fernsehen. Ich finde es nach wie vor sehr schade, dass es keine regelmäßigen Schachübertragungen (mehr) im Fernsehen gibt. Ich meine man könnte sich durchaus eine Bundesliga-TV Sendung vorstellen, die nach jedem BL-Wochenende ausgestrahlt wird. Aber da kommen wir zwangsläufig zum Thema der Quote, alles was gesendet wird, muss heutzutage unter dem Druck des Marktes und der Konkurrenz des Privatfernsehens quotentauglich sein, um die gegenzurechnenden Ausgaben zu rechtfertigen. Und so eine breite Basis hat Schach eben nicht, dass es regelmäßig Hunderttausende oder gar Millionen Zuschauer anzieht, auch wenn immer wieder von bis zu 10 Millionen Regelkundigen in Deutschland gesprochen wird. Stattdessen werden dann lieber langweilige Diskussionsrunden und dümmliche Serien in endloser Abwandlung im TV gezeigt. Massenkompatibler Output eben.

Um es zusammenzufassen: wenn Schach im Fernsehen intelligent präsentiert würde, dann wäre eine ganz andere Aufmerksamkeit für das Produkt Schachbundesliga da, und dann würden sich auch automatisch Sponsoren einstellen. Und natürlich würde das auch zu einem Schachboom in Deutschland führen, den wir so dringend bräuchten. Da aber die Bedeutung des Internets immer mehr zunimmt, kann man sich heute einen Spartenkanal Bundesliga Internet-TV vorstellen. Ich meine damit aber eine ganz professionelle Sendung mit Studio und Moderatorinnen. Ja genau: Schach sollte von gutaussehenden und natürlich auch gut qualifizierten Frauen im Fernsehen präsentiert werden – so sind nun mal die Gesetze des Marktes! Das alles klingt jetzt vielleicht wie ein völlig unrealistischer Traum, aber von Stefan Kindermann habe ich gelernt, dass man erst mal mit einer vielleicht noch ganz entfernt liegenden Vision beginnen muss, die man dann Schritt für Schritt in die Praxis umsetzt. Genauso war es auch bei der Münchener Schachakademie, beim Miesbacher Schulschachprojekt, und wohl auch beim Bundesliga e.V.! Wer weiß, vielleicht erreichen wir in den nächsten 10 Jahren nennenswerte Fortschritte in dieser Richtung.

UG: In den letzten Jahren ist es immer wieder zu Rückzügen aus der 1. Schachbundesliga gekommen. Wenn man einmal genau hinsieht, gilt dies aber auch für die 2. Ligen. Was glaubst Du, woran das liegt? Ist das vielleicht ein Systemfehler?

GH: Die größte Hürde für die Aufsteiger ist offensichtlich der Umstand, dass sich das Budget auf einen Schlag verdoppelt (unter 30.000 Euro braucht man sich gar nicht anmelden), und dass man sich einem „overkill“ an gegnerischem ELO-Schnitt ausgesetzt sieht, der dazu führt, dass man die Mannschaft eigentlich komplett umbauen müsste, um einigermaßen mitzuhalten. Beides ist für einen Amateurverein problematisch. Auf der anderen Seite muss man auch die Rückzüge langjähriger BL-Vereine näher analysieren, wie es uns zum Beispiel mit Tegernsee erging. Hier verhält es sich meist so, dass diese Rückzüge entweder aus finanziellen oder aus organisatorischen Gründen erfolgen (zu wenig Geld oder zu viel Aufwand). Im Fall Tegernsee ist es übrigens so, dass es stattdessen die Miesbacher Schachschule unter Leitung von Horst Leckner gibt, und sich der Schwerpunkt seiner Tätigkeit somit in die ebenfalls sehr wichtige Jugendarbeit verlagert hat.

UG: Immer wieder liest man, dass die 1. Liga reformiert werden muss. Hättest Du da Vorschläge?

GH: Hierfür gibt es natürlich mehrere mögliche Ansätze, die alle schon hin und her diskutiert wurden. Ich persönlich empfehle die Reduzierung der Liga auf die 12 Mannschaften in Deutschland, die so professionell aufgestellt sind, dass sie sich die Liga dauerhaft leisten können. Zugleich wird die Zahl der Aufsteiger dann auf zwei reduziert, d.h. es müssen noch Playoffs in der 2. Liga eingeführt werden. Ansonsten ändert sich für die unteren Ligen nichts. Man muss doch nur mal logisch nachdenken: in der Regel sind 3 von 4 Aufsteigern bereits vor Beginn der ersten Runde zum Abstieg verdammt. Das zeigt doch ganz klar auf, dass hier ein sogenanntes Fahrstuhlsystem praktiziert wird – rein in die Liga und wieder raus aus der Liga. Da drängt sich doch geradezu der Gedanke auf, nur die zwei stärksten Aufsteiger zuzulassen, von denen sich vielleicht einer halten kann. Außerdem führt die Reduzierung der Mannschaften im Vollrundensystem zu weniger Runden und damit auch zu weniger Kosten. Dies liegt also im Sinne aller, mit Ausnahme der Großmeister, die pro Einsatz bezahlt werden.

Auch könnte ich mir eine Reduzierung der langen Laufzeit der Saison vorstellen, also z.B. von 6 auf 3 Monate, um die Liga kompakter zu machen. Und die Marke Bundesliga muss in den Köpfen der Beteiligten und im öffentlichen Auftritt noch viel stärker verankert werden, um die Chancen bei Sponsoren zu verbessern. Wir müssen ganz klar an die Medien das Signal aussenden, dass die Schachbundesliga eine starke Marke und ein tolles Produkt ist! Diesen Ansatz würde ich mit dem Motto „think big schachbundesliga“ beschreiben. Die Bundesliga als eine der stärksten und attraktivsten Ligen der Welt darf sich auf keinen Fall klein machen, sondern muss sich ihres Werts bewusst sein. Sie muss diesen aber noch stärker in die Öffentlichkeit bringen. Im Grunde meines Herzens kann ich nicht akzeptieren, dass Schach immer eine nicht mediengerechte Randsportart bleiben wird!

Wenn ich das richtig sehe, ist mit der Münchener Schachakademie und der Münchener Schachstiftung ein deutschlandweit einmaliges Projekt entstanden. Was waren Eure Ziele, als Ihr Euch damals auf den Weg gemacht habt? Was konnte umgesetzt werden? Wo gibt es Nachbesserungsbedarf?

GH: Im Grunde haben wir fast alle Ziele erreicht. Die Schachakademie hat ja im Februar ihr zehnjähriges Jubiläum gefeiert und die Schachstiftung ist gerade jetzt am 20. Juli neun Jahre alt geworden. Happy Birthday! Man muss aber auch sehen, dass wir das Projekt von Anfang an sehr professionell aufgezogen haben. Wir reden hier von sechsstelligen Umsätzen, die Jahr für Jahr erzielt werden, und Ergebnis harter Arbeit sind. Wir haben über die Jahre auch mehrere fest bezahlte Arbeitsplätze im Akademie- und Stiftungsbüro geschaffen. Und unsere Räume im Rückgebäude in der Zweibrückenstraße am Isartorplatz sind einfach traumhaft! Neulich hat unser Stiftungsgründer Roman Krulich sogar in Anerkennung seines langjährigen Engagements für den Schachsport den mit 500 Euro dotierten Schachpreis des DSB erhalten, den er an die Schachstiftung spenden wird.  Und der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter ist Schirmherr der Stiftung. Außerdem arbeiten wir nun schon lange mit dem Verein brotZeit e.V. zusammen, und geben Schachunterricht an den Grundschulen, die von brotZeit gefördert werden.

Was uns zu unserem Glück noch fehlt? Dass wir nicht jedes Jahr von neuem darum kämpfen müssen, Gelder für Schulschachprojekte aufzutreiben. Aktuell möchte zum Beispiel eine Schule in München liebend gerne mit uns zusammenarbeiten (sie haben schon vor Monaten einen ganz tollen Antrag geschrieben), aber leider steht die Finanzierung noch nicht. In jedem Fall sind wir Gründer sehr stolz, auf das was wir in gemeinsamer Arbeit aufgebaut haben!

UG: Nun zu Eurem Aufstieg. Zunächst einmal herzlich willkommen!

GH: Danke, den haben wir uns verdient! Schließlich liegt auch hier eine lange Aufbauarbeit hinter uns. Wie gesagt, ich war sieben Jahre lang Mannschaftsführer bei Zugzwang, und genauso lang ist uns unser Sponsor Roman Krulich mit seiner Firma Krulich Immobilien treu geblieben. Über persönliche Kontakte habe ich die Spieler IM Robert Zysk und FM Christoph Eichler in die Mannschaft geholt. Aus eigener Initiative stießen FM Falk Hoffmeier und FM Erasmus Gerigk hinzu. Bei im IM Markus Lammers war es so halb halb. Die wichtigsten Zugänge waren aber definitiv die von GM Stefan Bromberger, der vom FC Bayern zu uns stieß, und natürlich GM Stefan Kindermann, der auch vom TV Tegernsee kam. Unser Mannschaftsklima ist übrigens traditionell ausgezeichnet. Ja um es zusammen zufassen - es gibt zum Glück in einer Stadt wie München genügend Raum für zwei Spitzenvereine im Schach, aber es ist auch gutes Management von Nöten!

UG: Und wie schätzt Ihr Eure Chancen ein?

GH: Tja, was soll ich sagen? Natürlich werden wir nach ELO-Schnitt, der Anfang August auf der BL-Homepage veröffentlicht wird, wohl etwa auf Rang 14 oder 15 liegen, das verheißt also erst mal nichts Gutes. Ein Schnitt von 2400, wie wir ihn letzte Saison hatten, reicht zwar komfortabel für die 2. Liga, aber eben nicht in der 1. Liga. Wir haben uns aber ganz bewusst gegen eine „Aufrüstung“ entschieden (obwohl wir durchaus Anfragen von starken Spielern hatten), um den Charakter der Mannschaft zu bewahren. Wie immer wir also in der kommenden Saison abschneiden, wir müssen mit dem Ergebnis zufrieden sein. In jedem Fall ist aber eine tolle Sache für Stefan Bromberger, der die Chance erhält, am Spitzenbrett gegen die Weltelite zu spielen. Und IM Mons hofft natürlich auf eine GM-Norm. Außerdem darf auch mal wieder quer durch Deutschland gereist werden, das sind doch alles ganz attraktive Anreize!

UG: Du bist ja auch journalistisch unterwegs. Ich hoffe auf ein paar Berichte auf dieser Homepage. Wir brauchen junge Talente, die auch was vom Schach verstehen!

GH: Jetzt wo ich den Posten des Mannschaftführers an Markus Lammers abgegeben habe (ich bleibe aber noch sein Stellvertreter), hätte ich natürlich auch mehr Zeit für Berichte, und geschrieben habe ich ja schon immer gerne. Ja, das kann ich mir durchaus vorstellen!

UG: Hat so ein alter, pardon, erfahrener Fahrensmann wie Du eigentlich noch individuelle schachliche Ziele? Oder ist Dein Ehrgeiz inzwischen eingeschlafen?

GH: Für mich persönlich hoffe ich in der Bundesliga auf hochklassige Partien und eine Performance von über 2500. Aber es ist schon richtig, dass ich durch meine Mehrfachbelastung (Hauptberuf IT-Projektleiter sowie die laufenden Verpflichtungen in Schachakademie und Schachstiftung) nicht mehr so viel Zeit und Lust zum Spielen wie früher habe. Auch bin ich ehrlich gesagt körperlich nicht mehr so fit wie vor 10 oder 20 Jahren. Aber zum Glück muss man im Schach ja keinen Marathon laufen. Und geistig fühle ich alter Zausel mich noch ganz fit!

UG: Tja, dann bleibt mir eigentlich nur, dem MSA Zugzwang und Dir eine erfolgreiche Saison zu wünschen!

GH: Und ich wünsche dem Produkt Bundesliga viel Erfolg. Wie ich höre, sind ja unter deiner Moderation Bestrebungen im Gange, die Liga zu reformieren. Ich denke, da gibt es noch Potenzial nach oben!



Über den Autor

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Ulrich Geilmann wurde 1963 in Essen geboren und wohnt am Niederrhein. Er ist diplomierter Raumplaner und im öffentlichen Dienst tätig. Der ehemalige Teamchef der 1. Mannschaft der SF Katernberg ist Hobbyschachspieler und Vizepräsident des Schachbundesliga e. V..