Eine Woche nach seinem zweiten Platz beim Klausener Schachturnier hat Igor Naumkin einen weiteren Erfolg eingefahren: Er gewann die 57. Auflage des Festivals von Imperia. Unfreiwillig wurde der Großmeister aus Moskau zum Nutznießer eines Skandals, der das Turnier zwei Runden vor Schluss erschütterte.
Seit 1959 richtet der Schachclub CS Imperiese das Festival von Ligurien aus. Im Goldenen Buch haben sich Großmeister wie Hort, Sax, Cvitan, Tiviakov, Sulava und Korneev als Sieger eingetragen. Solche Namen sind gewiss eine gute Werbung für künftige Ausrichtungen, aber auf das, was in der soeben beendeten Austragung vorgefallen ist, darauf hätten die Organisatoren sicher gut und gerne verzichten können.
Für die Teilnahme am Open A schrieben sich 63 Spieler ein, darunter zwei GM, ein IM und fünf FM. Der Elofavorit, GM Igor Naumkin, war am ersten Spieltag nicht anwesend. Weil er am Sonntag noch in Klausen um den Turniersieg spielte, stieg er erst in der zweiten Runde in das Turnier ein, holte jedoch Punkt für Punkt auf und hätte in der achten Runde gegen einen Spieler mit dem Namen Arcangelo Ricciardi spielen sollen. Ricciari, mit 1829 Elopunkten nur die Nummer 35 der Setzliste, führte scheinbar sensationell die Rangliste an, doch vor dem Partiebeginn überschlugen sich die Ereignisse.
Für Ricciardi, einem 37-jähriger Spieler aus der Provinz Vercelli, begann das Turnier offenbar ganz normal mit zwei Siegen in Folge. Und die gaben noch keinen Anlass zu irgendwelchen Spekulationen. Das änderte sich aber bald, als er in den nächsten fünf Runden 4 Punkte gegen fünf anwesende Titelträger einsackte. Einem starken Spieler mag dies durchaus gelingen, aber Ricciardi war eben „nur“ ein Spieler der ersten nationalen Kategorie, weshalb er nach sieben Runden und mit 6,5 Punkten als Führender schnurstracks in den Fokus aller möglichen Beobachtungen geriet und die Aufmerksamkeit der Organisatoren erregte. Vor der achten Runde, in welcher er gegen Naumkin hätte spielen sollen, wurde er mit einem Metalldetektor kontrolliert. Dieser förderte eine Mikrokamera und ins Hemd eingenähte Drähte zu Tage. Für die Schiedsrichter Coqueraut und Biancotti stand damit fest, dass die Siegesserie nur mit elektronischer Hilfe möglich war. Sie zogen die Reißleine: Ricciardi wurde aus dem Turnier ausgeschlossen.
Naumkin bekam so einen Punkt kampflos zugesprochen. Er führte nun selber mit einem halben Punkt Vorsprung und brachte diesen mit einem Remis gegen den deutschen FM Andreas Zach ins Ziel.
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Gefunden auf schachbund.it. Mit herzlichem Dank an Andy Steger für die Erlaubnis zum "Nachdruck".
Gemäß Augenzeugen mussten die Organisatoren trotz starken Verdachtsmomenten bis zur 8. Runde mit einer Überprüfung warten, weil vorher kein Metalldetektor aufzutreiben war. Als man den Anhänger, der die Minikamera enthielt, bei der Durchsuchung zu Tage förderte, meinte Ricciardi nur, das sei sein Glücksbringer. Kann man durchaus so sehen... .