Schachgeschichten (14) - "Die Bundesliga ist das Höchste, das man erreichen kann!"

Erstellt am: 14.04.2016

Marius Langjahr ist wohl ein typischer 14-Jähriger: Der junge Mann aus dem schwäbischen Sachsenheim ist vielfältig interessiert und ein aktiver und erfolgreicher Leichtathlet, der für für die LG Neckar-Enz aktiv ist und dessen Stärke v.a. in den Sprungdisziplinen liegen - seine Bestleistung im Hochsprung ist aktuell mit 1,60 Meter angegeben. Aber Marius spielt darüber hinaus auch Schach - und das ziemlich erfolgreich. Er wurde 2014 württembergischer Meister in der U14 und 2013 Zweiter bei der Amateur-WM auf Kos in der Kategorie 1200-1600. Und er hat einen großen Traum: Eines Tages einmal in der Schachbundesliga zu spielen.

Schachbundesliga: Marius, zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dich für ein Interview zur Verfügung stellst. Bitte stelle Dich unseren Lesern einmal kurz vor.

Marius Langjahr: Ich bin 14 Jahre alt und spiele im Schachclub Sachsenheim. Meine Spielklasse ist die U16 und mein größter Erfolg war bisher der Württembergische Meistertitel 2015 in der U 14 und der zweite Platz bei den Schach-Amateur-Weltmeisterschaften 2013 auf Kreta in der DWZ-Klasse 1200 – 1600.

Schachbundesliga: Wie bist Du zum Schach gekommen und seit wann bist Du Mitglied in einem Schachverein?

Marius Langjahr: Ich bin durch ein Schachprogramm (Fritz & Fertig) zum Schach gekommen und bin seit 2010 im Schachverein.

Schachbundesliga: Was fasziniert Dich am Schach? Hast Du noch andere Hobbies und welchen Stellenwert haben diese, verglichen mit Schach?

Marius Langjahr: Mich fasziniert am Schach, dass es niemals langweilig wird, weil jeder Gegner anders spielt und somit immer neue Stellungen entstehen. Ich trainiere noch 3 x pro Woche Leichtathletik und im Vergleich zum Schach macht es mir gleich viel Spaß. Ich finde die Kombination passt ganz gut, da man als Schachspieler auch körperlich fit sein muss und somit ergänzt es sich ganz gut.

Schachbundesliga: Wie oft trainierst Du und wie? Hast Du einen Trainer?

Marius Langjahr: Ich trainiere 2 x pro Woche im Schachverein und für mich selber noch ein paar Stunden zu Hause. Mein Schachtrainer im Verein ist Robert Ruff. Zu Hause trainiere ich mit Schachprogrammen und Trainingsmaterialen von meinem Trainer.

Schachbundesliga: Hast Du ein oder mehrere Vorbild(er)? Wenn ja: Hast Du eines dieser Vorbilder schon einmal persönlich getroffen oder live spielen gesehen?

Marius Langjahr: Ich habe zwei Vorbilder und zwar den dritten Weltmeister Jose Raul Capablanca, weil mir seine Spielweise einfach gefällt. Mein zweites Vorbild ist Viswanathan Anand. Ich habe schon einmal gegen Anand gespielt bei einer Simultanpartie in Baden-Baden.

Schachbundesliga: In einem Artikel über Dich konnte man lesen, dass es eines Deiner großen Ziele ist, eines Tages einmal in der Deutschen Schachbundesliga zu spielen. Warum?

Marius Langjahr: Für mich ist die Schachbundesliga, wie für Fußballer die Fußballbundesliga. Es ist einfach fast das Höchste, was man im Schach erreichen kann und das möchte ich auch erreichen. Natürlich bleibe ich solange es geht meinem Verein treu. Aber wenn es gut läuft, werde ich vielleicht mal wechseln müssen.

Schachbundesliga: Warst Du schon einmal live bei einem Wettkampf dabei?

Marius Langjahr: Ja, nach den Württembergischen Jugendmeisterschaften war in der Nähe ein Bundesligawettkampf und dann sind wir dort vorbeigefahren.

Schachbundesliga: Welche Ziele hast Du noch? Möchtest Du vielleicht eines Tages Schachprofi werden - und wenn ja, was sagen Deine Eltern dazu?

Marius Langjahr: Also mein Ziel ist es eines Tages einen Titel zu tragen. Natürlich versuche ich den GM zu holen. Aber wenn es nicht funktioniert dann bin ich auch mit einem IM oder FM zufrieden. Ich wäre dann der beste Spieler in unserem über 50 Jahre alten Schachclub. Wenn es klappt, möchte ich auf jeden Fall Schachprofi werden. Meine Eltern würden mich, wenn ich mich anstrenge, immer unterstützen, weil Sie Sport einfach mögen. Genauso wie sie meine 3 Brüder Marc, Marcel und Marvin unterstützen, die auch alle Leistungssport (Schwimmen, Triathlon, Leichtathletik) betreiben bzw. betrieben haben.

Schachbundesliga: Letzte Frage: Was war Dein bisher ungewöhnlichstes/komischstes/“erzählenswertestes“ Erlebnis am Schachbrett oder drum herum? Vielleicht hast Du ja eine kleine Anekdote, die Du mit unseren Lesern teilen möchtest.

Marius Langjahr: Einmal bei einem Kinderturnier spielte neben mir ein Freund. Er hatte den gegnerischen König auf e8 matt gesetzt und wollte es dem Schiedsrichter melden. Doch bevor er dazu kam, behauptete sein Gegner, dass es kein Matt sei und rochierte einfach kurz. Wir lachten und mein Freund forcierte ein Matt in drei Zügen. Daraufhin sagte der Gegner jedoch: „Das ist kein Matt und ich kann noch entrochieren“. Er stellte den König und den Turm auf die Ausgangsfelder zurück. Am Ende schlug mein Freund einfach den Turm und setzte dann erneut Matt, diesmal letztmalig. Das war einfach witzig und wir lachen heute immer noch darüber.

PGN Download: 
Partie(n) zum Nachspielen: 
[Event "GER-ch U14"]
[Site "Willingen"]
[Date "2015.05.24"]
[Round "2"]
[White "Langjahr, Marius"]
[Black "Poghosyan, Tigran"]
[Result "1-0"]
[ECO "D94"]
[WhiteElo "1748"]
[BlackElo "2043"]
[PlyCount "99"]
[EventDate "2015.05.24"]
[EventType "swiss"]
[EventRounds "9"]
[EventCountry "GER"]
[Source "Chessbase"]
[SourceDate "2015.06.05"]

1. d4 Nf6 2. c4 g6 3. Nc3 d5 4. Nf3 Bg7 5. e3 c5 $6 {Fragwürdig. Sicherer ist
5...0-0 und erst dann c5} 6. dxc5 $1 Qa5 7. cxd5 Nxd5 8. Qxd5 Bxc3+ 9. Bd2 (9.
bxc3 $5 Qxc3+ 10. Qd2 Qxa1 11. Bc4 {ist auch interessant}) 9... Bxd2+ 10. Qxd2
Qc7 11. Qc3 O-O 12. Be2 $16 Bg4 13. O-O Rc8 14. h3 Bd7 15. Rfc1 Nc6 16. Nd4 a6
17. Bf3 Nd8 18. b4 e5 19. Nb3 Ne6 20. Rc2 (20. Na5 $1) 20... Ng5 21. Bd5 Bf5
22. Rcc1 Qe7 23. Qb2 Rd8 24. Rd1 e4 25. Na5 $2 Rd7 (25... Nxh3+ $1 26. gxh3
$140 Bxh3 27. f4 exf3 28. Bxf3 Qxe3+ 29. Qf2 Qg5+ {hätte Schwarz wieder in
die Partie zurückgebracht}) 26. c6 Nf3+ $2 {Dieselbe Idee wie bei der
Anmerkung zum vorigen Zug, doch hier....} 27. Kf1 $2 {...war sie in Bluff,
denn Weiß hätte einfach nehmen können:} (27. gxf3 Qg5+ 28. Kh2 Bxh3 29. Kxh3
Qh5+ 30. Kg2 Qxf3+ 31. Kf1 Qh1+ 32. Ke2 Qf3+ 33. Ke1 Qh1+ 34. Kd2 Rxd5+ 35. Kc2
{und Weiß bleibt am Ende eine Mehrfigur}) 27... Rxd5 $2 {Hier beginnt
vermutlich die Zeitnotphase, denn beide Seiten machen nun einige seltsame Züge
} 28. Rxd5 b6 29. Rxf5 $6 gxf5 30. Nc4 Qe6 31. Nxb6 Rb8 32. gxf3 Rxb6 33. Rc1
Rxc6 34. Rxc6 Qxc6 35. f4 Qc4+ 36. Kg2 Qb5 37. a3 h5 38. Qe5 Qe2 39. Qxf5 Qf3+
40. Kg1 Qd1+ 41. Kh2 Qf3 42. Qc8+ Kg7 43. Qc2 h4 44. a4 $18 Qh5 45. Qxe4 Qe2
46. Kg2 Qa2 47. b5 axb5 48. axb5 Qe2 49. b6 Qa6 50. b7 {Mein Gegner wurde,
nachdem er gegen mich verloren hatte, dennoch am Ende Fünfter!} 1-0


Über den Autor

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Marc Lang

Marc Lang ist bekannt für seine Blindschachveranstaltungen und hielt bis Dezember 2016 den Weltrekord im Blindsimultan gegen 46 Gegner, aufgestellt 2011 in Sontheim/Brenz, wo er heute lebt.