2012 spielte ich beim Crailsheimer Open im B-Turnier mit. Nach einem schlechten Start hatte ich in der 4. Runde endlich einmal Gewinnchancen - meine Stellung war drückend überlegend, doch auf der Suche nach Schwindelchancen griff meine Gegnerin meinen Turm an.
Wie sich später herausstellte, hätte ich ihn einfach stehenlassen und meinen Angriff weiterführen können, doch ich bekam es mit der Angst zu tun und zog den Turm beiseite, wonach meine Stellung zwar immer noch besser, aber nicht mehr so leicht gewonnen war. Just in diesem Moment aber überschritt meine Gegnerin die Zeit. Da beiderseits der 40. Zug noch nicht ausgeführt worden war, ich ihn Regelfragen jedoch nicht so genau Bescheid wusste, ging ich zum Schiedsrichter und erkundigte mich nach der korrekten Vorgehensweise. Doch der Schiedsrichter war wohl abgelenkt, jedenfalls hörte er mir nur mit einem Ohr zu, meinte, es liege keine Zeitüberschreitung vor und hielt mich an, weiterzuspielen.
Einige Züge später hatte sich meine Stellung so weit verschlechtert, dass an einen Gewinn nicht mehr zu denken war. Auf dem Brett stand ein völlig ausgeglichenes Turmendspiel, so dass ich erwog, meiner Gegnerin ein Unentschieden vorzuschlagen. Just in diesem Moment kam der Schiedsrichter an meinem Brett vorbei. Er "erkannte" mich wieder, erkundigte sich nochmal nach meiner Regelfrage, schaute sich das Partieformular an - und erklärte plötzlich, zu unser aller Überraschung: "Ach so, ja wenn das so ist, dann haben Sie die Partie gewonnen!". Sprachs, hielt die Uhr an und sprach mir den vollen Punkt zu. Meine Gegnerin war außer sich. Schließlich hatte sie lange "gelitten" und sich jetzt endlich eine Remisstellung erkämpft. Ich dagegen war ziemlich perplex und wusste nicht so recht, wie ich reagieren sollte. Erst einige Zeit später, als ihr Freund hinzukam, beruhigte sie sich allmählich wieder und kurz darauf kam sie zu mir und entschuldigte sich für ihren Wutausbruch.
Francesco Petitto, SK Sontheim/Brenz