Von Thomas Marschner
Gegen Karlsruhe gab es heute einen 4,5-1,5 Arbeitssieg. Dabei gewann Annmarie Mütsch eine bemerkenswerte Partie in 115 Zügen gegen Sarah Hund. Doch zunächst der Reihe nach. Annmarie Mütsch ersetzte Ekaterina Atalik, die sich mit ihrem Sohn schon auf den Weg nach Ulm und danach München gemacht hatte.
Alle anderen Teams ließen ihre Aufstellung gegenüber dem Vortag unverändert. Die erste Partie, die endete, war die von Nino Batsiashvili. Sie trennte sich von Jessica Schmidt remis und haderte nachher etwas mit den ein oder anderen vergebenen Chancen. Das Turmendspiel am Ende war dann totremis. Ein tolles Wochenende für Jessica Schmidt, die gestern fast 5 Stunden ein schlechteres Endspiel gegen die deutsche Nationalspielerin Elena Levushkina remis halten konnte.
Danach ging Schwäbisch Hall durch Lela Javakhishvili und Irina Bulmaga in Führung. Bei Lelas Gegnerin Gundula Hainatz sah der Figurenaufmarsch am Königsflügel optisch zwar gefährlich aus, brachte aber nichts, und Lela hatte einfach einen Bauern mehr und gewann dann im Gegenangriff. Irina Bulmaga griff von Anfang an an und stand schon früh auf Gewinn.
Dennoch gab es ein paar Sorgenfalten bei den Haller Zuschauern. Alina Kashlinskaya verlor nach gutem Beginn den Überblick gegen Manuela Mader und parkte ihren weißen Springer auf b8, gedeckt durch einen Bauern auf c7, der aber nur stark aussah. Am Ende waren einfach der Bauer und der Springer und damit die Partie weg.
Deimante Daulyte hatte schon in der Eröffnung einen Bauern gegen Paula Wiesner gewonnen und geriet dann unter Druck, der Druck war aber anscheinend nur optisch - Deimante meinte nach der Partie nur recht cool, dass sie eigentlich immer alles im Griff hatte. Ihre Gegnerin konnte zwar die 8. Reihe mit Schwerfiguren besetzen, aber die unterstützenden Figuren fehlten halt. Am Ende opferte Deimante eine Qualität und sammelte dafür alle 5 Bauern ihrer Gegnerin ein und setzte sie am Ende matt. Damit hat Deimante jetzt nach 4 Schwarzpartien 4/4 Punkte in dieser Saison.
Jetzt zur längsten und spannendsten Partie: Annmarie Mütsch spielte Italienisch und wählte nach meiner Meinung nicht die optimale Variante, in der man ausnutzt, noch nicht d6 gezogen zu haben und auf ein frühes Lg5 den Läufer nach Einschieben von h6 besser nach e7 zurückzieht. In Chessbase fand ich auch gleich eine Partie aus der diesjährigen Bundesligasaison, in der Maxim Matlakov für Schwäbisch Hall gegen Berlin so gewann. Annmaries Zug ist nicht schlecht, sie hätte die Zugfolge von Weiß aber besser ausnutzen können.
Bis zum 15. Zug verbrauchte Annmarie dann fast ihre komplette Bedenkzeit, auch ihre Stellung sah eher durchwachsen aus. Dann wählte ihre Gegnerin aber ohne Not eine Abwicklung, in der sie 2 Leichtfiguren für einen Turm gab. In Zeitnot spielte Annmarie dann aber ebenfalls ungenau, und am Ende entstand eine Stellung, die jeder als totremis einschätzte: Turm, Springer und Läufer gegen 2 Türme. Annmarie spielte aber weiter und schaffte es tatsächlich, in ein Endspiel Turm und Läufer gegen Turm abzuwickeln, das für die schwächere Partei sehr schwer zu halten ist. Und tatsächlich gewann sie nach fast 6 Stunden und 115 Zügen die Partie noch, eine tolle Energieleistung und für das Alter unglaublich abgezockt. Ein Vergleich mit Magnus Carlsen, der Endspiele auch bis zum Letzten ausspielt, liegt nahe - gestern spielte er gegen Anish Giri über 160 Züge, konnte allerdings nicht gewinnen. Wer weiß, vielleicht ist dieser halbe Punkt am Saisonende noch wichtig.
Im zweiten Spiel schlug Baden-Baden Deizisau mit 5-1, musste aber auch lange für den Sieg kämpfen. In der Tabelle liegt jetzt Bad Königshofen alleine mit 8-0 Punkten vorn, heute wurde Harksheide 5,5-0,5 geschlagen. Bemerkenswert: Bad Königshofen setze zwei komplett verschiedene Mannschaften ein, beim Heimwettkampf wollte man möglichst viele Spielerinnen einsetzen. Dahinter lauern mit 7-1 Punkten Rodewisch (3-3 gegen Hamburg), Baden-Baden und Schwäbisch Hall.
Und hier noch ein Nachtrag zur Tabelle: der Bad Königshofener Sieg gegen Harksheide wurde vom Spielleiter in eine 0-6-Niederlage umgeändert, da Bad Königshofen 5 Gastspielerinnen einsetzte, erlaubt sind aber nur 4. Gastspielerinnen sind Spielerinnen, die für den allgemeinen Spielbetrieb bei einem anderen Verein spielen. Damit ist jetzt plötzlich Baden-Baden Tabellenführer punktgleich mit Rodewisch und Schwäbisch Hall. Dieses Ergebnis mischt natürlich die Karten in Meisterschaftsrennen und Abstiegskampf völlig neu.