Von Martina Skogvall und Rainer Polzin
Bei kaltem stürmischen Wetter dürfen die Jungs der ersten im Warmen sitzen und ihre Arbeit tun. Heute geht es in Dresden gegen die Mannschaft aus Dortmund, die auch nicht frei von Abstiegssorgen ist, was man an ihrer Besetzung auch sofort erkennt.
Während die Schachfreunde mit den Spielernummern 1, 4, 5, 6, 7, 13 und 14 antreten, haben die Dortmunder nur die Spieler 6, 8, 9, 11, 13, 14, 16 und 17 mitgebracht. Bis auf Ilja, der gegen Bartolomiej Heberla, immerhin mit Weiß, spielt, haben alle anderen Berliner zum Teil deutlich schwächere Gegner. Auch ohne Martin Krämer sind die Voraussetzungen heute gut - drücken wir die Daumen, dass diesmal alles nach Plan oder auch mal besser läuft.
Wie immer können die Partien komfortabel unter http://schachbundesliga.de/liveportal verfolgt werden, diesmal werden tatsächlich (fast) pünktlich alle Partien live übertragen.
Es sind interessante, lebendige Partien heute. Nicht alles mag der Laie verstehen, z. B. warum der Gegner von Kacper Piorun, Misa Pap, eigentlich schon im 5. Zug einen Bauern ohne (für mich sichtbare) Kompensation hergibt, später dazu noch eine Qualität, oder was bei Ilja passiert, bei Aleksander oder bei Lars. Man kann sich aber nach 3 Stunden ganz entspannt zurücklehnen, denn Daniyyl Dvirnyy schoss für die Schachfreunde das Führungstor (sein Gegner wurde für nur einen schlechten Zug - 22. ... Da3 - brutal abgestraft) und alle anderen Bretter stehen in etwa ausgeglichen bis besser (Ilja, Marco). Auch mit der Bedenkzeit haushalten die Schachfreunde sparsam - heute muss es klappen!
Dann eine Stunde Abwesenheit vom Bildschirm und sooo viel verpasst! Die Punkte purzelten: erst gewann Kacper (jetzt 4,5 aus 5!), dann Marco, der mit 3,5 aus 5 ebenfalls einen tollen Score erwirtschaftet hat. Aleksander und sein Gegner Leon Mons erlebten offenbar das blanke Chaos, der Sieg von Aleksander ist ein Sieg der guten Nerven nach vermutlich vielen beidseitigen Ungenauigkeiten. Das Remis von Ilja besiegelt den frühen Sieg der Schachfreunde. Sehr klasse, wunderbar!
Schachfr. Berlin 6 : 2 Hansa Dortmund Melkumyan, Hrant ½ : ½ Tari, Aryan Schneider, Ilja ½ : ½ Heberla, Bartolomiej Mista, Aleksander 1 : 0 Mons, Leon Piorun, Kacper 1 : 0 Pap, Misa Jakubowski,Krzysztof 1 : 0 Wegener, Olaf Dvirnyy, Daniyyl 1 : 0 Mainka, Romuald Baldauf, Marco 1 : 0 Karger, Frank Thiede, Lars 0 : 1 Schröder, Kevin
Lars hat seine Partie leider verloren, dabei stand er im Mittelspiel besser. Gegen Kevin Schröder, eines der jugendlichen Talente, gegen die die alten Hasen meist nicht so gern spielen, ließ er 30. Dd5 aus. Statt dessen wickelte er in ein Endspiel ab, in dem sich seine Idee von durchlaufenden Bauern aber leider nicht erfüllte. Nicht schön, aber heute auch nicht schlimm. Es spielen noch Hrant Melkumyan und Krzysztof Jakubowski.
Hrant steht im Turm+Läufer- gegen Turm+Läufer-Endspiel bei jeweils 3 Bauern etwas besser. Krzysztof hat mit 41. ... Lc1+ die ungleichen Läufer abgetauscht und wilde Verwicklungen vom Zaun gebrochen, die ihm schließlich für das verbliebene Turmendspiel einen Mehrbauern eingebracht haben. Zudem hat das Intermezzo seinen Gegner Olaf Wegener eine Menge Zeit gekostet, es verbleiben 20 gegen 5 Minuten. So kippt man eine ausgeglichene Partie! Den Endspielvorteil hat Krzysztof sicher verwertet.
Sonntag:
Unentschieden gegen Mülheim
In der 1. Schach-Bundesliga gelang den Schachfreunden heute ein ganz wichtiger Punktgewinn gegen den SV Mülheim-Nord, gegen den sich die Schachfreunde traditionell schwer tun. Die frühe Phase des Wettkampfs verlief gut. Keine schlechte Stellung, dafür leicht bessere Stellungen bei Melkumyan an Brett 1 und sogar an Brett 2 in der Partie Schneider gegen Fridman, in der wir einen deutlichen ELO-Nachteil und zudem Schwarz hatten. Baldauf stand auch gut gegen Volkmar Dinstuhl. In der vierten Stunde schwommen uns langsam die Felle davon: Ilja Schneider verlor in einer komplexen Stellung den Faden und die Partie gegen den deutschen Nationalspieler. Weder Melkumyan noch Baldauf konnten ihre guten Stellungen ausbauen, so dass die Schachfreunde letztlich froh sein mussten, dass Lars Thiede nach sechs Stunden den Ausgleich herstellte.
SV Mülheim Nord 4 - 4 Schachfreunde Berlin Navara,David ½ : ½ Melkumyan,Hrant Fridman,Daniel 1 : 0 Schneider,Ilja Landa,Konstantin ½ : ½ Mista,Aleksander Berelowitsch,Alexander ½ : ½ Piorun,Kacper Levin,Felix ½ : ½ Jakubowski,Krzysztof Hausrath,Daniel ½ : ½ Dvirnyy,Daniyyl Dinstuhl,Volkmar,Dr. ½ : ½ Baldauf,Marco Buckels,Valentin 0 : 1 Thiede,Lars
Nach 3-1 Punkten an diesem Wochenende sieht die Tabelle freundlich aus. Ein Sieg im nächsten Spiel gegen Griesheim und der Klassenerhalt ist faktisch sicher, vorausgesetzt die „Pflichtpunkte“ gegen Norderstedt werden noch eingefahren.
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der SF Berlin