Heute ist wichtig - das Bundesliga-Wochenende in Dresden

Erstellt am: 22.02.2016

Von Martina Skogvall und Rainer Polzin
Bei kaltem stürmischen Wetter dürfen die Jungs der ersten im Warmen sitzen und ihre Arbeit tun. Heute geht es in Dresden gegen die Mannschaft aus Dortmund, die auch nicht frei von Abstiegs­sorgen ist, was man an ihrer Besetzung auch sofort erkennt.

Während die Schach­freunde mit den Spieler­nummern 1, 4, 5, 6, 7, 13 und 14 antreten, haben die Dortmunder nur die Spieler 6, 8, 9, 11, 13, 14, 16 und 17 mitge­bracht. Bis auf Ilja, der gegen Barto­lomiej Heberla, immerhin mit Weiß, spielt, haben alle anderen Berliner zum Teil deutlich schwächere Gegner. Auch ohne Martin Krämer sind die Voraus­set­zungen heute gut - drücken wir die Daumen, dass diesmal alles nach Plan oder auch mal besser läuft.

Wie immer können die Partien komfortabel unter http://schachbundesliga.de/liveportal verfolgt werden, diesmal werden tatsächlich (fast) pünktlich alle Partien live übertragen.

Es sind inter­essante, lebendige Partien heute. Nicht alles mag der Laie verstehen, z. B. warum der Gegner von Kacper Piorun, Misa Pap, eigentlich schon im 5. Zug einen Bauern ohne (für mich sichtbare) Kompen­sation hergibt, später dazu noch eine Qualität, oder was bei Ilja passiert, bei Aleksander oder bei Lars. Man kann sich aber nach 3 Stunden ganz entspannt zurück­lehnen, denn Daniyyl Dvirnyy schoss für die Schach­freunde das Führungstor (sein Gegner wurde für nur einen schlechten Zug - 22. ... Da3 - brutal abgestraft) und alle anderen Bretter stehen in etwa ausge­glichen bis besser (Ilja, Marco). Auch mit der Bedenkzeit haushalten die Schach­freunde sparsam - heute muss es klappen!

Dann eine Stunde Abwesenheit vom Bildschirm und sooo viel verpasst! Die Punkte purzelten: erst gewann Kacper (jetzt 4,5 aus 5!), dann Marco, der mit 3,5 aus 5 ebenfalls einen tollen Score erwirt­schaftet hat. Aleksander und sein Gegner Leon Mons erlebten offenbar das blanke Chaos, der Sieg von Aleksander ist ein Sieg der guten Nerven nach vermutlich vielen beidseitigen Ungenau­ig­keiten. Das Remis von Ilja besiegelt den frühen Sieg der Schach­freunde. Sehr klasse, wunderbar!

Schachfr. Berlin     6 : 2   Hansa Dortmund
Melkumyan, Hrant     ½ : ½   Tari, Aryan
Schneider, Ilja      ½ : ½   Heberla, Bartolomiej
Mista, Aleksander    1 : 0   Mons, Leon
Piorun, Kacper       1 : 0   Pap, Misa
Jakubowski,Krzysztof 1 : 0   Wegener, Olaf
Dvirnyy, Daniyyl     1 : 0   Mainka, Romuald
Baldauf, Marco       1 : 0   Karger, Frank  
Thiede, Lars         0 : 1   Schröder, Kevin

Lars hat seine Partie leider verloren, dabei stand er im Mittelspiel besser. Gegen Kevin Schröder, eines der jugend­lichen Talente, gegen die die alten Hasen meist nicht so gern spielen, ließ er 30. Dd5 aus. Statt dessen wickelte er in ein Endspiel ab, in dem sich seine Idee von durch­lau­fenden Bauern aber leider nicht erfüllte. Nicht schön, aber heute auch nicht schlimm. Es spielen noch Hrant Melkumyan und Krzysztof Jakubowski.

Hrant steht im Turm+Läufer- gegen Turm+Läufer-Endspiel bei jeweils 3 Bauern etwas besser. Krzysztof hat mit 41. ... Lc1+ die ungleichen Läufer abgetauscht und wilde Verwick­lungen vom Zaun gebrochen, die ihm schließlich für das verbliebene Turmendspiel einen Mehrbauern einge­bracht haben. Zudem hat das Intermezzo seinen Gegner Olaf Wegener eine Menge Zeit gekostet, es verbleiben 20 gegen 5 Minuten. So kippt man eine ausge­glichene Partie! Den Endspiel­vorteil hat Krzysztof sicher verwertet.

Sonntag:

Unentschieden gegen Mülheim

In der 1. Schach-Bundesliga gelang den Schach­freunden heute ein ganz wichtiger Punkt­gewinn gegen den SV Mülheim-Nord, gegen den sich die Schach­freunde tradi­tionell schwer tun. Die frühe Phase des Wettkampfs verlief gut. Keine schlechte Stellung, dafür leicht bessere Stellungen bei Melkumyan an Brett 1 und sogar an Brett 2 in der Partie Schneider gegen Fridman, in der wir einen deutlichen ELO-Nachteil und zudem Schwarz hatten. Baldauf stand auch gut gegen Volkmar Dinstuhl. In der vierten Stunde schwommen uns langsam die Felle davon: Ilja Schneider verlor in einer komplexen Stellung den Faden und die Partie gegen den deutschen Natio­nal­spieler. Weder Melkumyan noch Baldauf konnten ihre guten Stellungen ausbauen, so dass die Schach­freunde letztlich froh sein mussten, dass Lars Thiede nach sechs Stunden den Ausgleich herstellte.

Lars Thiede, hier bei der Blitz-WM in Berlin, erzielte einen wichtigen Punkt zum 4-4 © F. Offermann
SV Mülheim Nord        4 - 4 Schachfreunde Berlin     
Navara,David           ½ : ½ Melkumyan,Hrant
Fridman,Daniel         1 : 0 Schneider,Ilja
Landa,Konstantin       ½ : ½ Mista,Aleksander
Berelowitsch,Alexander ½ : ½ Piorun,Kacper
Levin,Felix            ½ : ½ Jakubowski,Krzysztof
Hausrath,Daniel        ½ : ½ Dvirnyy,Daniyyl
Dinstuhl,Volkmar,Dr.   ½ : ½ Baldauf,Marco
Buckels,Valentin       0 : 1 Thiede,Lars

Nach 3-1 Punkten an diesem Wochenende sieht die Tabelle freundlich aus. Ein Sieg im nächsten Spiel gegen Griesheim und der Klassen­erhalt ist faktisch sicher, voraus­gesetzt die „Pflicht­punkte“ gegen Norderstedt werden noch einge­fahren.

Quellenhinweis: 

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der SF Berlin



Über den Autor

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Marc Lang

Marc Lang ist bekannt für seine Blindschachveranstaltungen und hielt bis Dezember 2016 den Weltrekord im Blindsimultan gegen 46 Gegner, aufgestellt 2011 in Sontheim/Brenz, wo er heute lebt.