Ein Fünftel der Welt feiert das Chinesische Neujahrsfest: Li Chao und Begleiter berichten

Erstellt am: 17.02.2016

Für Li Chao und seine Schwäbisch Haller Schachspieler-Entourage ist es nichts Neues, mit den Medien zu sprechen. An diesem Tag geht es jedoch nicht um Sport, sondern um eine asiatische Tradition.

LAURA ALVIZ, Haller Tagblatt
Li Chao und Bai Jinshi spielen für den SK Hall in der Schach-Bundesliga. Die anderen drei anwesenden Jugendlichen gehören zu Li Chaos Schachclub. Seine Mutter Wu Lihong begleitet die Gruppe. Vor etwa einer Woche feierten sie gemeinsam das chinesische Neujahrsfest.

In China wird das neue Jahr nicht immer am selben Tag eingeläutet. „Als Neujahrstag betrachten wir den ersten Tag des Mondkalenders“, erklärt die Aufsichtsperson. In diesem Jahr feierten die Chinesen am 8. Februar. Die gesetzliche Freizeit ist sieben Tage lang.

Die Englischlehrerin aus Peking betont immer wieder, wie wichtig das chinesischeNeujahrsfest für die Familienzusammenführung sei. „An diesem Tag kommen alle Kinder nach Hause, ganz egal, wie weit weg sie sind“, freut sie sich. Eine große Party wie die in Berlin gäbe es nicht, die chinesischen Bürger schauten allerdings die Gala auf dem staatlichen Fernsehsender CCTV. Beim Abendessen sitze man traditionell an einem runden Tisch. Die servierten Spezialitäten hängen von der Region ab, in der gefeiert wird. In Li Chaos Familie gibt es Klöße, da sie aus dem Norden Chinas stammt. „Sie sind das berühmteste traditionell-chinesische Essen“, erklärt Wu Lihong entgegen westlicher Vorstellungen. Lei Tingsze, das einzige Mädchen im Schachclub und auch die einzige Südchinesin, isst zum Jahreswechsel verschiedene Arten von Fleisch, Fisch und süße Reisbällchen. „Es ist schwer zu definieren, welches Gericht wir an diesem Tag zu uns nehmen“, beschreibt sie. „Ich kann aus einer großen Vielfalt wählen.“

In China glauben die Menschen, dass ein guter Neujahrstag auf ein erfolgreiches Jahr hindeutet. Li Chao erzählt von einem anderen Brauch, über den sich Mitglieder seiner Generation besonders freuen. „Zum Jahreswechsel schenken unsere Eltern, Onkel, Tanten und Großeltern uns Umschläge mit Geld und Neujahrsgrüßen.“ Doch dafür müssen die Kinder auch etwas tun. „Sie sollen neue Kleidung und Schuhe tragen“, fordert Wu Lihong. „Das symbolisiert den Neuanfang.“

Das chinesische Neujahrsfest wird auch in anderen ostasiatischen Ländern zelebriert, beispielsweise in Korea, Malaysia oder Singapur. Ich habe gehört, dass ein Fünftel der Weltbevölkerung mit uns feiert“, sagt Li Chaos Mutter stolz. Silvester am 31. Dezember und Neujahr am 1. Januar nähmen die Chinesen wahr, es spiele aber längst nicht so eine wichtige Rolle wie das eigene Fest. Die Angewohnheit, Feuerwerkskörper in den Nachthimmel zu schießen, existiert allerdings über die Kulturgrenzen hinweg. 2016 steht im Zeichen des Affen. Wu Lihong erläutert: „Jedes Jahr wird mit einem Tier betitelt. Der Zyklus beginnt nach zwölf Jahren von vorn.“ Der Affe ist Neunter in diesem Kreislauf.

Den „Jahrestieren“ seien keine bestimmten Eigenschaften zugeordnet. Die Lehrerin fügt hinzu: „Der 12. Geburtstag, der 24., der 36. und so weiter, sind in China besondere Anlässe. Das liegt daran, dass sich der Mondkalender dann wieder an dem Punkt befindet, an dem die Person geboren wurde.“ Auf die Frage, ob die Gruppe es schade findet, dieses heimatverbundene Fest in Deutschland verbringen zu müssen, antworten die Jugendlichen mit „Nein“. „Ich bin sehr glücklich, hier zu sein“, versichert Li Chao. Wu Lihong meint: „Mike Riedel, der Präsident des SK Schwäbisch Hall, lud uns in ein asiatisches Restaurant zum Essen ein. Wir verbrachten einen wundervollen Abend zusammen.“

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Der Artikel erschien im Haller Tagblatt vom 13. Februar 2016



Über den Autor

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Marc Lang

Marc Lang ist bekannt für seine Blindschachveranstaltungen und hielt bis Dezember 2016 den Weltrekord im Blindsimultan gegen 46 Gegner, aufgestellt 2011 in Sontheim/Brenz, wo er heute lebt.