"Dortmund, das ist ein sexy Team"

Erstellt am: 29.05.2014

Der SC Hansa Dortmund kehrt nach zweijähriger Abstinenz in die SBL zurück. Im Gespräch mit der Schachbundesliga äußert sich der 1. Vorsitzende und Mannschafstführer, Andreas Warsitz, über die aktuelle Situation und über junge Neuzugänge.

Schachbundesliga: Was viele gar nicht wissen, nach dem Aufstieg stand der Verein sogar vor dem Rückzug in die 4. Liga. Was war passiert?

Warsitz: Der Hauptsponsor EVONIK Industries AG hat sich für die Hanseaten überraschend zur neuen Saison zurückgezogen, obwohl eigentlich die nachhaltige Förderung eines Erstligisten in Aussicht gestellt worden war. Ziel erreicht, aber Sponsor futsch. SC Hansa Dortmund e.V. stand kurz vor dem kompletten Aus, Rückzug in die 4. Liga, NRW-Klasse.

Zum Glück kam die Kurzfristige Rettung durch das Dortmunder Traditionsunternehmen AS Antriebs- und Systemtechnik GmbH und seinem rührigen und engagierten Gesellschafter-Geschäftsführer Marcus Parzonka. Parzonka und sein Unternehmen sorgten für das Überleben, den Aufstieg und die Rahmenbedingungen zur 2. Teilnahme des Dortmunder Vereins an der SBL.

Schachbundesliga: Wie laufen die Planungen für die kommende Saison?

Warsitz: Hansa macht aus der Not eine Tugend, versucht, den Kern des Teams beisammenzuhalten und hat als Motto für die bevorstehende SBL-Saison "Jugend forscht" ausgerufen.

Schachbundesliga: Das hört sich nach jungen neuen Kräften an...

Warsitz: In der tat. Die Hanseaten freuen sich sehr auf zwei jugendliche Neuzugänge, denen sie vollstes Vertrauen entgegen bringen. Nachdem man damals schon einmal den Mut bewiesen hatte, als erster SBL-Verein ein Mitglied der Prinzengarde als Stammspieler ins kalte Wasser zu werfen (Matthias Bluebaum, Anm. d. Red.), damit auch sehr gute Erfahrungen gemacht hatte, setzt man diesen Weg nun mit einem weiteren "Prinzen" konsequent fort. Der 16-jährige IM Alexander Donchenko stößt nämlich zu den Dortmundern. Er wird nicht bloß Stammspieler sein, sondern definitiv die Rangnummer 1 erhalten, stets am Spitzenbrett gegen die Weltelite spielen, gleichgültig ob sich noch prominente Neuzugänge nach Dortmund verirren. Die Hanseaten bieten Donchenko die ganz große Bühne.


Hat jemals ein so junger Spieler wie Alexander Donchenko (Jahrgang 1998) an Brett Eins der Schachbundesliga gespielt? Bravo Dortmund!

Schachbundesliga: Glückwunsch zu diesem Coup, gibt es weitere Neuzugänge?

Warsitz: Ebenfalls als Neuzugang steht der erst 14-jährige norwegische IM Aryan Tari fest, der Stammspieler sein wird. Tari gilt in seiner Heimat als eines der größten Talente in der Ära nach Magnus Carlsen.


Hat sich Dortmund den neuen Carlsen geangelt?

Für weitere Kompaktheit des 16-er Kaders wird der türkischstämmige FM Ufuk Tuncer sorgen, der als Bindeglied zwischen 1. und 2. Mannschaft (NRW-Klasse) vorgesehen ist, und der den Weg aus Kornwestheim nach Dortmund gefunden hat.


Ufuk Tuncer ist der dritte Neuzugang

Schachbundesliga: Das hört sich nach Aufbruchstimmung an.

Warsitz: Die Stimmung ist gut. Das Motto lautet "Jugend forscht". Gepaart mit unseren Dortmunder Jungs und den GMs, die uns zum Aufstieg verholfen haben, ich glaube, das ist ein sexy Team. Vielleicht etablieren wir uns ja irgendwann mal als der SC Freiburg des Schachsports.

Herr Warsitz, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg.

Über den Autor

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Marc Lang

Marc Lang ist bekannt für seine Blindschachveranstaltungen und hielt bis Dezember 2016 den Weltrekord im Blindsimultan gegen 46 Gegner, aufgestellt 2011 in Sontheim/Brenz, wo er heute lebt.