Der Teamchef der Sportfreunde Katernberg, Ulrich Geilmann, auch bekannt durch seine ausführlichen Spielberichte, machte sich ein paar Gedanken, wie das Spieljahr 2014 verlaufen könnte. Wir dürfen uns auf einiges gefasst machen.
So wird 2014!
Liebe Schachfreunde!
Wie wird das Schachjahr 2014? Nach Auswertung der relevanten astrologischen Konstellationen, einer intensiven Befragung einer Glaskugel, des sylvestrischen Bleigießens, der Analyse eines Knochenhoroskops und der eingehenden Betrachtung meines morgendlichen Kaffeesatzes habe ich eine Antwort auf diese Frage:
Januar
GM Fabiano Caruana gewinnt das Tata Steel Chess 2014. Sein Kindermädchen, Vladimir N. Chuchelov, ist aus dem Häuschen: „Nun bereiten wir uns systematisch auf einen WM-Kampf gegen Magnus vor“, so der Wahlbelgier. Evgeny Romanov, der die norwegische Nationalmannschaft coacht, kontert: „Bevor das passiert, wird eher ein Bauer in einen König umgewandelt“.
Februar
Die Bundesligasaison geht weiter. Sven Noppes, OSG Baden-Baden, gibt das Ziel aus, dass er künftig ausschließlich noch Siege seines Teams mit 8 Mannschaftspunkten akzeptieren wird und stellt deshalb nur noch die Rangnummern 1-8 auf. Andernfalls werde er sein Team zu Saisonende zurückziehen. Evgeny Romanov, der die Katernberger Farben vertritt, erwidert: „Bevor das passiert, wird eher ein Bauer in einen König umgewandelt“. SF Berlin, Tegel, Solingen und Trier sind die ersten Opfer.
März
Die FIDE erwägt eine Änderung der Schachregeln. Kirsan Ilyumzhinov erläutert nach einem Besuch auf Alpha Centauri, dass künftig Bauern auch in Könige umgewandelt werden sollen, um das Spiel interessanter zu machen. Großmeister Evgeny Romanov reagiert betroffen.
April
Die zentrale Schlussrunde der Schachbundesliga muss kurzfristig nach Hamburg verlegt werden. Das örtliche Gesundheitsamt hatte nach den Erfahrungswerten bei der Deutschen Schach-Jugendmeisterschaften der Vereine in Magdeburg, bei der Noroviren aufgetreten waren, grundsätzliche Bedenken gegen die Großveranstaltung im Kraichgauer Outback geäußert, da die örtliche Krankenhausversorgung nicht auf einen solchen Katastrophenfall vorbereitet sei. Baden-Baden wird Deutscher Meister. Noppes ist trotzdem sauer. In der letzten Runde gewann sein Team nur mit 7½ : ½ . Ex-Weltmeister GM Viswanathan Anand hatte sich gegen GM Michael Bezold auf eine waghalsige Variante eingelassen, die im Dauerschach endete. Noppes: „Das wird Konsequenzen haben!“.
Mai
In Bielefeld trifft sich die deutsche Schachelite zur Mannschaftsmeisterschaft. Überragender Sieger ist die OSG Baden-Baden, die auf den Einsatz von GM Anand verzichtet und sich stattdessen mit GM Bezold verstärkt hat.
Juni
Auf ihrer Generalversammlung beschließt die Schachbundesliga weitere Maßnahmen gegen das e-Doping. Künftig müssen die Spieler in Sandalen, kurzen Hosen und kurzärmeligen Shirts antreten. Diese werden durch Nike®, dem neuen Hauptsponsor der Liga, gestellt. Außerdem werden die Partien künftig unter freiem Himmel ausgetragen, um Eingriffe via WLAN zu verhindern. Die Kritik des GM Sebastian Siebrecht, dass es wohl zu dieser Zeit draußen viel zu kalt sei, werden vom Vizepräsidenten der Schachbundesliga, Ulli Geilmann, unter Hinweis auf den anstehenden Klimawandel vom Tisch gewischt. Der Wattscheider Veit Kempen sieht das auch so: „Jau, die sollen sich einfach warm spielen“.
Juli
In Vilnius / Litauen treffen sich die alten Herren der Zunft zur World Senior Team Championship. Überragender Sieger sind die Grenke Oldstars. Das Team, bestehend aus den Großmeistern Antoli Karpov, Vlastimil Hort, Robert Hübner, Evgeny Sveshnikov, Ljubomir Ljubojevic, Andras Adorjan, Juan Manuel Bellon Lopez und Helmut Pfleger. Als Teamchef wurde der Chesstiger Klaus Bischof gewonnen, der die Partien seiner Mannschaft in seiner unnachahmlichen Art stets live kommentierte.
August
Die Schacholympiade in Tromsö hat nur einen Sieger. Magnus Carlsen. Durch eine kurzfristige Regeländerung war es möglich, dass der neue Schachweltmeister simultan gegen den Rest der Welt antreten durfte. Obwohl er trotz der tatkräftigen Unterstützung des norwegischen Nationaltrainers Evgeny Romanov ambitionslose Eröffnungen wählte, konnten selbst die stärksten Nationalteams nicht mithalten. Die FIDE denkt daher über eine weitere Veränderung der Statuten nach. Künftig sollen Schachprogramme zugelassen werden. Chessbase hat bereits ein entsprechendes Team, bestehend aus Houdini, Fritz, Rybka und Shredder, zusammengestellt. Der norwegische Nationaltrainer Evgeny Romanov kommentierte das wie folgt: „Bevor das passiert, wird eher ein Bauer in einen König… ach, macht doch was ihr wollt!“.
September
Der European Club Cub geht ebenfalls an den amtierenden Schachweltmeister und Sieger der Schacholympiade Magnus Carlsen. Er besiegte in der letzten Runde das Engine-Team von Chessbase und schraubte damit seine Elozahl auf sagenhafte 3452 Punkte. Kirsan Ilyumzhinov erklärt, nun sei das Ausnahmetalent bereit, um gegen den Master of the Universe, Chirlu Nnamlieg, anzutreten. Die Partien sollen noch im September 2015 auf Alpha Centauri stattfinden.
Oktober
Die Schachbundesliga beginnt. Viele Spiele finden in strömenden Regen statt. Die Folge: Fast ein Drittel aller Spieler bekommt eine Lungenentzündung. Kommentar GM Siebrecht: „Siehste!!“. Allerdings ist die Zuschauerresonanz ernorm. Die Vereine werden dabei durch ihre Fans lautstark mit Gesängen und Fanfaren unterstützt. Dabei führen besonders Mattangriffe zu begeisterten Reaktionen bei den Anhängern. Die SF Katernberg denken daher darüber nach, ihre Heimkämpfe auf die Veltins Arena nach Gelsenkirchen-Schalke zu verlegen.
November
Bayern München und Werder Bremen überzeugen ihre Hauptvereine ebenfalls dazu, ihre Stadien künftig für Schachereignisse zu öffnen. Gazprom®, Google® und Microsoft® kündigen danach an, ihre Sponsorentätigkeit künftig nur noch dem Schachsport zu widmen. Die NASA hat überdies kürzlich eine Antimaterierakete gebaut, die es Magnus Carlsen ermöglichen wird, nach Alpha Centauri zu fliegen. Einziges Problem: die Reise dauert immer noch etwas mehr als 4 Jahre. Chirlu Nnamlieg hat der Terminverlegung allerdings schon zugestimmt. Carlsen wird die Zeit nutzen, um sich einmal ordentlich auszuschlafen und ein wenig Sport zu treiben.
Dezember
Die Schachbundesliga schaut auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Allerdings sind die Schachfanclubs leider zunehmend militanter geworden. Die EUROPA-Rochade berichtete kürzlich, dass Mülheimer Hooligans einen Fanbus des SV Wattenscheid angegriffen hätten. Dies stellte sich zwar als Falschmeldung heraus, doch auf den Schachforen wurde diese Ente gerne aufgenommen und breit diskutiert. Auf Facebook gründete sich überdies eine neue Gruppe Anti-Chess-Hooligans und stellt die Forderung nach eine gründlichen Reformation des Schachspiels auf. Früher, so heisst es in einem Communiqué von GM Thomas Luther, das er an die Schlosskirche zu Wittenberg nagelt, sei alles besser gewesen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen augenzwinkernd ein frohes neues Jahr 2014!
Ihr
Ulrich Geilmann