Underdogs mucken auf

Erstellt am: 14.12.2013

Die 5. Runde der SBL verlief äußerst spannend und endete mit teilweise unerwarteten Ergebnissen. Eine Zusammenfassung der Ereignisse in Hockenheim, Bremen, Griesheim und Berlin-Tegel.

Die Überraschung des Tages lieferte der SV Hockenheim. Vor heimischer Kulisse im BW-Center am Hockenheimring besiegten die Rennstädter den SV Mülheim Nord mit 5,5:2,5. Der Sieg geht auch in der Höhe völlig in Ordnung. Für die vollen Punkte sorgten David Baramidze, Tamasz Banusz und Dennis Wagner. Insbesondere der talentierte Nachwuchsspieler zeigte gegen den arrivierten Großmeister Konstantin Landa eine tolle Leistung.

Wagner,Dennis (2481) - Landa,Konstantin (2640)
SBL 2013/14 SV Hockenheim - SV Mülheim Nord, 14.12.2013


Stellung nach 29...Da4:

30.h3! Weiß verschafft sich ein Luftloch, bevor er sich auf den schwarzen König schmeißt. 30...Tf8 30...Df4 31.Dg6 Df6 war zäher, aber Weiß gewinnt nach 32.Dxf6 gxf6 33.Txa7+- mindestens einen Bauern. 31.Dg6 Dd1+ 32.Kh2 Dd4 33.Sf5 Alle weißen Figuren greifen an, das kann Schwarz nicht verteidigen. 33...Df4+ 34.Kg1 Dg5

35.Se7+ Kh8 36.Dxg5 und Schwarz gab wegen 36...Sxg5 37.Sg6+ Kg8 38.Sxf8 mit Materialverlust auf. 1-0

In diesem Video von Jens Müller äußert sich Dennis Wanger zu seinem Sieg

Dennis Wagner mit starker Leistung

Die OSG Baden-Baden hatte beim 4,5:3,5 gegen den SV Wattenscheid auf den ersten Blick mehr Mühe als erwartet, doch der Sieg stand, insbesondere wegen der Überlegenheit an den hinteren Brettern, frühzeitig fest.

Harte Fights in Bremen

Das Match des Tages fand zweifellos zwischen Bremen und Eppingen statt. Die Zuschauer sahen einen packenden Fight, der erst nach über sieben Stunden Spielzeit mit dem besseren Ende für die Gastgeber endete.

Maxim Rodshtein, der sich für Eppingen zum "Goalgetter" entwickelt, brachte mit einem Sieg gegen Romain Edouard die Kraichgauer in Führung. Den Ausgleich besorgte in einem spannenden Schlagabtausch Matthias Blübaum - dessen Weg in die deutsche Spitze unaufhaltsam scheint - gegen Arik Braun.

Es sah alles nach einem 4:4 aus, als Alexander Areshchenko und Ferenc Berkes am 2. Brett ein Damenendspiel mit jeweils drei Bauern auf dem Brett hatten. Zu vorgerückter Stunde und nach über 70 Zügen beging der Ungar aber entscheidende Fehler und plötzlich hatte der Ukrainer zwei Randbauern mehr. Er wich jeglichen theoretischen Remisstellungen aus und sorgte letztendlich für das 4,5:3,5. Damit ist Bremen mit acht Punkten Baden-Badens härtester Verfolger.

Mann des Tages für Bremen - Alexander Areshchenko

Bayern München sicherte sich durch ein 4,5:3,5 gegen den Hamburger SK die ersten Punkte der Saison. Im Gegensatz zu den Fußballern, die zur gleichen Zeit in der Münchner Allianz-Arena gegen den HSV mit 3:1 gewannen, war dieser Sieg überraschend. Die Hanseaten traten zwar ersatzgeschwächt aber immer noch mit nominellen Vorteil an fast jedem Brett an. Der Sieg für München zeichnete sich spätestens beim Stand von 3,5:3,5 ab, denn Rasmus Svane (Hamburg) stand gegen Andreas Schenk (München) mit dem Rücken zur Wand. Eine Minusqualität war einfach ein zu hohe Bürde und Schenk sicherte seinem Team letztendlich problemlos den Sieg.

Favoriten setzen sich in Griesheim durch

Die Sportfreunde Katernberg mühten sich gegen den SC Viernheim zu einem 4,5:3,5. Den Sieg haben sie u.a. ihrem ukrainischen Spitzenduo zu verdanken, denn Andrei Volokitin und Yuriy Kryvoruchko gewannen leicht und locker.

Der Aufsteiger aus Hessen dürfte - nach den zuvor erlittenen Klatschen gegen Hockenheim und Baden-Baden - trotzdem wieder etwas mehr Freude an der Schachbundesliga empfunden haben; insbesondere beim Anblick dieser Leistung:

Meinhardt,Maximilian (2394) - Firman,Nazar (2526)
SBL 2013/14 SC Viernheim - SF Katernberg, 14.12.2013


Stellung nach 21...Db4:

Das Traumszenario des Schwarzen lautet, den schwarzfeldrigen Läufer über b6 abzutauschen und die schwarzen Felder kontrollieren - es bleibt aber ein Traum. 22.c5! Weiß nutzt aus, dass der schwarze König noch auf e8 steht. 22...Dxb3?! 22...dxc5? scheiterte an 23.Ld2 aber 22...Txc5! mit Hergabe der Qualität hätte den weißen Angriff zumindest gestoppt. 23.Lxc5 Dxc5 24.Tc1 mit weißem Vorteil. 23.Tb1 Dxa4 24.Txb7 dxc5? Das geht nicht, aber auch nach allen anderen Zügen behält Weiß klaren Vorteil. 25.Lxc5 Sd7


26.Dxe5+! Nicht besonders schwierig zu berechnen, aber hübsch. 26...Sxe5 27.Txe5+ Le7 28.Texe7+ Das Matt wollte sich Schwarz nicht mehr zeigen lassen. 1-0

Schöner Sieg für Maximilian Meinhardt

Im parallel ausgetragenen Wettkampf konnte der SV Griesheim dem SK Turm Emsdetten an einzelnen Brettern Paroli bieten, doch die Überlegenheit der Münsterländer reichte letztendlich zu einem 5:3.

Trier mit Big Point

In einem Duell zweier ungefähr gleichstarker Mannschaften setzte sich die SG Trier gegen die Schachfreunde Berlin mit 4,5:3,5 durch, und genau diesen einen halben Punkt waren die Domstädter heute besser. Sechs Partien endeten ohne große Aufreger mit Remis, Maksimenko (Berlin) verspielte eine vielversprechende Stellung gegen Parligras (Trier) und so fiel die Entscheidung an Brett acht. Laszlo Gonda wehrte hier die stürmischen Angriffsversuche seines Gegners Mikael Agopov ab und schloss den gewinnbringenden Konter folgendermaßen ab:

Agopov,Mikael (2434) - Gonda,Laszlo (2535)
SBL 2013/14 SF Berlin - SG Trier, 14.12.2013


Stellung nach 44.Sf1:

44...Sf4! Weiß gab auf wegen 45.Txf4 Th5+ 46.Kg2 Tg5+ 47.Kf3 Dxg1 0-1

In der zweiten Auseinandersetzung an diesem Spielort setzte sich die SG Solingen gegen den Gastgeber SK König Tegel mit 5,5:2,5 durch.

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Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.