Trio in Front

Erstellt am: 20.11.2016

Die vierte Runde der Saison 2016/17 verlief im Gegensatz zum Vortag größtenteils ohne Überraschungen. Die großen Drei. Baden-Baden, Solingen und Hockenheim setzten sich locker durch und führen die Tabelle ohne Punktverlust an. Eine kleine Überraschung glückte dem SV Mülheim Nord beim 4,5:3,5 gegen Bremen. In den restlichen Begegnungen des Sonntags setzten sich die favorisierten Teams durch. Wir fassen die Höhepunkte der Kämpfe an den Spielorten Baden-Baden, Bremen, Trier und Berlin Tegel zusammen.

Baden-Baden sicher, Schwäbisch Hall mit Kantersieg

Der USV TU Dresden zeigte sich deutlich verbessert im Vergleich zur NIederlage gegen Speyer-Schwegenheim, doch gegen das Starensemble aus Baden-Baden hatten die Sachsen keine Chance. Zwar schlug Etienne Bacrot mit seiner Dame einen vergifteten Bauern auf b2 und verlor gegen Bartosz Socko, doch der Rest des Teams machte den Fauxpas des Franzosen wieder wett. Rustam Kasimdzhanov, Alexei Shirov und Arkadij Naiditsch sorgten für einen letztendlich sicheren Sieg mit 5:3 für die Gastgeber. Shirov ging bei seinem Punktgewinn gewohnt forsch zur Sache.

Shirov,Alexei (2673) - Maiwald,Jens-Uwe (2448)
SBL 2016/17, USV TU Dresden - OSG Baden-Baden, 20.11.2016


Stellung nach 15...Tf7:

16.g4! Ein logischer Vorstoß, um am Königsflügel durchzudringen. 16...fxg4 17.Se1 Sf8 17...h5? 18.Lg6+- 18.Dxg4 c4 19.Lb1 a5 Schwarz versucht auf der anderen Seite zu Spiel zu kommen, doch es ist zu spät. 20.bxa6 Txa6 21.f5! Ein weiterer logischer Vorstoß. 21...exf5 22.Lxf5 b5 23.Taf2 Lh4?! Das lässt einen schönen Einschlag zu, aber die Partie war eh nicht mehr zu retten.

24.Lxh7+! Kxh7 25.Dh5+ Natürlich nicht 25.Txf7?? Tg6-+ 25...Th6 26.Lxh6 Lxf2+ 27.Txf2 und Schwarz gab auf, weil der Turm hängt und das Abzugsschach 28.Lg5+ droht. 1-0

Nach getaner Arbeit kiebitzen Rustam Kasimdzhanov, Peter Svidler und Alexei Shirov am Laptop von Thilo Gubler
Nach getaner Arbeit kiebitzen Rustam Kasimdzhanov, Peter Svidler und Alexei Shirov am Laptop von Thilo Gubler

Der SK Schwäbisch Hall überrollte die SG Speyer-Schwegenheim mit 7:1. Der Aufsteiger hatte beim Sieg gegen Dresden sein Pulver verschossen und leistete kaum Widerstand. Nur die Bretter sieben und acht ergatterten einen halben Punkt, während der Rest des Teams verlor. Trotzdem war das Wochenende in Baden-Baden für Speyer-Schwegenheim ein Erfolg, während es für Schwäbisch Hall normal verlief.

Solingen souverän, Mülheim glückt Überraschung

Die SG Solingen ging gegen den Hamburger SK als klarer Favorit ins Rennen, doch der HSK zeigte ein Mal mehr eine beherzte Leistung gegen einen nominell stärkeren Gegner. Nach vier Partien stand es 2:2. Das lag vor allem am Sieg von Rasmus Svane am Spitzenbrett gegen Pentala Harikrishna - eine Kurzanalyse finden sie dazu auf Chessbase. Der indische Großmeister leistete sich in schwieriger Stellung einen unachtsamen Damenschwenk und geriet unter die Räder. Solingen wäre aber nicht Deutscher Meister geworden, wenn solch ein Ausrutscher nicht vom Rest des Teams kompensiert werden würde. Predrag Nikolic, Jan Smeets und Markus Ragger gewannen ihre Partien und sicherten Solingen das 5,5:2,5.

Der SV Mülheim Nord zeigte an diesem Wochenende zwei Gesichter. Zuerst unterlagen die Westdeutschen sang- und klanglos gegen Hamburg, zeigten sich gegen Bremen aber erholt und siegten gegen den leicht favorisierten Gastgeber mit 4,5:3,5. Sieben Partien endeten zwar Remis, doch am Spitzenbrett zeigte David Navara ein Mal mehr seine Spitzenklasse. Luke McShane versuchte es auf seine typische Art mit einer Nebenvariante gegen die Sizilianische Verteidigung, manövrierte seinen König aber nach und nach in zu offene Gefilde. Der tschechische Ausnahmekönner fand einen Weg, um mit allen Figuren über den weißen Monarchen herzufallen und den Sieg zu erringen. Navara steht momentan bei vier aus vier in dieser Saison - überragend!

David Navara | Foto: Guido Giotta
David Navara | Foto: Guido Giotta

Ivanchuk kam, sah und siegte

In Trier stand mit Vassily Ivanchuk vor allem ein Mann im Mittelpunkt. Dank ihm punktete Trier beinahe gegen Hockenheim und dank ihm ging der Gastgeber gegen Griesheim folgendermaßen in Führung.

Ivanchuk,Vassily (2722) - Krassowizkij,Jaroslaw (2438)
SBL 2016/17, SV Griesheim - SG Trier, 20.11.2016

Stellung nach 18...Dd7:

Mit einigen Powerzügen nimmt Weiß den schwarzen Königsflügel fix auseinander. 19.h4! f6?! 19...Lxh4 ist zu gefährlich wegen 20.Dg4 Le7 21.f5! aber 19...Sc5 20.h5 Se4 mit sofortiger Überführung des Springers ins Zentrum ist nicht klar. 20.Dh3 Lc5 21.h5 gxh5? Schwarz hätte die Stellung eher geschlossen halten sollen mit 21...f5 22.f5!

22...exf5 22...fxe5 23.Sxe6+- 23.e6+- Dc7 24.Txf5 Schwarz hatte genug gesehen. Der weiße Angriff läuft ungehindert weiter und Ivanchuk hat dafür noch nicht mal richtig Material geopfert. 1-0

Vassily Ivanchuk | Foto: Georgios Souleidis
Vassily Ivanchuk | Foto: Georgios Souleidis

Basierend auf diesen Sieg gewann Trier gegen Griesheim mit 5:3. Zwar verlor Felix Graf an Brett vier, doch Lukasz Cyborowski und Pawel Jaracz sicherten die zwei Mannschaftspunkte. Trier liegt nach dem Wochenende mit vier Punkten im Mittelfeld der Tabelle, während Griesheim als einziges Team der Liga noch keinen Punkt auf dem Konto hat und dementsprechend den letzten Platz einnimmt.

Der SV Hockenheim gehört neben Baden-Baden und Solingen zu den Teams, die mit voller Punktzahl an der Spitze liegen. Der Kampf gegen den DJK Aachen verlief einseitig. Arik Braun brachte sein Team sehr schnell in Führung, nachdem sein jungen Gegner in der Eröffnung auf 1.d4 mit 1...h6?! antwortete. Das war allerdings nicht der Grund für die Niederlage.

Braun,Arik (2579) - Van Foreest,Lucas (2350)
SBL 2016/17, SV Hockenheim - DJK Aachen, 20.11.2016

Stellung nach 20...c5:

21.Sxg7! Lxg2 21...Kxg7 22.Txd7+- 22.Sh5! Schwarz gab auf, da die Drohungen auf der Diagonale a1-h8 entscheidend sind. 1-0

Der Reihe nach punkteten auch Ivan Saric, Csaba Balogh und David Baramidze, so dass am Ende ein 6:2 heraussprang.

Das siegreiche Team des SV Hockenheim
Das siegreiche Team des SV Hockenheim

SF Berlin locker, Zugzwang München mit erstem Punktgewinn

Für die Schachfreunde Berlin war es ein erfolgreiches Wochenende. Nach dem 6:2 gegen Zugzwang München gewannen die Hauptstädter mit dem gleichen Ergebnis gegen Bayern München. Zu den Spielern, die für Berlin an diesem Wochenende doppelt punkteten, gehört Krzysztof Jakubowski. Der polnische Großmeister setzte gegen Zoltan Ribli ein Ausrufezeichen.

Jakubowski,Krzysztof (2529) - Ribli,Zoltan (2555)
SBL 2016/17, FC Bayern München - SF Berlin, 20.11.2016

Stellung nach 21...g6:

22.f5! Mit diesem typischen Vorstoß reißt Schwarz eine Bresche in die schwarze Festung. 22...exf5 23.Lxf5 Td5 24.Le4! Tf8 24...Td7 25.Lxb7 Dxb7 26.Sh6+ Kg7 27.Sf5+ Kf8 28.Sd6+- gewinnt auch die Qualität. 25.Sh6+ Kg7 26.Sf5+ Kh8 27.Lxd5 Lxd5 28.Sxd4+- Weiß hat eine Qualität und einen Bauern mehr. Jakubowski gewann sicher nach 49 Zügen. 1-0

Krzysztof Jakubowski | Foto: Frank Hoppe
Krzysztof Jakubowski | Foto: Frank Hoppe

MSA Zugzwang München holte den ersten Punkt seiner Bundesliga-Geschichte. Gegen den SK König Tegel lag der Aufsteiger nach dem Sieg von Stefan Bromberger am Spitzenbrett mit 4:3 in Führung, doch Stefan Frübing glückte für den Gastgeber der Ausgleich. Das Abschneiden der Münchener Teams nimmt Hartmut Metz in einem gesonderten Bericht, den wir morgen veröffentlichen werden, unter die Lupe.

Mit der 5. und 6. Runde der Saison 2016/17 geht es schon in zwei Wochen am 3. und 4. Dezember weiter. Gespielt wird in Aachen, Hockenheim, Dresden und Mülheim. Der absolute Knaller steht in Hockenheim auf dem Programm. Hier trifft der Gastgeber auf die OSG Baden-Baden.

Einzelergebnisse 4. Runde
Alle Partien nachspielen auf dem Liveportal
Kreuztabelle nach der 4. Runde


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Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.