Standesgemäßer Auftakt

Erstellt am: 21.10.2017

Die Saison 2017/18 startete ohne Überraschungen. Im Spitzenduell der 1. Runde setzte sich die OSG Baden-Baden gegen den SK Schwäbisch Hall problemlos mit 5,5:2,5 durch. Klare Siege feierten auch die weiteren Favoriten in ihren Kämpfen Deizisau, Aachen, Solingen, Hockenheim und Bremen. Einzig die Paarungen in Meißen lieferten Spannung. Während Berlin mit 5:3 gegen Norderstedt siegte, trennten sich Dresden und Hamburg 4:4.

GRENKE-Teams ohne Probleme

Die OSG Baden-Baden machte zu Beginn der neuen Saison dort weiter, wo sie in der letzten aufgehört hatte. Mit den Topstars Maxime Vachier-Lagrave und Vishy Anand sowie sechs weiteren Weltklassespielern besiegte der deutsche Meister den SK Schwäbisch Hall mit 5,5:2,5.

Nach einem ausgekämpften Remis zwischen Matthieu Cornette und Michael Adams brachte Etienne Bacrot den Gastgeber in Führung. Der französische Großmeister nutzte gegen Peter Michalik einen freien Bauern auf der a-Linie zum Sieg aus. Es folgte ein Remis zwischen Radoslaw Wojtaszek und VIktor Laznicka, bevor Arkadij Naiditsch gegen Matthias Womacka mit Schwarz in einem Abtausch-Spanier erfolgreich war.


Die zweite Hälfte des Kampfes begann mit einem Remis an Brett zwei. Hier lieferten sich Vishy Anand und Chao Li einen spannenden Kampf. Der chinesische Großmeister versuchte Anand mit der Russischen Verteidigung abzublocken, doch in einem Turmendspiel zeigte der 15. Weltmeister der Schachgeschichte großes Können. Er schaffte sich zwei zentrale Freibauern auf der fünften Reihe gegen zwei Randbauern auf der siebten Reihe. Im 50. Zug setzte er seinen König aber auf das falsche Feld und musste kurze Zeit später ins Remis einwilligen. In der Folge konnte Dmitry Jakovenko zwar das russische Duell gegen Peter Svidler für sich entscheiden, doch Maxime Vachier-Lagrave und Rustam Kasimdzhanov kamen zu weiteren Siegen für Baden-Baden. Im folgenden Interview äußert sich der französische Großmeister zu seiner Partie.


Den erfolgreichen Nachmittag für die von der GRENKELEASING AG gesponserten Mannschaften komplettierten die Schachfreunde Deizisau, die einige Premieren feiern durften. Sowohl für den Verein als auch für Peter Leko und Vincent Keymer war es gegen Speyer-Schwegenheim der erste Auftritt in der höchsten deutschen Spielklasse. Leko zeigte sich gegen Toms Kantans in einer Trendvariante des Taimanov-Sizilianers bestens präpariert und landete in einem besseren Endspiel, das er sicher zum Sieg führte.

Neben dem ungarischen Spitzenbrett gewannen auch fünf weitere Spieler und so sah es beim 6:0 fast schon nach der Höchststrafe aus. Allerdings verlor Vincent Keymer seine erste Partie in der SBL. Das mit erst zwölf Jahren größte deutsche Schachtalent ist der jüngste Bundesligaspieler aller Zeiten und war bei seinem ersten Einsatz vielleicht noch etwas nervös. Einen halben Punkt für Speyer-Schwegenheim steuerte letztendlich Luca Shytah bei, bei dem es gegen Matthias Blübaum zwischenzeitlich sogar nach dem vollen Punkt aussah.

Hockenheim und Bremen souverän

In Mülheim kam der Gastgeber gegen den SV Hockenheim mit 1,5:6,5 gehörig unter die Räder. Obwohl beide Mannschaften auf einen Großteil ihrer "ersten Acht" verzichteten, spielte Hockenheim mit acht Großmeistern und dementsprechend hatten die Hausherren keine Chance. Nur Daniel Fridman, Daniel Hausrath und Mihail Saltaev schafften jeweils ein Remis. Beim deutschen Vizemeister war Krishnan Sasikiran gleich bei seinem ersten Einsatz erfolgreich.

Werder Bremen siegte ungefährdert mit 6:2 gegen den SV Hofheim. Der hohe Sieg kam insbesondere durch die deutliche Überlegenheit an den ersten vier Brettern zu Stande. Hier konnte nur Jan-Christian Schröder gegen Alexander Areshchenko ein ehrenvolles Remis am Spitzenbrett erzielen. Besonders sehenswert war der Sieg von Romain Edouard gegen Thore Perske. Der französische Großmeister nutzte lauter Bauerndurchbrüche, um die Verteidigung des jungen deutschen Titelträgers zu durchbrechen. Weitere Siege landeten Laurent Fressinet, Luke McShane und Wouter Spoelman.

Romain Edouard | Foto: Georgios Souleidis
Romain Edouard | Foto: Georgios Souleidis

Hamburg verpasst Sieg

Der spannendste Kampf des Tages fand zwischen dem USV TU Dresden und dem Hamburger SK statt. Nach einem Remis an Brett sechs gingen die Gastgeber durch Siege von Mateusz Bartel und Liviu-Dieter Nisipeanu mit 2,5:0,5 in Führung. In den restlichen Partien hatten die Hamburger allerdings so viele Vorteile angesammelt, dass ein Sieg für den HSK wahrscheinlich erschien. Jan-Krzysztof Duda sorgte nach einer tollen Partie gegen Pavel Eljanov für den Anschlusstreffer, bevor Dorian Rogozenco durch einen Sieg gegen Jens-Uwe Maiwald der Ausgleich gelang. Die restlichen drei Partien endeten aber alle unentschieden, obwohl die Hamburger teilweise entscheidende Vorteile hatten.

Jan-Krzysztof Duda | Foto: Georgios Souleidis
Jan-Krzysztof Duda | Foto: Georgios Souleidis

Die Schachfreunde Berlin kamen zu einem knappen 5:3 gegen den SK Norderstedt. Nach zwei Remis brachte Emil Schmidek die Hauptstädter bei seinem ersten Einsatz in der SBL durch einen Sieg gegen Christian Michna in Führung. Jacek Tomczak und Marco Baldauf sicherten den Sieg, bevor Andrey Ostrovskiy für den Aufsteiger aus der 2. Bundesliga Nord der Ehrentreffer gelang.

Solingen und Aachen ohne Mühe

Die SG Solingen und der DJK Aachen wurden zum Saisonauftakt ihrer Favoritenrolle gerecht. Der Meister der Saison 2015/16 gewann gegen die MSA Zugzwang München locker mit 6,5:1,5. An den ersten drei Brettern konnten die Münchner mit drei Remis mithalten, doch in den restlichen Partien setzten sich die Gastgeber durch.

Alexander Naumann setzte sich gegen Markus Lammers durch | Foto: Guido Giotta
Alexander Naumann setzte sich gegen Markus Lammers durch | Foto: Guido Giotta

Der DJK Aachen hatte gegen Bayern München ebenfalls keine Mühe und gewann mit 6:2. Einen spannenden Schlagabtausch lieferten sich Valentin Dragnev und Eduardo Itturizaga Bonelli. Der venezolanische Großmeister riskierte mit Schwarz Kopf und Kragen und erlaubte Dragnev ein typisches sizilianische Opfer. Dragnev besaß starken Angriff und eine vermeintliche Gewinnstellung, doch fand der junge Österreicher in komplizierter Stellung nicht den Gewinn. Letztendlich setzte sich Itturizaga mit seiner Mehrfigur durch.

Valentin Dragnev | Foto: Guido Giotta
Valentin Dragnev | Foto: Guido Giotta

Ergenisse der 1. Runde

Am Sonntag geht es weiter ab 10 Uhr mit der 2. Runde. Der Spitzenkampf der Runde findet zwischen Hockenheim und Bremen stattt. Außerdem kommt es zum Duell der GRENKE-Teams Deizisau und Baden-Baden.



Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.