Spannender Abstiegskampf

Erstellt am: 09.04.2017

Die 12. Runde sorgte für mächtig Bewegung im Tabellenkeller der SBL. Der SK König Tegel gewann gegen die SG Speyer-Schwegenheim, wonach der FC Bayern München nach dem Sieg gegen den SV Griesheim plötzlich die besten Karten aller Abstiegskandidaten besitzt. An der Tabellenspitze dreht Baden-Baden nach dem Sieg gegen die SF Berlin einsam seine Kreise, während der SV Hockenheim nach dem 7:1 gegen MSA Zugzwang München und der gleichzeitigen Niederlage des SK Schwäbisch Hall gegen Bremen auf Platz zwei sprang. Auf Rang drei rangiert Solingen nach dem 5:3 gegen Trier, während Mülheim und Dresden nach starken Vorstellungen die Plätze fünf und sechs einnehmen.

Bayern gewinnnt Abstiegsgipfel

So ungewöhnlich es klingt, so wahr ist es auch. Aber es handelt sich natürlich um die Schachbundesliga und hier kämpft der FC Bayern München um den Klassenerhalt. Diesem ist er ein Stück näher gekommen nach dem 4,5:3,5 gegen den SV Griesheim. Bayern startete vor heimischer Kulisse favorisiert in den Kampf und wurde der Rolle, auch wenn knapp, letztendlich gerecht. Zwar gewann Nico Georgiadis am Spitzenbrett durch einen fulminanten Angriff auf Michael Bezolds König, doch an den restlichen Brettern holten die Gastgeber den Sieg heraus. Klaus Bischoff widerlegte das erratische Spiel Krassowizkijs und kam zum ersten Saisonsieg, Linus Johansson, der eine Bombensaison spielt und auf GM-Norm-Kurs ist, setzte sich gegen Lukasz Jarmula durch und Dr. Ferdinand Unzicker ließ Bogdan Grabarczyk keine Chance.

Klaus Bischoff | Foto: Georgios Souleidis
Klaus Bischoff | Foto: Georgios Souleidis

Nach diesem Sieg besitzt Bayern die besten Karten aller Abstiegskandidaten, um den Klassenerhalt zu schaffen. Im Prinzip kommt es gegen Reisepartner MSA Zugzwang München zum Endspiel während der zentralen Endrunde in Berlin. Sogar ein 4:4 sollte für Platz 12 reichen, denn das Restprogramm gibt den weiteren Kandidaten wenig Hoffnung auf einen Punkt.

Der zweite Kampf in München war eine klare Angelegenheit. Der SV Hockenheim setzte sich locker mit 7:1 gegen MSA Zugzwang München durch und kletterte auf den zweiten Platz in der Tabelle. Auch für die Rennstädter steht in Berlin ein Endspiel auf dem Programm. In der 14. Runde soll gegen Schwäbisch Hall der zweite Platz verteidigt und letztendlich die Vize-Meisterschaft gefeiert werden.

Speyer-Schwegenheim verliert Abstiegsgipfel

Vor der 12. Runde besaß die SG Speyer-Schwegenheim die besten Chancen auf den letzten Nichtabstiegsplatz. Nach der 12. Runde hat sich alles geändert. Der Aufsteiger aus der 2. Bundesliga Süd konnte seiner Favoritenrolle gegen den SK König Tegel nicht gerecht werden und verlor mit 3,5:4,5. Für König Tegel punkteten mit Robert Rabiega, Martin Bruedigam und Stefan Fruebing genau die drei Spieler voll, die im Team ein Elo-Plus zu verzeichnen haben. Rabiegas Schlussspiel gegen Sebastian Feller war sehenswert.

Rabiega,Robert (2498) - Feller,Sebastien (2573)
SBL 1617, SK König Tegel - SG Speyer-Schwegenheim, 09.04.2017

Stellung nach 50...Ta7:

Es sieht so aus, als ob Schwarz Material zurückgewinnt. 51.Lc6! Lxc6 52.Lb8! Dank dieses Zwischenzuges behält Weiß zwei Leichtfiguren gegen den Turm. 52...Ta3 53.Sxc6+- Schwarz gewann zwar den Bauern h4 und gab den Turm für den d-Bauern, doch Rabiega hatte keine Probleme mit Springer und Läufer matt zu setzen, 1-0 nach 75 Zügen.

Speyer-Schwegenheim steht zwar noch auf Platz 12 der Tabelle, doch das Restprogramm während der zentralen Endrunde in Berlin - Baden-Baden, Solingen und Mülheim - gibt wenig Anlass zu Hoffnung auf einen weiteren Punkt oder gar zwei Zähler. König Tegel kann sich mit vier Punkten noch Hoffnung auf den Klassenerhalt machen, doch gegen SF Berlin, Bremen und Hamburg ist man klarer Außenseiter.

Die OSG Baden-Baden genoß in der 12. Runde einen weiteren Spaziergang in der SBL. Die Schachfreunde Berlin kamen an vier Brettern zu heroischen Punkteteilungen, doch die restlichen vier Partien gingen an den Tabellenführer und baldigen neuen deutschen Meister. Eine starke Saison, nicht zum ersten Mal, spielt bei Baden-Baden Arkadij Naiditsch. MIt 10,5 Punkten aus zwölf Partien hat er von allen Spielern der Liga die meisten Punkte gesammelt.

Arkadij Naiditsch | Foto: Georgios Souleidis
Arkadij Naiditsch | Foto: Georgios Souleidis

Mülheim holt Aachen auf den Boden der Tatsachen zurück

Nach dem überraschenden Sieg gegen die SG Solingen ging der DJK Aachen selbstbewusst und sogar favorisiert in den Kampf gegen den SV Mülheim Nord. Das Match verlief aber überraschend einseitig zugunsten von Mülheim. Für die "Nordler" gewannen Konstantin Landa, Patrick Zelbel und Thomas Beerdsen. Die zwei Letztgenannten haben sich mit sieben Siegen aus den letzten sieben Partien zu richtigen Leistungsträgern entwickelt.

Thomas Beerdsen (rechts) gewann gegen Lucas van Foreest | Foto: Guido Giotta
Thomas Beerdsen (rechts) gewann gegen Lucas van Foreest | Foto: Guido Giotta

Ohne Spannung verlief auch der Kampf zwischen der SG Solingen und der SG Trier. Die Klingenstädter nutzten im Gegensatz zum Vortag ihre nominelle Überlegenheit und gewannen dank der Siege von Markus Ragger und Jan Smeets mit 5:3.

Markus Ragger ist mit 9,5 Punkten aus zwölf Partien der zweitbeste Scorer der Liga | Foto: Guido Giotta
Markus Ragger ist mit 9,5 Punkten aus zwölf Partien der zweitbeste Scorer der Liga | Foto: Guido Giotta

Dresden mit Kantersieg

Neben den Abstiegsgipfeln war das Match zwischen Schwäbisch Hall und Bremen hart umkämpft. Ein starkes Spitzenbrett reichte den Hallern allerdings nicht, um gegen den Gastgeber mitzuhalten. Ernesto Inarkiev setzte sich gegen Laurent Fressinet durch, doch Vlastimil Babula - in einer wilden Partie gegen Anthony Wirig - und David Smerdon - mit guter Endspieltechnik gegen Frank Zeller - drehten das Match für Bremen. Für Schwäbisch Hall sind die Chancen auf die Vize-Meisterschaft allerdings weiterhin intakt. Es kommt, wie weiter oben erwähnt, zum Endspiel gegen den SV Hockenheim während der zentralen Endrunde in Berlin.

Was war das denn für ein Kampf?!? Der Hamburger SK ging gegen den USV TU Dresden favorisiert ins Rennen und verlor 1:7! Dementsprechend bedient äußerte sich der Vorsitzende des HSK, Christian Zickelbein, auf der Vereins-Webseite:

Schwarzer Bundesliga-Sonntag für den HSK
War schon das 4:4 am Sonnabend gegen den nicht in Bestbesetzung spielenden SK Schwäbisch Hall enttäuscht (sic), so kann ich mir die 1:7-Niederlage gegen den deutlich schwächer besetzten USV TU Dresden nicht erklären. Ob Lubomir Ftacnik sie am Montag um 19 Uhr im HSK Schachzentrum in seiner Bundesliga-Nachlese erklären wird, bezweifle ich. Er wird es vorziehen, die Highlights von anderen Spielorten zu präsentieren.

Dresden steuert auf sein bestes Ergebnis seit dem Aufstieg vor drei Jahren hin. Ligaübergreifend haben sie von allen Teams die meisten Elo-Punkte gewonnen in dieser Saison und können diese in Berlin mit guten Leistungen gegen Hockenheim, Schwäbisch Hall und Griesheim krönen.

Der Saisonhöhepunkt

Vom 29. April bis zum 01. Mai findet die zentrale Endrunde in Berlin statt. In der Hauptstadt werden die drei letzten Runden der Saison 2016/17 absolviert. Gleichzeitig führt die Frauenbundesliga ihre letzten drei Runden in Berlin durch. Alle Infos zu diesem tollen Event finden Sie auf dieser Webseite. Und warum Sie diese Veranstaltung nicht verpassen sollten, verraten ihnen Markus Schäfer und Dan-Peter Poetke im Interview.

Einzelergebnisse der 12. Runde
Kreuztabelle nach der 12. Runde
Alle Partien nachspielen auf dem Liveportal



Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.