Spannende Sonntagskämpfe

Erstellt am: 22.10.2017

Die Kämpfe der 2. Runde verliefen fast ohne Ausnahme sehr ausgeglichen und endeten in zwei Fällen mit einem überraschenden Ausgang. Das Spitzenduell entschied Hockenheim gegen Bremen knapp für sich. Bei Deizisau gegen Baden-Baden lag eine Überraschung in der Luft, bevor sich die Klasse des Meisters durchsetzte. Einen unerwarteten Punktgewinn feierte MSA Zugzwang München gegen Aachen und Hofheim gelang gegen Mülheim sogar ein Sieg. Eine Zusammenfassung der Ereignisse an den Spielorten Baden-Baden, Mülheim, Dresden und Solingen.

Deizisau verlangt Baden-Baden alles ab

Die OSG Baden-Baden gewann gegen die SF Deizisau mit 5,5:2,5, doch das Ergebnis täuscht über den Verlauf des Kampfes etwas hinweg. Andreas Heimann und Radoslaw Wojtaszek trennten sich schnell remis, bevor Peter Leko und Maxime Vachier-Lagrave am Spitzenbrett den Punkt teilten. Der ungarische Großmeister zeigte seine ganze Klasse und besaß in einer Italienischen Partie sogar leichte Stellungsvorteile. Matthias Blübaum hatte an Brett zwei gegen Viswanathan Anand ebenfalls keine Probleme und sicherte einen weiteren halben Punkt für den Aufsteiger aus der 2. Bundesliga Süd. Dann ging Deizisau sogar mit 2,5:1,5 in Führung. Alexander Graf ergriff gegen Michael Adams durch ein starkes Bauernopfer die Initiative am Königsflügel, doch erst ein kapitaler und für den englischen Großmeister seltene Fehler entschied die Partie auf der Stelle.

Alexander Graf (links) siegte gegen Michael Adams | Foto: Thilo Gubler
Alexander Graf (links) siegte gegen Michael Adams | Foto: Thilo Gubler

Danach drehte der deutsche Meister auf. Obwohl es die Stellungen gar nicht so sehr verrieten, gewannen Rustam Kasimdzhanov, Peter Svidler, Etienne Bacrot und Arkadij Naiditsch ihre Partien. Während der usbekische Großmeister Philipp Schlosser am Königsflügel überrannte, zeigten die drei Letztgenannten tolle Endspieltechnik. Der Sieg fiel am Ende vielleicht etwas zu hoch aus, doch er war natürlich verdient.

Arkadij Naiditsch (rechts) mit zwei Siegen ganz stark an diesem Wochenende | Foto: Thilo Gubler
Arkadij Naiditsch (rechts) mit zwei Siegen ganz stark an diesem Wochenende | Foto: Thilo Gubler

Im parallel ausgetragenen Kampf in Baden-Baden siegte der SK Schwäbisch Hall mit 6,5:1,5 gegen Speyer-Schwegenheim. Zwar gewann Toms Kantans am Spitzenbrett gegen Ernesto Inarkiev durch einen schönen Königsangriff, doch das war zu diesem Zeitpunkt nur der Ehrentreffer. Die klare nominelle Überlegenheit hatte sich vorher deutlich bemerkbar gemacht und schon nach vier Stunden für den Kantersieg gesorgt.

Hockenheim gewinnt Spitzenkampf

Der Spitzenkampf des Tages fand in Mülheim statt. Hier setzte sich der SV Hockenheim mit 4,5:3,5 gegen Werder Bremen durch. Romain Edouard brachte durch einen Sieg gegen Dennis Wagner Bremen in Führung, bevor David Baramidze seinen Gegner Vlastimil Babula auskonterte und sehenswert zum 2:2 ausglich. Nach der Zeitkontrolle gewann Laurent Fressinet gegen Krishnan Sasikiran, doch Ivan Saric und Arik Braun stellten den knappen Sieg für Hockenheim sicher.

David Baramidze | Foto: Guido Giotta
David Baramidze | Foto: Guido Giotta

Eine kleine Überraschung gelang dem SV Hofheim mit dem 4,5:3,5 gegen den SV Mülheim Nord. Zwar ist Mülheim ein gestandener Bundesligist, doch nominell bestand gegenüber dem Aufsteiger aus der 2. Bundesliga West kaum ein Unterschied. Nach vier Stunden stand es 3:2 für Hofheim und in den verbliebenen Partien konnten die Gastgeber das Ruder nicht mehr herumreißen.

Thore Perske setzte sich gegen Mihail Saltaev durch | Foto: Guido Giotta
Thore Perske setzte sich gegen Mihail Saltaev durch | Foto: Guido Giotta

Traumstart für Berlin

In einem weiteren engen Kampf setzten sich die Schachfreunde Berlin mit 4,5:3,5 gegen den Hamburger SK durch. Die Hanseaten starteten nominell leicht favorisiert, doch es gelang ihnen nicht ein Sieg. Der Matchwinner war Ilja Schneider, der Jonas Lampert niederrang. In einer slawischen Abtauschvariante opferte Lampert einen Bauern, besaß aber sehr gute Kompensation und aktive Figuren. Im kritischen Moment entschied er sich für einen falschen Turmzug und erlaubte Schneider sich zu konsolidieren. Letztendlich gewann der Berliner dank eines entfernten Freibauern auf der a-Linie.

Ilja Schneider analysiert mit Jonas Lampert, Alexander Seyb schaut zu | Foto: Martina Skogvall
Ilja Schneider analysiert mit Jonas Lampert, Alexander Seyb schaut zu | Foto: Martina Skogvall

Im zweiten Kampf in Meißen siegte der USV TU Dresden mit 5,5:2,5 gegen den SK Norderstedt. Der Aufsteiger aus der 2. Bundesliga Nord hielt trotz klarer nomineller Unterlegenheit mit fünf geteilten Punkten sehr gut mit. Den Sieg stellten für Dresden Liviu-Dieter Nisipeanu, Maximilian Neef und Jens-Uwe Maiwald sicher.

Zugzwang München überrascht

Der MSA Zugzwang München gelang ein überraschender Punktgewinn gegen den DJK Aachen. Die Westdeutschen starteten an jedem Brett mit Elo-Vorteil und enttäuschten insbesondere an den hinteren vier Brettern, die mit 3:1 an München gingen. Markus Lammers brachte die Süddeutschen früh in Führung, bevor Falko Bindrich für den Ausgleich sorgte. Christian Schramm gelang wieder die Führung für München, doch Florian Handke sorgte mit seinem Punktgewinn wenigstens für ein versöhnliches Ende bei den Aachenern.

Die SG Solingen tat sich gegen den FC Bayern München erstaunlich schwer. Nach sieben Remis konnten sich die Hausherren bei Erwin L´Ami bedanken, der gegen Andreas Schenk siegte und das 4,5:3,5 sicherstellte.

Erwin L´Ami gewann an diesem Wochenende beide Partien | Foto: Guido Giotta
Erwin L´Ami gewann an diesem Wochenende beide Partien | Foto: Guido Giotta

Ergebnisse der 2. Runde
Kreuztabelle nach der 2. Runde
Partien nachspielen auf dem Liveportal

Mit der 3. und 4. Runde geht es weiter am 11. und 12. November. Gastgeber einer Doppelrunde sind Schwäbisch Hall, Aachen, Bremen und München (MSA Zugzwang). Die Spitzenkämpfe finden mit Hockenheimer Beteiligung in Schwäbisch Hall statt. Dort trifft der deutsche Vizemeister auf die Gastgeber und den starken Aufsteiger aus Deizisau. Baden-Baden muss nach München und steht vor zwei Pflichtübungen. Spannung versprechen dagegen die Duelle in Aachen. Hier treffen Aachen/Solingen auf Dresden/Berlin. Zusätzlich lockt das immergrüne Duell zwischen den Nordteams Bremen und Hamburg im Weserstadion.



Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.