Solingen schlägt Baden-Baden

Erstellt am: 25.02.2018

Die SG Solingen sorgte für die Nachricht der 10. Runde. Der Rekordmeiser siegte mit 4,5:3,5 gegen die OSG Baden-Baden und übernahm die alleinige Tabellenführung in der Schachbundesliga. Weitere Überraschungen gelangen den Schachfreunden Berlin, die Deizisau schlugen, und der MSA Zugzwang München, die Bremen einen Punkt abnahmen. Zu klaren Siegen kamen Aachen, Dresden, Hamburg, Hockenheim und Mülheim Nord.

Holländischer Matchwinner in Aachen

Der Kampf zwischen der SG Solingen und der OSG Baden-Baden verlief unerwartet einseitig, ja fast ereignislos. Nach drei Stunden stand es 2,5:2,5, nachdem fünf Partien ohne große Aufreger und einem Schnitt von weit unter 30 Zügen Remis endeten. Zu diesem Zeitpunkt hatte Erwin L`Ami Vorteil gegen Arkadij Naiditsch und Loek van Wely lehnte sogar ein Remisangebot von Michael Adams ab.

Loek van Wely mit starker Leistung gegen Michael Adams | Foto: Guido Giotta
Loek van Wely mit starker Leistung gegen Michael Adams | Foto: Guido Giotta

Es folgte das sechste Remis des Kampfes, nachdem Etienne Bacrot und Robin van Kampen die Züge wiederholten. Dann brachte Erwin L`Ami durch seinen Sieg gegen Naiditsch Solingen in Führung. Der Kampf war im Prinzp gelaufen, denn van Wely besaß im Turmendspiel einen Mehrbauern. Adams hatte aber genug Gegenspiel, um letztendlich das Remis zu sichern.

Arkadij Naiditsch gegen Erwin L`Ami | Foto: Ulrich Geilmann
Arkadij Naiditsch gegen Erwin L`Ami | Foto: Ulrich Geilmann

"Irgendwie kam mir der Kampf relativ glatt vor, auch wenn man sich das gegen Baden Baden kaum vorstellen kann," so der 1. Vorsitzende der SG Solingen Oliver Kniest. Außerdem fügte er hinzu:" Zumindest sollten wir dafür gesorgt haben, dass bei der zentralen Endrunde in Berlin in diesem Jahr auch an der Spitze für Spannung gesorgt ist."

Das klingt bescheiden, bedenkt man, dass Solingen mit zwei Punkten Vorsprung auf Baden-Baden die Tabelle anführt. Allerdings hat es das Restprogramm mit Kämpfen gegen Hockenheim, Deizisau, Aachen und Schwäbisch Hall in sich, so dass nichts entschieden ist.

Im parallel ausgetragenen Kampf siegte der DJK Aachen gegen die SG Speyer-Schwegenheim mit 5,5:2,5. Obwohl Vassily Ivanchuk gegen seinen Landsmann Mikhaylo Oleksiyenko verlor, hatte der Gastgeber leichtes Spiel. Mit einem schönen Springerabzug gewann dabei Mircea Parligras gegen Gabor Kovacs.

Vassily Ivanchuk kiebitzt an Brett acht | Foto: Guido Giotta
Vassily Ivanchuk kiebitzt an Brett acht | Foto: Guido Giotta

Berlin überrascht gegen Deizisau

Der zweite unerwartete Erfolg des Tages gelang den Schachfreunden Berlin. Obwohl Deizisau an sieben Brettern nominell mit Vorteil antrat, gelang den Hauptstädtern ein Sieg mit 5:3. Alexander Seyb bestrafte die fragwürdige Eröffnungswahl von Alexander Graf und Arnd Lauber siegte mit dem Wolga-Gambit gegen Vincent Keymer. Bei den Gastgebern besaß nur Rustem Dautov einen Vorteil, den er aber nicht zum Sieg verdichten konnte.

Alexander Seyb | Archvbild: Georgios Souleidis
Alexander Seyb | Archvbild: Georgios Souleidis

In einem Duell zweier Schwergewichte siegte der USV TU Dresden gegen den SK Schwäbisch Hall mit 5,5:2,5. Liviu-Dieter Nisipeanu überzeugte gegen Viktor Laznicka und fügte dem Tschechen dessen erste Saisonniederlage zu. Außerdem gelang Roven Vogel der erste Saisonsieg gegen den französischen Großmeister Jean-Pierre Le Roux. Zudem fand die Partie an Brett sieben ein glücklicheres Ende für Dresden.

Klare Ergebnisse in Hockenheim

Der SV Hockenheim verbesserte sich durch zwei Siege vor heimischer Kulisse auf Platz vier der Tabelle. Nach dem knappen Erfolg gegen den Hamburger SK folgte mit 7,5:0,5 ein Kantersieg gegen den SK Norderstedt. Für das Schlusslicht der Tabelle konnte nur Bededict Krause einen halben Zähler ergattern.

In einem wichtigen Kampf um den Klassenerhalt siegte der Hamburger SK gegen den SV Hofheim mit 6:2. Dabei nutzte der Bundesliga-Dino insbesondere seine nominelle Überlegenheit an den ersten vier Brettern mit 3,5 Punkten. Außerdem siegte mit Lubomir Ftacnik einer der dienstältesten Spieler im "Trikot" des HSK. Der slowakische Großmeister initiierte einen schönen Königsangriff und jagte den gegnerischen Monarchen über das halbe Brett.

Lubomir Ftacnik | Archivbild: Georgios Souleidis
Lubomir Ftacnik | Archivbild: Georgios Souleidis

MSA München wächst über sich hinaus

Die MSA Zugzwang München ist ein kleines Überraschungsei in dieser Saison. Mit dem 4:4 gegen Werder Bremen lieferte der Abstiegskandidat, nach dem 4:4 gegen Aachen und dem 4,5:3,5 gegen Deizisau, schon das dritte unerwartete Ergebnis. Mitverantwortlich für die guten Resultate ist Leon Mons, der am Spitzenbrett mit 50% der Punkte eine Bombensaison spielt. Gegen Bremen gelang ihm mit einem Schwarzsieg gegen Laurent Fressinet eine tolle Leistung. Eigentlich hätte München sogar gewinnen müssen, doch Christoph Eichler ließ sich von Jan Werle trotz klaren Vorteils überrumpeln und Markus Lammers konnte gegen Alexander Markgraf eine technische Gewinnstellung nicht verwerten.

Leon Mons | Archivbild: Hartmut Metz
Leon Mons | Archivbild: Hartmut Metz

Der Kampf zwischen den genannten Teams fand in Mülheim statt, wo der Gastgeber am Sonntag mit dem 7:1 gegen Bayern München ein Ausrufezeichen setzte. Nach dem zweiten klaren Sieg am Wochenende verbesserte sich Mülheim auf Platz 10 der Tabelle. Die Abstiegssorgen sind die "Nordler" aber nicht komplett los, da ihr Restprogramm deutlich härter ist als das der sich momentan auf den Abstiegsplätzen befindlichen Mannschaften.

Einzelergebnisse der 10. Runde
Kreuztabelle der SBL
Alle Partien nachspielen im Liveportal

Mit der 11. und 12. Runde geht es weiter am 10. und 11. März. Die SG Solingen verteidigt die Tabellenführung in Hofheim und trifft dabei in einem der Spitzenkämpfe des Wochenendes auf den SV Hockenheim. Der zweite Kracher findet in Speyer-Schwegenheim zwischen der OSG Baden-Baden und dem SV Werder Bremen statt. Außerdem richten der Hamburger SK und der FC Bayern München eine Doppelrunde aus.

Teaserfoto (Spielsaal Aachen): Guido Giotta



Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.