Da waren es nur noch zwei. Nach der überraschenden Niederlage von Hockenheim gegen Deizisau liegen nur noch Baden-Baden und Solingen verlustpunktfrei an der Spitze. Insgesamt gab es in der 4. Runde vier klare und vier knappe Siege. Eine Zusammenfassung der Ereignisse an den Spielorten Schwäbisch Hall, Aachen, Bremen und München.
Der SV Hockenheim startete gegen Deizisau im Vergleich zum Vortag ohne Anatoli Karpov. Das hat aber bestimmt kaum jemanden überrascht, da der 12. Schachweltmeister in der Vergangenheit häufig nur am Samstag spielte. Apropos Karpov, er gab am Samstag dem SWR ein Interview, das sie unter diesem Link sichten können.
Ohne Karpov ging man an sieben Brettern mit Elo-Vorteil in den Kampf, doch einerseits war dieser nicht so groß, andererseits verfügt Deizisau über einige erfahrene Großmeister, die vielleicht unterbewertet sind. Dementsprechend verlief der Kampf sehr spannend. Nach zwei Remis brachte Arik Braun durch einen Sieg gegen Philipp Schlosser Hockenheim in Führung. Braun opferte in einer Nimzoindischen Partie früh einen Bauern und entfachte anschließend einen tollen Königsangriff.
Den Ausgleich besorgte Rustem Dautov, der in einem damenlosen Mittelspiel sein Mehrtempo nutzte und David Baramidze keine Chance ließ. Ivan Saric besaß als einziger Hockenheimer noch Siegchancen, doch Zdenko Kozul hielt ein schwieriges Turmendspiel. Den Siegtreffer für Deizisau besorgte Alexander Graf gegen Rainer Buhmann. Der erfahrene Großmeister nutzte einen starken Freibauern, um ihn letztendlich im Turmendspiel zu verwerten. Für Hockenheim war das ein herber Rückschlag im Rennen um die vorderen Plätze, für Deizisau dagegen bahnt sich eine tolle Saison an.
Deutlich spanneder als erwartet verlief der Kampf zwischen dem SV Hofheim und dem SK Schwäbisch Hall. Die Gastgeber starteten an jedem Brett als Favorit, konnten ihrer Rolle aber nicht wirklich gerecht werden. Zwar brachte Evgeny Postny durch einen schnellen Sieg gegen Erik Zude Hall in Führung, doch viele Punkteteilungen deuteten auf ein knappes Ergebnis hin. Es liefen noch drei Partien und mit etwas Fortune bezwang Viktor Laznicka Davit Lobzhanidze.
In den zwei weiteren Partien hatten die Hofheimer aber große Vorteile. Als Pechvogel erwies sich Alexander Armbruster. In klarer Gewinnstellung wiederholte er im 40. Zug bei sehr knapper Zeit die Züge und musste ins Remis gegen Franz Zeller einwilligen. Thore Perskes Sieg gegen Maxim Matlakov hatte letztendlich kosmetischen Wert. Für den jungen Deutschen war es natürlich ein toller Skalp, den er sich da mit nach Hause nehmen durfte.
Solingen überfährt Dresden
Die SG Solingen kam zu einem überraschend klaren Sieg gegen den USV TU Dresden. Der Kampf startete mit zwei Remis, doch danach drehten die Klingenstädter auf. Chanda Sandipan nahm Loxines Königsinder auseinander, Predrag Nikolic setzte sich im Endspiel gegen Hans Moehn durch, Jan Smeets wehrte Maximilian Neefs Angriff ab, bevor Pentala Harikrishna und Loek van Wely die Schlusspunkte zum 6,5:1,5 setzten.
Die Gastgeber aus Aachen gingen klar favorisert gegen Berlin ins Rennen, taten sich aber sehr schwer. Es ging los mit vier Remis, bevor Eduardo Itturizaga Bonelli am Spitzenbrett gegen Alexander Mista siegte. In einem spannenden Endspiel, das auch andersherum hätte ausgehen können, setzte sich Dennes Abel gegen Ilja Zaragatski durch. Viele Nerven kostete alle Beteiligte der Kampf an Brett sechs. Hier duellierten sich Emil Schmidek und Robin Swinkels. Die Partie wog hin und her mit dem besseren Ende für die Aachener, die letztendlich 4,5:3,5 gewannen.
Bremen springt auf Rang drei, Mülheim auf Rang neun
Werder Bremen machte das Wochenende vor heimischer Kulisse im Weserstadion durch den zweiten klaren Sieg perfekt und sprang auf Rang drei der Tabelle. Gegen den SK Norderstedt gelang ein 7,5:0,5, doch der Aufsteiger erwischte einen rabenschwarzen Tag. Lawrence Trent gab am Spitzenbrett gegen Daniil Dubov schon nach 1,5 Stunden auf, nachdem er eine Figur einstellte. Von den restlichen Siegen Bremens ragt Nybacks Figurenopfer gegen Benedict Krause heraus.
Im parallel ausgetragenen Match setzte sich der SV Mülheim Nord gegen den Hamburger SK mit 4,5:3,5 durch. Das Ergebnis entspricht dem Kampfverlauf und der nominellen Erwartung. Für Mülheim zeigte es sich an diesem Wochenende ein Mal mehr, wie wichtig David Navara für die Mannschaft ist. Durch seinen Sieg gegen Nils Grandelius war er neben Daniel Fridman der Matchwinner. Saisonübergreifend hat er jetzt schon zehn Partien in Folge gewonnen! Bei den Hamburgern sorgte Luis Engel für einen Lichtblick. Der 15-jährige gewann gegen Max Warmerdam seine erste Partie in der Schachbundesliga und holte den einzigen vollen Punkt für den HSK.
Klassenunterschiede in München
Wenig überraschend gewann die OSG Baden-Baden auch den zweiten Kampf in München gegen den FC Bayern mit 6,5:1,5. Den Reigen eröffnete Arkadij Naiditsch, der schon wieder bei 100% liegt, und schloss Peter Heine Nielsen ab. Einen wichtigen Sieg landete die SG Speyer-Schwegenheim im Abstiegskampf. Gegen die MSA Zugzwang München ging das Team aus dem Südwesten der Republik favorisiert ins Rennen und wurde seiner Rolle gerecht. Nikita Meskovs und Adam Horvath sorgten für die Führung, die durch Lev Yankelevich und Gabor Kovacs zum 6:2 ausgebaut wurde.
Mit der 5. und 6. Runde geht es weiter am 9. und 10. Dezember. Baden-Baden verteidigt die Tabellenführung zu Hause gegen Dresden und Berlin, während Solingen in Hamburg gegen den HSK und Norderstedt antritt. Die spannendsten Duelle finden wohl in Schwäbisch Hall statt. Die Gastgeber treffen mit Deizisau auf Bremen und Mülheim. Letztendlich steht der SV Hockenheim zu Hause vor Pflichtaufgaben gegen die Münchner Klubs, die wiederum gegen Hofheim um Punkte gegen den Abstieg kämpfen.
Alle Einzelergebnisse der 4. Runde
Kreuztabelle nach der 4. Runde
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Teaserfoto (Spielort Schwäbisch Hall): Gerd Densing