Favoritensiege am Sonntag

Erstellt am: 04.12.2016

In der sechsten Runde der SBL setzten sich die Favoriten ausnahmslos durch. Spannende Kämpfe sahen die Zuschauer hauptsächlich in Aachen. Zu einem seltenen Fall von acht entschiedenen Partien kam es im Kampf zwischen Berlin und Dresden. WIr fassen die Höhepunkte in Hockenheim, Aachen, Dresden und Mülheim zusammen.

Georgiadis verhindert Höchsstrafe

Nach der harten Kür gegen Hockenheim am Samstag folgte für die OSG Baden-Baden die lockere Pflicht gegen Griesheim am Sonntag. In diesem Kampf trafen zwei Welten aufeinander. Im Schnitt hatte das Starensemble mehr als 400 Elopunkte Vorteil an jedem Brett. Dementsprechend lag Baden-Baden mit 7:0 in Führung. An Brett sechs ging es folgendermaßen zur Sache.

Kasimdzhanov,Rustam (2696) - Grimm,Julius (2288)
SBL 1617 SV Griesheim - OSG Baden-Baden, 04.12.2016


Stellung nach 26...Sxd5:

27.Sxd6! Weiß gewinnt dank einer kleinen Kombination Material. 27...cxd6 28.Txc8+ Lxc8 29.Sc6! Der angegriffene Turm kann nicht wegziehen, da der Springer auf d5 fallen würde. 29...Le6 29...Tf5 30.Lxd5 Txd5 31.Dxd5! Dxd5 32.Se7+ Kf8 33.Sxd5+- 30.Sxe5 Dxe5 31.Dd4 Dh5 32.g4 1-0

Es fehlte nur noch das Resultat vom Spitzenbrett. Hier kämpfte Fabiano Caruana mit Schwarz um den vollen Punkt. Er war die ganze Partie am Drücker, verpasste den Sieg und konnte am Ende froh sein, dass sein Gegner das Remis annahm. Nico Georgiadis war wohl froh, der Niederlage entkommen zu sein und sich nicht gewiß wie gut er in der Endstellung stand.

Der SV Hockenheim tat im Nachbarschaftsduell gegen Speyer-Schwegenheim nur das Nötigste. Der Gastgeber nutzte insbesondere die klare Überlegenheit an den zwei letzten Brettern und gewann mit 5:3.

Enge Kämpfe in Aachen

Erwartungsgemäß lieferten sich die Teams in Aachen die spannendsten Kämpfe der sechsten Runde. Der Gastgeber feierte dabei einen knappen Sieg mit 4,5:3,5 gegen den Hamburger SK und bewies, dass er mit dem Abstiegskampf wahrscheinlich nichts zu tun haben wird. Aachen profitierte ein wenig von der Schludrigkeit der Hanseaten, die reihenweise gute Chancen liegen ließen. Auf der anderen Seite machten es Julio Granda Zuniga und Jorden van Foreest besser. Der junge Hollönder setzte sich gegen den jungen Deutschen Rasmus Svane durch.

Van Foreest,Jorden (2615) - Svane,Rasmus (2552)
SBL 1617 Hamburger SK - DJK Aachen, 04.12.2016

Stellung nach 23...Sf5:

24.Lxf5! Entfernt den Verteidiger der schwarzen Königsstellung. Der Nachziehende kann sich danach auf den schwarzen Feldern nicht genügend verteidigen. 24...exf5 25.e6 Kh7 26.e7! Der Freibauer auf e7 ist wie ein Stachel im Fleisch. 26...De8 27.Tfd1 Txc4 28.Txd4 Txd4 29.Lxd4 Dc6 30.Td1 Dd6 31.Td2 Te8

32.Le3! Weiß gibt den Bauern auf e7 und gewinnt auf den schwarzen Feldern. 32...Dxe7 33.Dh6+ Kg8 34.Ld4 f6 35.Dxg6+ Kf8 36.Lxf6 1-0

Rasmus Svane vs. Jorden van Foreest | Foto: Guido Giotta
Rasmus Svane vs. Jorden van Foreest | Foto: Guido Giotta

Werder Bremen gewann mit dem gleichen Ergebnis gegen die SG Trier. Vier Partien endeten in fast schon typischer "Trier-Manier" schnell remis und da Rüdiger Seger aus der Eröffnung heraus gegen Alexander Markgraf in eine Verluststellung geriet, war der Kampf zugunsten der Bremer schnell entschieden. Mit Markgraf sorgte ausgerechnet der Spieler für den Bremer Sieg, der in der letzten Saison eine Partie nach der anderen gewann, in dieser Saison aber bislang keine Bäume ausriß.

Matthias Blübaum verfolgt die Partie von Alexander Markgraf | Foto: Guido Giotta
Matthias Blübaum verfolgt die Partie von Alexander Markgraf | Foto: Guido Giotta

Großer Kampf zwischen Berlin und Schwäbisch Hall

Wie man Partien auskämpft, zeigten ein Mal mehr Berlin und Schwäbisch Hall. Alle acht Auseinandersetzungen fanden einen Sieger. Das kam zum letzten Mal in der zehnten Runde der vergangenen Saison zwischen Werder Bremen und Bayern München vor. Damals war Bremen klarer Favorit und gewann 7:1. Heute dagegen standen sich aber zwei nominell ungefähr gleichwertige Teams gegenüber. Schwäbisch Hall setzte sich dank seiner Spitzenbretter mit 5:3 durch. Sehr überzeugend agierten Maxim Matlakov und Viktor Laznicka sowie Maxim Rodshtein mit einem schönen Endspielsieg gegen Hrant Melkumyan.

Sehr souverän gewann der USV Dresden gegen den SK König Tegel. Vor heimischer Kulisse in Meißen distanzierte der Gastgeber den Aufsteiger aus der 2. Bundesliga Nord mit 6,5:1,5. Interessant verlief die Partie an Brett fünf zwischen Elisabeth Pähtz und Mladen Muse mit dem glücklicheren Ende für die Dresdnerin.

Paehtz,Elisabeth (2474) - Muse,Mladen (2379)
SBL 1617 SK König Tegel - USV TU Dresden, 04.12.2016

Stellung nach 20.Lxd6:

20...Kxd6? Das verliert sehenswert. Nach dem Zwischenzug 20...Ta8! ist es Weiß, die ums Überleben kämpft nach 21.Df1 Kxd6 21.Lxd5! Ein schöner Einschlag, der die d-Linie entscheidend öffnet. 21...Ke7 21...Dxd5 22.Td1+- 22.Te1+ Kf8 23.Tad1 Schwarz gab auf, da die Stellung nach z.B. 23...Df6 24.Lxc6 Txd1 25.Txd1 keinen Sinn mehr macht. 1-0

Klare Siege in Mülheim

Die SG Solingen ist der härteste Verfolger der OSG Baden-Baden. Der deutsche Meister besiegte Bayern München problemlos mit 6:2 und liegt verlustpunktfrei auf Platz zwei der Tabelle. Ein erfolgreiches Wochenende feierten Markus Ragger, Florian Handke und Jan Smeets mit jeweils zwei Siegen. Der Holländer nutzte gegen Bayern den geeigneten Moment, um einen starken Freibauern zu bilden.

Smeets,Jan (2600) - Dragnev,Valentin (2430)
SBL 1617 Bayern München - SG Solingen, 04.12.2016

Stellung nach 40...Tc4?:

Mit dem 40. Zug leistete sich Schwarz einen Fehler. 41.b5! Ein schöner Durchbruch. Der Freibauer zwingt den schwarzen Turm nach a8, wonach Weiß zu aktiv steht. 41...axb5 42.a6 Tc8 43.a7 Lc4 44.Tb7 Ta8 45.Kf5 Ld5 46.Txb5 Lc6 47.Tb8+- Weiß hat entscheidenden Vorteil, den er nach und nach zum vollen Punkt verwertete, 1-0 nach 60 Zügen.

Mülheim gewann gegen die MSA Zugzwang München mit 5,5:2,5. Das Ergebnis täuscht über den Verlauf hinweg, denn wie am Vortag hatte der Gastgeber an einigen Brettern das Glück auf seiner Seite. Dank des fünften Sieges liegt Mülheim auf einem hervorragenden vierten Platz, hat aber bislang hauptsächlich gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte gespielt.

Nach einer langen Winterpause geht es in der Schachbundesliga mit der 7./8.Runde am 18./19. Februar weiter. Gastgeber einer Doppelrunde sind Zugzwang München, Dresden, Griesheim und Baden-Baden. Die Spitzenkämpfe finden in Meißen statt. Hier trifft Sollingen auf Dresden und Schwäbisch Hall.

Ergebnisse der 6. Runde
Kreuztabelle
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Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.