Favoriten starten mit Siegen

Erstellt am: 19.09.2015
Das LA8 vor Spielbeginn (Foto: Thilo Gubler)

Die OSG Baden-Baden und der SK Schwäbisch Hall gaben sich zum Saisonstart keine Blöße. Die Favoriten setzten sich gegen ihre nominell unterlegenen Reisepartner in den Freitagsspielen locker mit jeweils 6:2 durch. Allerdings mussten die Fans in Hall über sieben Stunden ausharren, denn Oliver Mihok und Evgeny Postny produzierten mit 135 Zügen gleich die erste Seeschlange der Saison, bevor sich der Israeli im Endspiel durchsetzte.

Die OSG Baden-Baden startete mit einem 6:2 gegen Bayern München souverän in die Saison 2015/16. In diesem Kampf zeigte sich, welche Bedeutung der Anzugsvorteil im Schach besitzt. Der deutsche Meister gewann alle Partien mit Weiß, während München alle Weißpartien immerhin remis hielt. Für die vollen Punkte bei Baden-Baden sorgten Georg Meier, Philipp Schlosser, Etienne Bacrot und Arkadij Naiditsch, der nach missglückter Eröffnung sogar mit einer Minusfigur zum vollen Punkt kam. Sehenswert war die folgende Abwicklung des Franzosen Bacrot, der sich schon in der Eröffnung Vorteil erspielte.

Bacrot,Etienne (2692) - Schenk,Andreas (2483)
SBL, OSG Baden-Baden - Bayern München, 18.09.2015


Stellung nach 9...Ld6:

10.axb5! Weiß hätte auch den Springer mit 10.d4 und Vorteil verteidigen können, doch das ist noch stärker. 10...Lxe5 11.Sxe5 Sxe5 12.d4! Die Pointe. Der Springer kann nicht wirklich wegziehen, da Weiß mit verheerender Wirkung auf c6 schlagen würde. 12...Sd5 12...Sg6 13.bxc6 Lc8 14.c7+- 13.dxe5 cxb5 14.Dd4 0-0 15.Txa7±

und Bacrot verwertete mit gewohnt starker Technik seinen Vorteil zum 1-0 nach 40 Zügen.

Der Kampf zwischen Schwäbisch Hall und Erfurt dauerte zwar mit über sieben Stunden deutlich länger, Hall gewann aber genauso souverän wie Baden-Baden mit 6:2. Am Spitzenbrett lieferten sich Evgeny Romanov und Chao Li eine sehr interessante Partie. Der 26-jährige Russe gewann in der Eröffnung gleich zwei Bauern, hinkte aber mit seiner Entwicklung mächtig hinterher. Das nutzte der gleichaltrige Chinese kunstvoll aus und gewann nach hartem Kampf im Endspiel.


Chao Lis Erfolgsgeheimnis?

Zu seinem ersten Erfolg für Schwäbisch Hall kam Chao Lis junger Landsmann Jinshi Bai (Jahrg. 1999). Peter Enders agierte in einem Modernen Benoni mit einem Figurenopfer zwar gewohnt interessant, doch Bai bewies in einer verwickelten Stellung die bessere Übersicht. Zu seinem ersten Erfolg für Hall kaum auch Peter Michalik, der Franz Braeuer schlug, bevor wie erwähnt Evgeny Postny nach über sieben Stunden den Endstand herbeiführte.

Alle Partien können Sie auf dem Liveportal der Schachbundesliga nachspielen.

Am Samstag geht es weiter mit Kämpfen der 1. Runde. Dabei stehen gleich zwei Spitzenkämpfe auf dem Programm. Baden-Baden tritt zu Hause gegen Hockenheim an, während Schwäbisch Hall vor eigener Kulisse auf Solingen trifft.

Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.