Favoriten geben sich keine Blöße

Erstellt am: 18.02.2017

DIe SG Solingen hält im Rennen um den Titel weiterhin Schritt mit der OSG Baden-Baden. Angeführt von Anish Giri gewann der deutsche Meister in der 7. Runde souverän mit 6:2 gegen USV TU Dresden. Klare Siege feierten auch Schwäbisch Hall, Werder Bremen, Baden-Baden, Hockenheim, aber auch der Hamburger SK und die Schachfreunde Berlin. Einen spannenden Kampf lieferten sich Speyer-Schwegenheim und Aachen mit acht entschiedenen Partien und einem 4:4 am Ende. Wir fassen die Höhepunkte an den Spielorten Meißen, Baden-Baden, München und Griesheim zusammen.

 

Anish Giri feierte sein Debüt für die SG Solingen. Zwar stand der 22-jährige Holländer schon in der letzten Saison im Kader, kam aber wegen seinen vielen Verpflichtungen nicht zum Einsatz. Seine erste Partie für den deutschen Meister hätte kaum besser verlaufen können. Die Nr. 10 der Weltrangliste kam gegen Grzegorz Gajewski mit Vorteil aus der Eröffnung und was das häufig auf diesem Niveau bedeutet, zeigte Giri eindrucksvoll.

Giri,Anish (2755) - Gajewski,Grzegorz (2633)
SBL 1617, USV TU Dresden - SG Solingen, 18.02.2017

Stellung nach 13...Lxf6:

14.e4! Weiß ist besser entwickelt, also macht es Sinn das Zentrum zu öffnen. Dabei musste der nächste Zug berechnet werden. 14...Sc6 15.exd5! Dieser Bauer frisst sich durch bis nach d7. 15...Sxd4 16.dxe6! Sxb3 17.exd7+ Kd8?! Das verliert ein wichtiges Tempo. 17...Ke7 18.Lxa8 Sxa1 19.Lc6± war das kleinere Übel. 18.Lxa8+- Sxa1 19.Sd2 Kc7 19...Lxb2 20.Lb7+-; 19...Kxd7 20.Le4 Lxb2 21.Sc4++-

20.Tc1+! Kb8 Der Bauer auf d7 ist wieder tabu. 20...Kxd7 21.Lc6+ Kd6 22.Se4++- 21.Lg2 Lxb2 22.Tc4 Lc3 22...Lf6 23.Txb4++- 23.Lh3 Schwarz gab wegen der Drohung 24.Tc8+ auf. 1-0

DIese Partie dauerte kaum drei Stunden, doch noch schneller gewann Markus Ragger, der nach nur zwei Stunden durch einen Sieg gegen Jens-Uwe Maiwald seine Mannschaft in Führung gebracht hatte. Es folgten zwei Remis an den Brettern acht und fünf, doch nie geriet der Sieg in Gefahr. Letztendlich erhöhten Predrag Nikolic und Erwin L´Ami auf 6:2.

Einen deutlich spannenderen Kampf dürfen die Fans am Sonntag gegen Schwäbisch Hall erwarten, denn die Süddeutschen sind mit einer starken Mannschaft nach Meißen gereist; im Gegensatz zum SV Mülheim Nord, der mit sechs Spielern aus der zweiten Hälfte seines Kaders antritt. Dementsprechend gewann Schwäbisch Hall problemlos und auch in der Höhe verdient mit 6:2. Ein Lichtblick für die Mülheimer war der Sieg ihres Jugendbrettes Valentin Buckels gegen Frank Zeller.

Achterbahnfahrt bei Speyer-Schwegenheim gegen Aachen

In Baden-Baden fand der spannendste Kampf der 7. Runde statt. Im Duell der Tabellennachbarn ging der DJK Aachen gegen die SG Speyer-Schwegenheim leicht favorisiert ins Rennen. Es begann mit zwei klaren Siegen an Brett acht für Aachen und sechs für Speyer-Schwegenheim. Danach ging es bei fast allen Partien hin und her und in Zeitnot änderte sich die Bewertung teilweise mit jedem Zug von gewonnen auf verloren und zurück. Das gilt insbesondere für das Spitzenbrett. Dort griff Jorden van Foreest seinen Gegner Arturs Neiksans fulminant an und hatte starken Angriff. Nach einem Fehler wendete sich das Blatt zugunsten des Letten und in Zeitnot hätte er über den weißen König herfallen können. Stattdessen verpasste er eine Gewinnfortsetzung und musste entscheidenden Materialnachteil erleiden.

Der Aufsteiger aus der 2. Bundesliga Süd schlug gegen den Aufsteiger aus der 2. Bundesliga West mit Siegen von Nikita Meskovs und Gabor Kovacs zurück und ging 3:2 in Führung. Zu diesem Zeitpunkt sah es nach einem knappen Sieg aus. Das große Drama an Brett sieben wendete aber das Blatt. Christian Braun stand im Mittelspiel gegen Simon Commercon völlig auf Gewinn, ließ aber mehrmals den Sieg liegen und landete in einem Endspiel mit Turm und ungleichfarbigen Läufern, das im Prinzip "totremis" war. Der Aachener stellte mit einem starken Freibauern eine letzte Falle auf, in die Commercon reintappte. Statt eines vermeintlich sicheren halben Punktes stand am Ende eine Null für Speyer-Schwegenheim.

Eine starke Leistung von Alexander Donchenko führte zum 4:3 für Aachen. Die deutsche Nachwuchshoffnung überspielte mit Schwarz seinen Gegner Sebastian Feller eindrucksvoll und gewann völlig verdient. Es ist sehenswert, wie er in der folgenden Stellung seinen Vorteil verdichtete.

Feller,Sebastien (2573) - Donchenko,Alexander (2581)
SBL 1617, SG Speyer-Schwegenheim - DJK Aachen, 18.02.2017


Stellung nach 34.f3:

Schwarz steht offensichtlich besser mit dem Angriff auf den schwarzen Feldern und seinem gedeckten Freibauern auf c5. 34...Tf4! Nur dieser Zug vergrößert den schwarzen Vorteil zum Sieg. Weiß kann den Turm nicht schlagen wegen des Läuferschachs auf d4. Andererseits dringt der Turm aber ins weiße Lager ein. 35.Dc2 Tb4! Weiß ist eigentlich verloren. Die Aktivität der gegnerischen Figuren ist zu groß. 36.Kf1 Dg3?! Das lässt eine überraschende Wendung zu. 36...Lf6!-+ 37.Txb4 cxb4 38.Df2 Dh2 39.Dc2?! 39.f4! eröffnet Weiß hier eine Rettungsoption mit der Idee 39...gxf4 40.exf4 Dxf4 41.Dxf4 Lxf4 in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern überzuleiten. 39...Lc3-+ Jetzt ist wieder alle im Lot. In der Folge nutzte Schwarz seine Überlegenheit auf den schwarzen Feldern in Kombination mit seinem starken Freibauern gewinnbringend aus, 0-1 nach 57 Zügen.

Für ein Happy End sorgte bei Speyer-Schwegenheim der dritte Lette im Team Toms Kantans. Er luchste Robin Swinkels einen Bauern ab und führte ein Endspiel mit Springer plus zwei Bauern gegen Läufer plus ein Bauer zum Gewinn.

Für die OSG Baden-Baden war es ein lockerer Nachmittag. Der Favorit auf den TItel gewann 6:2 gegen die SG Trier. Auch wenn Alexei Shirov gegen den ungarischen Shootingstar Benjamin Gledura verlor, der Rest des Teams ließ mit fünf Siegen und zwei Remis nichts anbrennen.

Norden gegen Süden 2:0

In München treffen an diesem Wochenende die zwei ansässigen Bundesligisten auf Hamburg und Bremen. Gastgeber der Runde ist der MSA Zugzwang. Der Aufsteiger aus der 2. Bundesliga Ost borgte sich beim Reisepartner Bayern München mit Klaus Bischoff einen Spieler aus. Der sitzt aber natürlich nicht am Brett, sondern kommentiert die Partien live für die Zuschauer vor Ort. Sein Kommentar wird aber auch im Liveportal der SBL und auf dem Chessbase-Server übertragen.

Klaus Bischoff | Archivbild: Georgios Souleidis
Klaus Bischoff | Archivbild: Georgios Souleidis

Zu Beginn war Bischoff noch verhalten optiimstisch bezüglich der Chancen der Münchner Vereine, doch das sollte sich schnell legen. Im Kampf seiner Bayern gab es zu Beginn zwei Remis, doch nach drei Siegen von Rasmus Svane, Jonas Lampert und Thies Heinemann - der als Hamburger Spieler in München lebend ein interessantes Gastspiel hat an diesem Wochenende - stand der Sieg für den HSK fest. Für die Ergebniskosmetik sorgte Linus Johansson durch einen vollen Punkt gegen Sipke Ernst.

Für die MSA Zugzwang München hingen die Trauben gegen Werder Bremen noch höher. Trotz zahlreicher interessanter Mittelspiele reichte es am Ende nur für drei Unentschieden. Bremen verbesserte sich durch das 6,5:1,5 auf Platz sechs der Tabelle, während Zugzwang weiterhin die Rote Laterne einimmt.

Hockenheim und Berlin problemlos

Der SV Griesheim gibt seinen jungen Spielern weiterhin die Chance in der SBL Erfahrung zu sammeln. Neben Vincent Spitzl, der bislang fast durchspielte, kam in der 7. Runde auch Marian Can Nothnagel zum Einsatz. Trotz seiner bescheidenen Elo-Zahl von 1991 gelang dem 17-jährigen ein Remis gegen Lars Thiede. Der Sieg der Berliner war trotzdem ungefährdet. Kacper Piorun gewann schnell am Spitzenbrett und Arnd Lauber sowie Markus Balduan erhöhten den Vorsprung. Am Ende gelang Lukasz Jarmula mit einem Sieg gegen Alexander Mista der Ehrentreffer zum 3:5.

Noch spannungsloser verlief der Kampf zwischen dem SV Hockenheim und dem SK König Tegel. Die Rennstädter traten mit sieben starken Großmeistern und einem IM an. Genau der verlor das Duell gegen einen anderen IM, doch der Rest holte sechs satte Zähler. Deutlich interessanter dürften an diesem Spielort die Kämpfe am Sonntag verlaufen. Hockenheim ist gegen Berlin favorisiert und der Kampf zwischen Griesheim und König Tegel ist völlig offen.

Einzelergebnisse der 7. Runde
Kreuztabelle nach der 7. Runde
Alle Partien nachspielen auf dem Liveportal

Am Sonntag geht es weiter mit der 8. Runde der SBL. Im Mittelpunkt steht eindeutig der Kampf zwischen der SG Solingen und dem SK Schwäbisch Hall. Die Klingenstädter sind leicht favorisiert. Im Kampf um den Abstieg steht die Paarung König Tegel - Griesheim im Vordergrund. Aus München kommentiert, wie weiter oben erwähnt, Klaus Bischoff die Partien live.



Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.