Die Favoriten setzen sich durch

Erstellt am: 24.11.2018

Am dritten Spieltag der Saison 2018/19 setzten sich in allen Kämpfen die Favoriten durch. Der SV Hockenheim bleibt nach dem Sieg gegen Hofheim Tabellenführer, dicht gefolgt von Solingen und Baden-Baden. Im Abstiegskampf sammelte Kiel durch den Sieg gegen Zugzwang München zwei wichtige Punkte. Eine Zusammenfassung der Ereignisse in Baden-Baden, Düsseldorf, Augsburg und Viernheim.

Baden-Baden souverän

Der deutsche Meister trat in der 3. Runde im Kulturhaus LA8 gegen den USV TU Dresden an. Der Kampf begann mit einem kampflosen Sieg für die Hausherren, da der Dresdner Maximilian Neef wegen einer plötzlichen Unpässlichkeit das Bett hüten musste. Richard Rapport, Hou Yifan - überrannte Maiwalds Philidor-Aufbau - und Sergei Movsesian sorgten für die beruhigende Führung, bevor Etienne Bacrot letztendlich auf 6:2 erhöhte.

Am gleichen Spielort traten die Schachfreunde Deizisau gegen die gleichnamigen Berliner an. Dieser Kampf war ebenfalls eine klare Angelegenheit. Alexander Graf schob seine zentralen Bauern dominant in Schmideks Stellung und sorgte für die Führung. Nach mehreren Remis erhöhten Vincent Keymer und Zdenko Kozul auf 5,5:2,5.

Solingen mit Mühe

In Düsseldorf trat die SG Solingen gegen den SV Mülheim Nord klar favorisiert an, doch es zeigte sich einmal mehr, dass Mülheim schwer zu schlagen ist, wenn ihr Sptzenmann David Navara dabei ist. Mads Andersen besorgte zwar die Führung für die Klingenstädter, doch der tschechische Weltklassespieler gewann am Spitzenbrett gegen Markus Ragger und glich den Kampf zum 2:2 aus. Für die Führung zeichnete Surya Shekhar Ganguly verantwortlich, der gegen die Russische Verteidigung von Daniel Fridman unkonventionell zum vollen Punkt kam.

Surya Shekhar Ganguly | Foto: Guido Giotta
Surya Shekhar Ganguly | Foto: Guido Giotta

Mülheim kam dann glücklich zum Ausgleich. Jan Smeets stand gegen Volkmar Dinstuhl über weite Strecken der Partie auf Gewinn, stellte aber am Ende einzügig den Turm ein. Beim Stand von 4:3 für Solingen sah es kurz nach einer Überraschung aus, denn in der letzten Partie besaß Amir Rezasade gegen das Jugendbrett der Solinger, Kevin Schröder, ein besseres Endspiel. Er stellte bei geringem Material aber einen Bauern ein und musste sogar die Niederlage quittieren.

Bremen siegt locker gegen die Gastgeber

Der SV Werder Bremen konservierte die gute Form der ersten Doppelrunde und siegte locker gegen den Düsseldorfer SK mit 5,5:2,5. Nach Siegen von Romain Edouard - gegen die Schachlegende Ulf Andersson, Vlastimil Babula und Gerlef Meins stand es schnell 3,5:0,5. Zahar Efimenko machte durch den Sieg gegen Jan Timman den Sack zu, bevor Alexander Berelowitsch wenigstens einen vollen Zähler für die Hausherren beisteuern konnte.

Zahar Efimenko siegte gegen Jan Timman | Foto: Guido Giotta
Zahar Efimenko siegte gegen Jan Timman | Foto: Guido Giotta

Knappe Siege in Augsburg

Der spannendste Kampf der 3. Runde fand zwischen BCA Augsburg und dem Hamburger SK statt. Das kam wenig überraschend, denn die Teams lagen nominell nah beieinander. Niclas Huschenbeth gelang gegen das Schwergewicht Viktor Laznicka inklusive Qualitätsopfer ein "Big Point" und die Führung für den HSK. Danach war unklar, wie der Kampf steht, denn viele Partien wogen hin und her. Dirk Sebastian nutzte die Zeitnot seines Gegners aus und erhöhte für Hamburg auf 3:1.

Sehr spannend verlief die Partie zwischen Sipke Ernst und Petar Arnaudov. Zuerst sah es nach einem Sieg für den Augsburger aus, doch auch hier wendete sich das Blatt zugunsten der Norddeutschen. Zwischendurch hatten aber Eduardas Rozentalis und Gregory Pitl für zwei Augsburger Punkte gesorgt und so musste Robert Kempinski ein ausgeglichenes Endspiel gegen Evgeny Postny halten. Das gelang dem polnischen Großmeister und so gewann Hamburg mit 4,5:3,5 gegen den Aufsteiger aus der 2. Bundesliga Ost.

Im Duell zwischen Zugzwang München und Kiel setzte sich das Team aus dem Norden der Republik mit 5:3 durch. Für diesen Sieg musste Kiel aber hart kämpfen, denn zwischenzeitlich stand es 2:2. Jonny Hector gewann gegen Erasmus Gerigk, doch der Teamchef Markus Lammers besorgte den Ausgleich an Brett acht für München. Es oblag Igor Khenkin und Allan Stig Rasmussen letztendlich für klare Verhältnisse zu sorgen.

Hofheim mit Riesenleistung

Der SV Hockenheim gewann gegen den SV Hofheim nur mit 4,5:3,5. Die Leistung der Hessen kann man nur loben, denn der Tabellenführer trat an jedem Brett mit einem großen Elo-Vorsprung an, außer vielleicht am Spitzenbrett, wo etwas überraschend, aber zur Freude der einheimischen Fans in Viernheim Anatoli Karpow antrat! Der 12. Weltmeister der Schachgeschichte musste ganze Arbeit leisten, um mit Schwarz gegen Jan-Christian Schröder den halben Punkt zu retten. Schröder hatte zwischenzeitlich einen Bauern mehr und spielte durchaus auf Gewinn. Karpow verteidigte sich aber aktiv und sicherte seinem Team den halben Punkt.

Zu diesem Zeitpunkt stand es 2,5:2,5. Ivan Saric und Tamasz Banusz hatten auf Hockenheimer Seite voll gepunktet, während Vladimir Gurevich und Gennadi Ginsburg für Hofheim ihre Weißpartien durchgebracht hatten. Es hatte sich aber schon abgezeichnet, dass für Hockenheim ein knapper Sieg rausspringen würde, denn Arik Braun hatte ein besseres Endspiel gegen Matthias Womacka, das er recht sicher nach Hause fuhr. Der Kampf dauerte insgesamt 7,5 Stunden, denn am Ende kämpfte Dennis Wanger in einem Damenendspiel mit Mehbauern gegen Erik Zude um den vollen Punkt. Die Partie endete nach einer wahren Seeschlange nach 154 Zügen mit remis.

In Viernheim fand wegen des Rückzugs von DJK Aachen nur ein Kampf statt. Am Sonntag darf Hofheim wieder ran, dann gegen die ausgeruhten Gastgeber.

Einzelergebnisse der 3. Runde
Tabelle nach drei Runden
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Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.