Bayern München sorgt für Sensation

Erstellt am: 10.12.2017

Die Kämpfe der 6. Runde brachten einige Überraschungen. Der Hamburger SK besiegte Aachen mit 4,5:3,5, Bremen setzte sich mit dem gleichen Resultat gegen die favorisierten Deizisauer durch, für die größte Überraschug sorgte indes Bayern München. Der Abstiegskandidat siegte in Hockenheim und machte einen Sprung auf Platz zwölf. Erwartungsgemäß verliefen die weiteren Duelle mit Siegen von Solingen, Baden-Baden, Dresden, Schwäbisch Hal und dem SV Hofheim.

Die OSG Baden-Baden bleibt das Maß aller Dinge in der Schachbundesliga. Nach dem knappen Sieg gegen Dresden folgte ein klarer Erfolg gegen die Schachfreunde Berlin. Der deutsche Meister ließ sich auch nicht von einem falschen Feueralarm mitten im Kampf im Kulturhaus LA8 aus der Ruhe bringen und siegte mit 6,5:1,5.

Die Spieler müssen wegen des Feueralarms plötzlich draußen warten | Foto: Thilo Gubler
Die Spieler müssen wegen des Feueralarms plötzlich draußen warten | Foto: Thilo Gubler

Francisco Vallejo Pons gewann mit einer Nebenvariante der Spanischen Partie und Etienne Bacrot zeigte, dass man auch mit dem "Abtausch-Franzosen" auf Gewinn spielen kann. Alexei Shirov ließ mal wieder sein taktischen Können aufblitzen, während Jan Gustafsson betont ruhig den Punkt einfuhr. Erfreulich war aus Sicht der Gastgeber, dass der Youngster Julian Martin auch seine zweite Partie am Wochenende gewann. Dieses Mal war Arnd Lauber sein Opfer.

Julian Martin mit zwei Siegen an diesem Wochenende | Foto: Georgios Souleidis
Julian Martin mit zwei Siegen an diesem Wochenende | Foto: Georgios Souleidis

Im parallel ausgetragenen Kampf siegte der USV TU Dresden mit 4,5:3,5 gegen die SG Speyer-Schwegenheim. Nur muss man fast schon sagen, da die nominellen Vorteile immens waren. Vorne erfüllten Zoltan Almasi und Mateusz Bartel mit Weiß ihre Pflicht, doch an den hinteren Brettern wankten die Sachsen. Ein voller Punkt von Hans Moehn reichte letztendlich aus, um den Gesamterfolg sicherzustellen.

Perfektes Wochenende für Bremen

Die Doppelrunde hätte für Werder Bremen nicht besser laufen können. Nach Schwäbisch Hall besiegte das Team von der Weser auch die Schachfreunde Deizisau mit 4,5:3,5. Zwar setzte sich Georg Meier gegen Romain Edouard technisch fein durch, doch auf der anderen Seite nutzte Vlastimil Babula einen Lapsus von Alexander Graf rigoros aus, während Jan Werle Vincent Keymer niederrang. Nach dem fünften Sieg im sechsten Spiel liegt Bremen hinter Baden-Baden und Solingen auf Platz drei der Tabelle und verbucht ein großes Elo-Plus.

Vlastimil Babula im Dress von Werder | Foto: Georgios Souleidis
Vlastimil Babula im Dress von Werder | Foto: Georgios Souleidis

Im zweiten Kampf in Schwäbisch Hall setzten sich die Gastgeber gegen den SV Mülheim Nord mit 5,5:2,5 durch. Das entsprach so ziemlich genau der Erwartung. Zwar brauchte Viktor Laznicka am Spitzenbrett das Glück des Tüchtigen gegen Thomas Beerdsen, doch die Siege von Frank Zeller und Pavel Zpevak kamen recht glatt zustande.

Hamburg gelingt Befreiungsschlag

Nach einem Punkt aus fünf Kämpfen klingelten beim Hamburger SK die Abstiegsglocken. Im letzten Heimspiel in den Räumen der SIGNAL IDUNA glückte dem HSK aber ein Sieg gegen den DJK Aachen und ein schöner Abschluss des Jahres 2017. Zwar setzte sich im Duell der Nachwuchsstars Jorden van Foreest am Spitzenbrett gegen Rasmus Svane durch, doch Jonas Lampert und Thies Heinemann sorgten für das knappe 4,5:3,5 für die Hausherren. Hamburg liegt immer noch auf einem Abstiegsplatz, doch das Restprogramm spricht für den Bundesliga-Dino.

Jonas Lampert siegte für den HSK | Foto: Georgios Souleidis
Jonas Lampert siegte für den HSK | Foto: Georgios Souleidis

Die SG Solingen bleibt neben der OSG Baden-Baden das einzige Team mit einer weißen Weste. Die Klingenstädter entledigten sich der Pflichtaufgabe Norderstedt leicht und locker mit 7:1. Ashot Parvanyan, der eine tolle Saison spielt, und Thomas Kahlert durften sich als einzige Norderstedter über einen halben Zähler freuen.

Bayern sorgt für Sensation

Das hatte sich der SV Hockenheim anders vorgestellt. Die Rennstädter gingen mit der Aufstellung an diesem Wochenende Risiko ein, waren ihren Gegnern nominell trotzdem überlegen und hätten gemäß den Zahlen auch gegen Bayern München triumphieren müssen. Doch die Bajuwaren spielten ganz groß auf. Dennis Wagner hatte am Spitzenbrett gegen Valentin Dragnev eine vielversprechende Stellung, der Punkt ging aber nach München.

Zudem glückte Noel Studer dank eines schönen Königsmarsches ein Sieg gegen Ivan Saric. Außerdem konterte Makan Rafiee Oleg Boguslavskyy aus. Die Siege von Arik Braun und Tomislav Bodrozic reichten nur zur Ergebniskosmetik für die Gastgeber. Nach der zweiten Saisonniederlage wird es für Hockenheim sehr schwierig die Vizemeisterschaft des letzten Jahres zu bestätigen, während Bayern München eine fantastische Saison spielt und auf einem Nichtabstiegsplatz überwintert.

Noel Studer | Foto: Georgios Souleidis
Noel Studer | Foto: Georgios Souleidis

Davon kann der Reisepartner MSA Zugzwang München momentan nur träumen. Im Kellerduell gegen den SV Hofheim setzte sich der Aufsteiger aus der 2. Bundesliga West klar mit 5,5:2,5 durch. Andrei Volokitin erwies sich mit zwei Siegen am Spitzenbrett an diesem Wochenende als Stütze für sein Team. In einer spannenden Partie gewann außerdem Jan-Christian Schröder gegen Stefan Bromberger. Souverän siegten auch Thore Perske gegen Falk Hoffmeyer und Boris Margolin gegen Markus Lammers. Während Hofheim damit schon fünf Punkte auf dem Konto hat, liegt Zugzwang München mit einem Pünktchen auf dem vorletzten Platz.

Einzelergebnisse der 6. Runde
Tabelle nach der 6. Runde
Partien nachspielen auf dem Liveportal

Nach der Winterpause geht es mit der 7. und 8. Runde weiter am 03. und 04. Februar 2018. Gastgeber einer Doppelrunde sind Bremen, Norderstedt, Dresden und Bayern München. Baden-Baden verteidigt die Tabellenführung gegen Norderstedt und Hamburg. Der Spitzenkampf steigt allerdings in Bremen, wo die Hausherren das Team aus Solingen empfangen.

Teaserfoto (Kulturhaus LA8): Thilo Gubler



Über den Autor

Bild des Benutzers Georgios Souleidis

Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.