Im Spitzenkampf der fünften Runde setzte sich die OSG Baden-Baden mit 5:3 gegen den SV Hockenheim durch. Der Titelfavorit setzte dabei mit Caruana, Vachier-Lagrave und Anand die Nr. 2, 4 und 8 der Weltrangliste ein. Der Titelfavorit führt die Tabelle mit einem halben Brettpunkt Vorsprung vor Solingen an, die locker mit 6,5:1,5 gegen MSA Zugzwang München gewannen. Die Überraschung des Tages gelang dem SV Griesheim mit einem 5,5:2,5 gegen Speyer-Schwegenheim. Damit gaben die Hessen die rote Laterne an MSA Zugzwang München ab. Wir fassen die Höhepunkte an den Spielorten Hockenheim, Aachen, Dresden und Mülheim zusammen.
Baden-Baden mit Supertruppe
Die OSG Baden-Baden und der SV Hockenheim wollten es im Spitzenkampf der fünften Runde offensichtlich wissen. Der Titelfavorit stellte mit Fabiano Caruana und Maxime Vachier-Lagrave zwei 2800er, mit Vishy Anand, Peter Svidler und Radoslaw Wojtaszek drei 2700er und mit Rustam Kasimdzhanov, Etienne Bacrot und Arkadij Naiditsch drei Spieler mit einer Elo knapp unter 2700 auf. Das müsste jemand nachrechnen, doch es sieht nach der stärksten Mannschaft aus, die jemals in der SBL eingesetzt wurde. Allerdings ließ sich auch der Gastgeber SV Hockenheim nicht lumpen und präsentierte, lässt man Anatoly Karpov raus, die ersten sechs Bretter des Kaders plus Alexander Moiseenko und David Baramidze.
Die meisten der Partien endeten nach sehr ausgeglichenem Verlauf remis. Dabei stach insbesondere der Kampf zwischen Vishy Anand und Baadur Jobava durch zahlreiche taktische Finessen heraus. Eine Partie, die zugunsten der Gastgeber hätte verlaufen können, fand an Brett sieben statt. Hier gab sich Moiseenko gegen Bacrot vielleicht etwas zu früh mit der Punkteteilung zufrieden. Er hatte einen Bauern mehr, doch die Stellung war schwierig. Pech, falls man von Pech sprechen kann, hatte Hockenheim auch an Brett acht. Hier lieferten sich David Baramidze und Arkadij Naiditsch einen heißen Kampf mit einem für Baden-Baden besseren Ende.
Baramidze,David (2603) - Naiditsch,Arkadij (2687)
SBL 1617 SV Hockenheim - OSG Baden Baden, 03.12.2016
Stellung nach 23.Da5:
Weiß hat zwei Bauern mehr, doch Schwarz greift mit allen Figuren an. 23...Lxc2+! 24.Kxc2 Td5! Eine schöne Ressource, die Weiß vor maximalen Problemen stellt. 24...Dxc4+ 25.Kb1 Dd4 26.Sb3± 25.Te1 25.De1! Dxc4+ 26.Kb1 g6 27.De3 gibt Weiß Vorteil, aber 25.De1 ist nicht offensichtlich. 25...h5 26.Te8+ Kh7 27.De1?
Weiß stellt die Partie ein. 27.Dc3 Sxc4 28.Kb1 b5 und Schwarz hat viel Spiel für den Bauern. 27...Sxc4! 28.Kb1 Vielleicht übersah Weiß, dass 28.De4+ g6 29.Dxd5 wegen 29...Se3+ nicht funktioniert. 28...Sd2+ 29.Ka1 Dc2 30.Se2 Sb3+ 31.Ka2 Td1 0-1
Dieser Sieg war im Prinzip vorentscheidend und beim Stand von 3,5:2,5 für Baden-Baden gab es am Ausgang keinen Zweifel. Wojtaszek hatte ein leicht besseres Endspiel gegen Buhmann und für Fabiano Caruana standen am Spitzenbrett gegen Evgeny Tomashevsky die Zeichen schon früh auf Sieg. In der längsten Partie des Tages besiegte der Amerikaner nach sieben Stunden seinen russischen Gegner und feierte damit nach sechs Jahren ein gelungenes Wiedersehen für Baden-Baden in der SBL. Außerdem verbesserte sich Caruana in der Live-Weltrangliste und liegt nur noch 13 Punkte hinter Magnus Carlsen.
Im parallel ausgetragenen Kampf im Baden Württemberg Center am Hockenheimring feierte der SV Griesheim einen überraschenden Sieg gegen Speyer-Schwegenheim. Beim Aufsteiger, der nach Hockenheim keine weite Anreise hatte, lief trotz nomineller Überlegenheit überhaupt nichts zusammen. Bezeichnend bei der Niederlage mit 2,5:5,5 war die Partie an Brett acht.
Spitzl,Vinzent (2152) - Kraemer,Enrico (2209)
SBL 1617 SV Griesheim - Speyer-Schwegenheim, 03.12.2016
Stellung nach 20.Tab1:
20...h6?? Stellt den Turm ein nach dem nächsten Zug. 21.e5 1-0
Für den SV Griesheim waren das die ersten Zähler in dieser Saison. Damit verabschiedeten sie sich vom Tabellenende und haben wieder bessere Chancen im Abstiegskampf.
Bremen und Hamburg überzeugen
In Aachen wurden der SV Werder Bremen und der Hamburger SK ihrer Favoritenrolle gerecht. Der Gastgeber trat zwar mit einer starken Mannschaft und den Spitzenbrettern Julio Granda Zuniga und Eduardo Iturrizaga an, doch Bremen ging nominell einen Tick besser ins Rennen. Einen klaren Sieg feierte Tomi Nyback an Brett fünf.
Nyback,Tomi (2572) - Nijboer,Friso (2547)
SBL 1617 DJK Aachen - Werder Bremen, 03.12.2016
Stellung nach 40...Kg6:
Weiß steht schon länger auf Gewinn und setzt jetzt den Schlusspunkt. 41.e4! Öffnet die Diagonale c1-h6 für den Läufer und den Zugang zum schwarzen König. 41...fxe4 42.Dxg4+ Kf6 43.Ld2 Dc8 44.Dg5+ Ke6 45.De5+ Kd7 46.Lb4 1-0
An Brett eins und acht vergaben die Gastgeber ihre Remischancen, sonst hätte unter Umständen ein 4:4 rausspringen können. Etwas unglücklich war wohl auch das Remis an Brett sechs, wo Michael Hoffmann in komplizierter aber besserer Stellung den Punkt teilte. So reichte der Sieg von Ilja Zaragatski nur zur Kosmetik beim 5:3 für Bremen.
Der Hamburger SK spielt bislang eine starke Saison. Zwei Niederlagen gegen Solingen und Hockenheim stehen drei Siege gegen Mülheim, Trier und Griesheim gegenüber. Gegen die Domstädter traten die Hanseaten leicht favorisiert an, ließen aber beim 5,5:2,5 überhaupt nichts anbrennen. Einen tollen Einstand feierte Nils Grandelius, der am Spitzenbrett VIktor Erdos besiegte.
Grandelius,Nils (2643) - Erdos,Viktor (2602)
SBL 1617 SG Trier - Hamburger SK, 03.12.2016
Stellung nach 50...Db1:
51.Txd4! exd4 52.Dxd4 Schwarz kann den Angriff auf seinen König nicht abwehren. 52...f6 53.Dd5+ Kh8 54.Sc6 54.Db7 Tg8 55.De7 Db2 56.Sc4 Dd4 57.Sd6 wäre ein schönes Ende gewesen, aber auch der Partiezug führt zu einem locker gewonnenen Damenendspiel. 54...Dc1 55.Sd8 Dxh6 56.Sf7+ Txf7 57.Dxf7 g5 58.b4 1-0
Dresden und Berlin teilen sich die Punkte
In Meißen verpasste der USV TU Dresden gegen die SF Berlin einen Sieg. Insbesondere mit dem Ausgang an Brett sechs dürften die Gastgeber hadern. Hier patzte der Berliner Krzysztof Jakubowski gegen Jens-Uwe Maiwald in der Eröffnung und stand früh auf Verlust. In leicht chaotischer stellung verlor der Dresdner allerdings nach und nach die Übersicht.
Maiwald,Jens-Uwe (2453) - Jakubowski,Krzysztof (2531)
SBL 1617 USV TU Dresden - Schachfr. Berl, 03.12.2016
Stellung nach 24...Kd8:
25.Te2? 25.Sxg5 Dxg5 (25...Txg5 26.Dxg3 Txg3 27.e7+ Ke8 28.Txf5 Tg8 29.Tef1+-) 26.e7+ Ke8 27.Ld5! mit der Idee 28.Lf7+ gewinnt genauso wie 25.exd7 Lxd7 26.Df7 Dxd6 27.Se5+- 25...Lf4 26.exd7 Lxd7 27.Df7 Lxd6
28.Dxh7? Danach dreht sich die Partie. Schwarz hat mehr Material und der weiße Angriff ist abgewehrt. 28.Se5! Lxe5 29.dxe5 Dd3 30.Tfe1 Txg2! (30...Lc6 31.e6!) 31.Kxg2 Lc6+ 32.Kxh2 Df3 mit Dauerschach war möglich. 28...Lb5 29.Dh8+ Kc7 30.Tc1+ Kb6 31.Dxa8 Lxe2 32.Sh4 Tg7 33.Dd8+ Ka6 34.Df6 Tc7 35.Tb1 Ld3 36.Sxf5 Df4 0-1
Am Ende hatten es die Dresnder Pavel Eljanov zu verdanken, dass wenigstens ein 4:4 heraussprang. Der Ukrainer gewann am Spitzenbrett gegen Hrant Melkumyan.
Der Kampf zwischen dem SK Schwäbisch Hall und SK König Tegel war eine klare Angelegenheit. Der Favorit aus dem Schwabenland gewann mit 5,5:2,5 Der Kampf gegen die Schachfreunde Berlin verspricht am Sonntag deutlich mehr Spannung.
Bayern verpasst Punkt gegen Mülheim
Der SV Mülheim Nord sicherte mit Geschick und Glück zwei Punkte gegen Bayern München. Beim 5:3 gab der Gast aus Bayern an gleich zwei Brettern den Sieg aus der Hand. Thomas Reich vergab gegen MIhail Saltaev klare Vorteile im Endspiel und an Brett fünf brannte das Brett. Hier ging für Michael Feygin einiges schief in der Eröffnung. Das gab Philipp Lindgren einige Chancen die Partie für sich zu entscheiden, doch dem Schweden versagten die Nerven. Spätestens in der folgenden Stellung wendete sich das Blatt.
Lindgren,Philip (2424) - Feygin,Michael (2478)
SBL 1617 SV Mülheim Nord - Bayern München, 03.12.2016
Stellung nach 29...Teb8:
30.Sxa3+?? 30.Txb2+! axb2 31.Sxb2 Ld1 Der einzige Zug, der 32.a4# verhindert. 32.Sxd1 Weiß hat materiell ausgeglichen und der schwarze König steht weiterhin schlecht, z.B. 32...Ka4 33.Sc3+ Ka3 34.Lc1+ (34.d7+-) 34...Kb4 35.Sxe4+- 30...Ka4 31.Sc2 Ld4+ 32.Sxd4 Txb1+ Schwarz hat einen Turm mehr und gewann ohne Probleme, 0-1 nach 44 Zügen.
Keine Mühe hatte die SG Solingen gegen MSA Zugzwang München. Das 6,5:1,5 spiegelt die Kräfteverhältnisse wieder. Die Tabellenführung verpassten die Klingenstädter trotzdem und liegen einen halben Brettpunkt hinter Baden-Baden auf Platz zwei.
In der sechsten Runde der SBL stehen fast durchgehend Kämpfe zwischen Favoriten gegen Underdogs auf dem Programm. Spannung versprechen am ehesten die Kämpfe in Aachen und das Duell zwischen Schwäbisch Hall und SF Berlin.
Ergebnisse der 5. Runde
Kreuztabelle
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