7. Runde: Mülheim siegt im Spitzenspiel

Erstellt am: 08.02.2014
In der 7. Runde der Schachbundesliga gab es zwei Spitzenkämpfe, von denen sich in einem Mülheim gegen Bremen durchsetzte. Wir fassen im folgenden Beitrag die Höhepunkte an den Spielorten Baden-Baden, Mülheim, Emsdetten und Trier zusammen.

Die OSG Baden-Baden marschiert weiter vorneweg in der Schachbundesliga. Im Heimkampf gegen die SF Berlin gab es mit 6,5:1,5 einen weiteren Kantersieg. Bei den Hauptstädtern konnten nur die ersten zwei Bretter punkten. Martin Krämer bremste mit Weiß Bacrot aus und Ilja Schneider gelang mit Schwarz sogar das Kunststück Arkadij Naditsch zu besiegen. Die deutsche Nr. 1 scheint derzeit etwas in der Krise zu stecken, denn das war schon seine dritte Niederlage in Folge in der SBL.

Im parallel ausgetragenen Kampf hielt sich der SK König Tegel gegen den SV Hockenheim wacker, doch letztendlich setzte sich der Favorit mit 5:3 durch. Den Ehrentreffer für die Berliner erzielte Drazen Muse gegen Elisabeth Pähtz, die allerdings eine riskante Eröffnungsvariante wählte.

Mülheim siegt im Spitzenspiel

Der Spitzenkampf des Tages fand in Mülheim statt, wo sich der Gastgeber gegen Werder Bremen mit 4,5:3,5 durchsetzte. Der Sieg war verdient und kam aufgrund der starken Leistungen der Mülheimer Spitzenbretter zu Stande.
Maxime Vachier-Lagrave ließ sich vom typisch unorthodoxen Spiel Luke McShanes nicht foppen. Er übernahm früh die Initiative und verdichtete sie kurz vor der Zeitkontrolle folgendermaßen zum Sieg:

McShane,Luke James (2697) - Vachier-Lagrave,Maxime (2742)
SBL 2013/14 SV Mülheim Nord - Werder Bremen, 08.02.2014


Stellung nach 36.Td2:

Die schwarzen Figuren sind offensichtlich gut postiert in diesem Endspiel. 36...a4! Klar, Schwarz greift die Struktur am Damenflügel an. 37.Tbd1 Weiß versucht es mit einem Gegenangriff, da passives Spiel auf Dauer nicht funzt: 37.Tdb2 Th2+ 38.S3g2 axb3 39.axb3 Sb4 und Weiß kann sich kaum noch rühren. 37...axb3 38.Sxd5!? Ein guter Versuch. 38...exd5 38...b2! ist ein typischer Computerzug. 39.Txd5+ Kc7

40.Txc5? Logisch, reicht aber nicht. Weiß musste unbedingt 40.axb3! versuchen und hoffen, dass das stark reduzierte Material für Schwarz nicht ausreicht, um zu gewinnen - man beachte, dass Weiß noch den Bauern auf f5 schlägt. 40...bxa2-+ Dieser Freibauer entscheidet. 41.Tdc1 Th6 42.Ta1 Th2+ 43.Ke3 Tb1 44.Tc1 Txa1 45.Txa1 Sa5 46.Tc1+ Kb6 0-1

Luke McShane - Maxime Vachier-Lagrave (Foto: Kai Hombrecher)

Den zweiten Sieg für Mülheim landete Konstantin Landa, dem gegen Alexander Areshchenko eine sehr feine positionelle Partie gelang - Nachspielen und lernen. Ebenfalls sehenswert setzte sich für Bremen der Jungstar, Matthias Blübaum, durch, der Michael Feygin dominierte.

Der zweite Kampf in Mülheim versprach im Voraus ebenfalls Spannung, doch Wattenscheid trat gegen Hamburg so stark ersatzgeschwächt an - sogar Mannschaftsführer Ulrich Wolf kam am achten Brett zum Einsatz - dass die Hansestädter beim 5,5:2,5 leichtes Spiel hatten.

Eppingen mit Fortune

Der zweite Spitzenkampf des Tages, zumindest was die Aufstellungen betrifft, fand zwischen Emsdetten und Eppingen bei der erstgenannten Mannschaft im Münsterland statt. Die Gäste setzten sich mit 4,5:3,5 durch, hatten das Glück aber dieses Mal auf ihrer Seite, denn die entscheidende Partie an Brett vier kippte zu ihren Gunsten:

Grandelius,Nils (2547) - Bogner,Sebastian (2552)
SBL 2013/14 SK Turm Emsdetten - SC Eppingen, 08.02.2014


Stellung nach 27...Dd2:

Weiß hat starken Angriff und könnte jetzt die Entscheidung herbeiführen. 28.Dh4? Weiß gerät komplett auf Abwegen. 28.Sf5! exf5 29.Dxf5 Dxc2 Schwarz muss die Dame geben, denn auf (29...g6? folgt natürlich 30.Txg6+! fxg6 31.Dxg6+ Kh8 32.Dh7#) 30.Dxc2+- 28...Sxe5 29.De7 Ld5? Es fällt schwer diesen Zug als Fehler zu brandmarken, aber objektiv ist es ein einer. 29...Txd4! 30.cxd4 Dxd4+ 31.Kh1 Dc4 mit unklarem Spiel will Houdini spielen, aber das ist schwierig zu sehen.

30.Dc7? Verpasst einen versteckten taktischen Gewinn. 30.Td1! Df4 31.Sxe6! Lxe6 (31...fxe6?? 32.Dxg7#) 32.Dxd8!+- 30...Sg6 Schwarz hat jetzt alles unter Kontrolle. 31.h3 31.Lxg6? fxg6 und die offene f-Linie hilft nur Schwarz. 31...Tc8 32.Da7 Txc3-+ Das Spiel hat sich gedreht und diese gewonnene Stellung ließ sich Bogner nicht mehr nehmen, 0-1 nach 68 Zügen.

Bogner im Glück

Trier und Solingen setzen sich durch

In Trier kamen die Gastgeber und Solingen zu ungefährdeten Siegen mit jeweils 5:3. Griesheim gab gegen Trier direkt zu Beginn mehrere Weißpartien remis, so dass die Richtung dieses Kampfes frühzeitig klar war. Viernheim kämpfte an allen Brettern gut gegen die übermächtigen Solinger an und wurde mit zwei Siegen belohnt - Mazes Sieg am Spitzenbrett kam allerdings auch zu Stande, weil Ragger partout kein Remis machen wollte.

Einzelergebnisse der 7. Runde
Partien nachspielen auf dem Liveportal
Fotos aus Mülheim (Kai Hombrecher)

Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.