Nach der 12. Runde der Schachbundesliga sind die wichtigen Entscheidungen gefallen. Baden-Baden als Meister und die vier Absteiger stehen praktisch fest. Eine Zusammenfassung der Ereignisse an den Spielorten Baden-Baden, Solingen, Hamburg und Mülheim.
In Baden-Baden gab es in der 12. Runde zwei klare Sieger. Der deutsche Meister setzte sich mit 7,5:0,5 auch in der Höhe der Erwartung entsprechend gegen den Tabellenletzten, SV Griesheim, durch. Etienne Bacrot gelang den Ivan Farago, für den es nach der gestrigen kampflosen Niederlage ein böses Wochenende war, ein sehenswerter Abschluss.
Farago,Ivan (2488) - Bacrot,Etienne (2705)
SBL 2012/13 SV Griesheim-OSG Baden-Baden, 17.03.2013
Stellung nach 15.Scxe4:
15...d5! 16.Sxe6? Weiß lässt sich auf einen Schlagabtausch ein, obwohl er seinen König noch nicht rochiert hat. 16.cxd5 Lxd5 17.0-0 war das kleinere Übel. 16...dxe4 17.Sxg7 exd3 18.Sxh5 Tae8+ 19.Kf1 gxh5 20.Dxh5
20...Txf2+! Das hat Weiß in der Vorausberechnung bestimmt übersehen. 21.Kxf2 Df6+ 22.Kg3 Se2+ Und Weiß müsste die Dame geben, um das Matt zu verhindern. 0-1
Keine Mühe hatte die SG Trier gegen den Wiesbadener SV. Die Hessen verzichteten an diesem Wochenende auf einige Titelträger und das machte sich sofort bemerkbar. Trier verbesserte sich nach dem 6,5:1,5 auf den sechsten Platz, während Wiesbaden inzwischen auf den neunten Platz abgerutscht ist.
Solingen lässt Federn
Zwischen dem SK Turm Emsdetten und der SG Solingen fand im Grunde genommen der einzige spannende Kampf der 12. Runde statt. Das 4:4 spiegelt die Kräfteverhältnisse an diesem Tag sehr gut wieder. Für die Münsterländer punkteten Mikheil Mchedlishvili und Darius Swiercz und auf Seiten der Klingenstädter Predrag Nikolic und Michael Hoffmann. Dem Bosnier gelang dabei eine feine positionelle Partie zum Thema Guter Springer vs. Schlechter Läufer.
Nikolic,Predrag (2638) - Zumsande,Martin (2418)
SBL 2012/13 SK Turm Emsdetten-SG Solingen, 17.03.2013
Stellunge nach 30...g6:
Offensichtlich hat Weiß wegen der besseren Leichtfigur Vorteil. Es ist lehrreich zu sehen, wie ihn Nikolic verwertet. 31.a4! Weicht die Stellung am Damenflügel auf, um sich Einbruchsfelder zu sichern. 31...Kd7 32.axb5 axb5 33.Da7 Dc7 34.Da3 Dd6 35.Da5 Dc6 36.Db4 Ke8
37.d5! Sichert sich das Feld d4, um ins schwarze Lager einzudringen. 37...exd5 Nach 37...Dc4 38.Dxc4 bxc4 39.dxe6 sieht der Computer auf den ersten Blick nur einen kleinen Vorteil für Weiß, doch nach 39...Lc8 40.Kf1 Ke7 41.Ke1 Lxe6 42.Kd2 Lf7 43.Kc3 Kd6 44.Kb4 sollte es sich um eine technische Gewinnstellung handeln. 38.Dd4 Kf7 39.b4 39.Dh8 kam natürlich in Betracht. Die Stellung ist in einer praktischen Partie kaum zu verteidigen, da Weiß gegen den zur Passivität verurteilten Schwarzen ständig neue Drohungen aufstellen kann. 39...Df6 40.Da7 De7 41.Db6 Dd7 42.h5 Lc6 43.Se2 De8 44.h6 Ld7 45.Dd4 Spätestens hier sieht auch der Computer klaren weißen Vorteil. 45...Df8? Das entfernt die Dame vom Hauptgeschehen. Weiß gewinnt. 46.Sf4 Dxh6 47.Dxd5+ Ke7 48.De5+ Kd8 49.Dd6 Ke8 50.Sd5 Dg7
51.Sc7+ 1-0
Für Werder Bremen war es ein perfektes Wochenende. Nach dem Sieg gegen Solingen gewann der amtierende Vizemeister auch gegen Wattenscheid mit 5,5:2,5. Der Sieg fiel etwas zu hoch aus, insbesondere weil Mateusz Bartel für Wattenscheid eine total gewonnene Stellung verdarb, war aber verdient. Matthias Blübaum war mit 2 aus 2 der erfolgreichste Punktesammler für sein Team. Die Entscheidung gegen Volkmar Dinstuhl fiel in Zeitnot.
Dinstuhl,Volkmar (2409) - Bluebaum,Matthias (2433)
SBL 2012/13 Werder Bremen-SV Wattenscheid, 17.03.2013
Stellung nach 30...e5:
In komplizierter Lage und in Zeitnot muss Weiß eine schwierige Entscheidung treffen... 31.Sf4? und greift daneben. 31.Txa5! hält als einziger Zug das Gleichgewicht. Falls Schwarz hätte weiterspielen wollen, dann hätte er sich auf 31...Le6 (31...Dxa5 32.Dxg6+ Tg7 33.De8+ Kh7 34.Dh5+=) 32.Ld2 mit unklarer Stellung einlassen müssen. 31...Sxf4 31...Lxf2+! 32.Kh1 (32.Kxf2 Db6+-+) 32...Sxf4 33.Lxf4 Tb4!-+ 32.Lxf4 Lf5 33.Lc4+? Weiß verliert forciert Material. 33.Dc6 Kg7 34.Le3 Txb2 mit klarem Vorteil für Schwarz. 33...Kh7 34.Dd5 Td7 35.Dxa5 Dxa5 36.Txa5 Tb4 37.Lb5 Td5 0-1
Eppingen und Hockenheim im Gleichschritt
Der SC Eppingen und der SV Hockenheim sind nicht nur Reisepartner, sie liegen auch in der Tabelle gleichauf. Nach ihren Siegen in der 12. Runde kommen beide auf 16 Punkte. Die Kreichgauer waren auf bestem Wege gegen den SK Norderstedt den ersten 8:0 Sieg in dieser Saison einzufahren, doch am Ende verpatzte Hans Dekan seine gewonnene Stellung am 8. Brett zum Ehrenpunkt für seinen Gegner.
Nicht ganz so einseitig verlief der Kampf zwischen Hockenheim und Hamburg, am 5:3 für die Rennstädter kamen aber nie Zweifel auf. In der Partie zwischen Rasmus Svane und David Baramidze sorgte ein taktisches Scharmützel im Mittelspiel für eine Vorentscheidung.
Svane,Rasmus (2394) - Baramidze,David (2615)
SBL 2012/13 SV Hockenheim-Hamburger SK, 17.03.2013
Stellung nach 17.Tc3:
17...Lxd4!? Die Komplikationen beginnen. 18.Txb3 18.exd4?? geht natürlich nicht wegen 18...Sxd4+ nebst 19...Sxb5. 18...Lf6 Durch diesen Zwischenzug holt sich Schwarz seine Figur wieder. 19.Lxb6?! Das lässt die Aktivierung des Turmes auf der 2. Reihe zu. 19.Tc1! Lxg5 20.Ld3 Ld7 21.Txb6= 19...Tc2+ 20.Kf3 Lxg5
Mit dem unglücklichen König auf f3 und Drohungen auf sich zukommen sehend, entschloß sich Weiß mit 21.Ld3 die Notbremse zu ziehen. Nach 21...Lxd3 22.Txd3 Txb2 besaß Schwarz aber einen Mehrbauern, den er letztendlich in einem Turmendspiel verwertete, 0-1 nach 53 Zügen.
Berlin praktisch abgestiegen
Die einzige offene Frage kurz vor Saisonende ist geklärt. Die SF Berlin verloren den wichtigen Kampf gegen die SF Katernberg und werden bei sechs Punkte Rückstand auf das rettende Ufer mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinleichkeit Griesheim, Norderstedt und Forchheim in die 2. Bundesliga begleiten.
Die Hauptstädter scheinen sich schon vor dem Wochenende im Mülheim aufgegeben zu haben, denn sie traten ohne eins ihrer ersten vier Bretter an. Trotzdem hielten sie in beiden Kämpfen gut dagegen und verloren jeweils nur knapp mit 3,5:4,5. Die Niederlage gegen Katernberg stand aber frühzeitig fest, bevor Marco Thinius der einzige Sieg für sein Team gelang. Für die Essener fiel der Sieg von Ilja Zaragatski überzeugend aus.
Zaragatski,Ilja (2460) - Berndt,Stephan (2443)
SBL 2012/13 SF Berlin-SF Katernberg, 17.03.2013
Stellung nach 21...h6:
Weiß hat sich klaren Vorteil erarbeitet, den er zum vollen Punkt nutzt. 22.f5+- e5 23.Ld5+ Während der Läufer eine dominante Rolle einnimmt, ist der Springer auf b8 im Tiefschlaf. 23...Kh8 24.f6! gxf6 25.Dg6 Dd8 26.Le4 f5 27.Txf5 Tg8 28.Dxh6+ Th7 29.Dxd6 Sd7
30.Tf7 Txg3+ 31.hxg3 Txf7 32.Dh6+ Kg8 33.Td6 1-0
Der SV Mülheim Nord bekleckerte sich gegen den SC Forchheim zwar nicht mit Ruhm, doch der Sieg mit 5:3 war nie in Gefahr. Damit liegen die "Nordler" nach dem Ausrutscher von Solingen auf dem 2. Platz und sind auf gutem Wege die beste Platzierung ihrer Vereinsgeschichte zu erreichen.
Bilder aus Hamburg
Einzelergebnisse der 12. Runde
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