„Wir müssen etwas reißen“

Erstellt am: 30.01.2019

MSA gegen Mülheim Nord in Zugzwang

Foto: Der Mülheimer Spitzenspieler David Navara trumpft beim Weltklasse-Open in Gibraltar auf und dürfte vom Affenfelsen direkt nach Bremen reisen.

 

Von Hartmut Metz

 

„Das ist unsere letzte Chance, um etwas reißen zu können“, betont Markus Lammers und schiebt nach, „wir sind motivierter denn je!“ Die Münchener Schachakademie (MSA) Zugzwang ist am Wochenende in der Bundesliga genau das, was der Vereinsnamen verkündet: in Zugzwang. „Wir sind wie im Vorjahr schlecht gestartet und holten bis zur Winterpause nichts“, vergleicht Lammers die Situation vor den beiden Gastspielen in Bremen. Angesichts der 0:12 Punkte braucht der Tabellenletzte wie auch Reisepartner BC Augsburg (2:10) endlich Zählbares, da nur noch acht Spiele anstehen.

Am Samstag um 14 Uhr gilt MSA allerdings als krasser Außenseiter. Werder Bremen ist nominell mit zwölf Großmeistern im Kader in Bestbesetzung kaum zu schlagen. Doch der deutsche Meister von 2004 verkaufte sich in dieser Saison bisher weit unter Wert mit 6:6 Zählern. Überdies schafften die Münchner im Vorjahr ein 4:4 - „und standen vor dem Sieg. Ich habe es mit einer Mehrfigur noch verpatzt“, erinnert sich Lammers an sein damaliges Drama. Diesmal wäre der Hanseat mit einem Unentschieden in seiner „zweiten Heimat“ schon sehr zufrieden.

Von größerer Bedeutung ist allerdings das Match am Sonntag (10 Uhr): Im Kellerduell prallt die Mannschaft um Spitzenspieler Leon Mons auf den SV Mülheim Nord. Der Tabellenzehnte steht nur optisch im gesicherten Mittelfeld. Das einstige Bundesliga-Spitzenteam hat auch nur zwei karge Punkte auf der Habenseite. Bei zwei Niederlagen am Samstag gegen BC Augsburg und am Sonntag gegen MSA Zugzwang würde Mülheim ebenfalls tief im Schlamassel stecken. Daher gehen die Münchner davon aus, dass der Rivale am Wochenende mit seinen Spitzenleuten antritt. Der Tscheche David Navara beweist dabei aktuell beim Weltklasse-Open in Gibraltar seine Extraklasse. Hinter Brett vier, dem deutschen Nationalspieler Daniel Fridman, ist das Team von der Ruhr aber weniger hochkarätig besetzt. „Mülheim ist die Mannschaft, die wir schlagen können“, sagt deshalb Lammers, weiß aber genauso, „dass es schwer genug bleibt für uns. Ein neues Wunder muss her“.

Etwas Mut kann dem Außenseiter geben, dass das Schlusslicht bisher in dieser Saison die meisten Elo-Weltranglistenpunkte hinzugewann! Die Münchner rufen also ihr Potenzial zumindest immer ab. Nach den sechs Runden hat das Zugzwang-Team 27 Elo hinzugewonnen. Nur der Hamburger SK (+19) liegt ähnlich gut. Dresden und Hockenheim zählen ebenfalls zu den Gewinnern. Spitzenreiter OSG Baden-Baden (-13) liegt in dieser „Rangliste“ - auf den ersten Blick überraschend - weit hinten. Es fällt in der Tabelle jedoch nicht auf, weil der Meister nur mit Hochkarätern bestückt ist. Wenn viele über 2700 haben, reicht es völlig, wenn diese ihr Niveau ungefähr aufs Brett bringen.



Über den Autor

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Hartmut Metz ist Redakteur beim Badischen Tagblatt mit Hauptsitz in Baden-Baden. Er schreibt außerdem unter anderem für die taz, die Frankfurter Rundschau und den Münchner Merkur über Schach und Tischtennis. Zudem verfasst der FM von der Rochade Kuppenheim regelmäßig Beiträge für das Schach-Magazin 64, Schach-Aktiv (Österreich) und Chessbase.de. Darüber hinaus stammen mehrere Turnierbücher aus seiner Feder.