MSA Zugzwang unterliegt Titelanwärter Viernheim hauchdünn / Hockenheim trotz eines Reiseproblems Spitzenreiter
Von Hartmut Metz
„Wir spielten ein gutes Match – aber am Schluss kehrte doch Ernüchterung ein, weil nicht viel fehlte zum Punktgewinn.“ Kapitän Markus Lammers zeigt sich durchaus zufrieden mit dem Start in die neue Bundesliga-Runde. Doch die Münchener Schachakademie (MSA) Zugzwang verpasste nach dem 2:6 gegen den SV Hockenheim am Samstag im zweiten Heimspiel eine Sensation. Hauchdünn mit 3,5:4,5 unterlagen die Hausherren am Sonntag dem zweiten Meisterschaftsanwärter, dem SC Viernheim.
Fast hätte es sich für die beim Badischen Schachverband angesiedelten Hessen gerächt, dass sie auf den Weltranglistendritten Schachrijar Mamedjarow (Aserbaidschan) verzichteten. Münchens Reisepartner BCA Augsburg unterlag in umgekehrter Reihenfolge erst Viernheim mit 3:5, dann Hockenheim mit 0,5:7,5. Nikola Nesterovic verhinderte gegen Arik Braun die Höchststrafe. Für den Tabellenführer lief die erste Doppelrunde optimal, obwohl das Team von Dieter Auer mit nahezu der unteren Hälfte des Kaders antreten musste.
Dass es keine so hohe Schlappe gegen den ersten Spitzenreiter gab, verdankte MSA einem guten Start. „Bis zum 2:2 hielten wir gut mit“, erzählt Lammers. Er selbst trug dazu maßgeblich bei mit seinem Sieg über den 14-jährigen Marco Dobrikov. Der Nachwuchsspieler rückte kurzfristig in den Hockenheimer Kader, weil einer der Top-Großmeister Probleme bei der Anreise hatte und auch am Sonntag fehlte. So konnte es Dobrikov gegen Augsburg besser machen und seinen ersten Sieg feiern.
Robert Zysk ließ sich im Duell mit David Baramidze auf nichts ein, brachte ein hübsches Turmopfer und gab ein Dauerschach. Ebenso gelang Stefan Kindermann an Brett zwei ein Teilerfolg. Der Großmeister gab sich trotz eines Mehrbauern zur Verwunderung des einheimischen Anhangs bescheiden gegen den Ukrainer Alexander Moiseenko und setzte die risikolos wirkende Partie nicht fort. Danach „war jedoch wie immer nichts gegen Hockenheim zu holen“, erinnert Lammers an die vier abschließenden Niederlagen gegen die Badener.
Spitzenspieler Leon Mons erwischte ein rabenschwarzes Wochenende und quittierte erst eine unnötige Null gegen Wladimir Fedoseev, um gegen Vladimir Malakhov auf einen für seine Verhältnisse plumpen einzügigen Springerabzug hereinzufallen. Obwohl auch Kindermann Anton Korobov unterlag und Alexander Raykhman seine zweite Wochenend-Niederlage gegen den nominell weit überlegenen Sergej Fedorchuk quittieren musste, blieb MSA im Spiel: Zwei laut Lammers „grandiose Siege“ von Falk Hoffmeyer, der einen schweren Patzer des Großmeisters Konstantin Tarlev zum Figurengewinn nutzte, und Stefan Bromberger hielten die Spannung aufrecht. Letzterer hatte im Großmeister-Duell mit Sebastien Maze ein hübsches Läuferopfer gebracht.
Einer Zugwiederholung wich Bromberger mit dem stärksten Zug dann richtigerweise aus – aber hernach folgten Fehler auf beide Seiten, die aber ungenutzt blieben. Letztlich hatte Münchens Nummer vier das bessere Ende für sich erwischt. Die Unentschieden von Gerald Hertneck, der Anton Guijar trotzte, Lammers („Die Stellung war objektiv ausgeglichen, aber lag mir eigentlich.“) und Christoph Eichler waren aber zu wenig, um ein 4:4 zu retten. Eichler stand sogar beim Friedensschluss laut den Engines auf Gewinn mit +2 – für einen Menschen war das Manöver gegen Günther Beikert indes nur schwer zu entdecken. Statt des natürlich Turmzugs auf die siebte Reihe hätte der schwarzfeldrige Läufer nach c7 müssen, um seinem Pendant auf a7 das rettende Feld b6 zu nehmen.