Schach-Bundesligist erhält Zugang aus Schwäbisch Hall / Umworbener Mons hält Münchner die Treue
Die Münchener Schachakademie (MSA) Zugzwang hat bereits eine Woche vor Ende der Wechselfrist ihre personellen Planungen abgeschlossen. Der Tabellen-13. der Schach-Bundesliga profitiert nun gleich doppelt vom Rückzug des SK Schwäbisch Hall: Der ambitionierte Tabellenachte, der einst deutscher Meister werden wollte, zog seine Mannschaft aus dem Oberhaus zurück und ebnete so MSA den Klassenerhalt in der 16er-Liga. Nun schließt sich auch noch der bisherige Schwäbisch Haller Alexander Raykhman (Foto) den Münchnern an.
Ansonsten ändert sich bei der Amateur-Truppe nichts Spektakuläres. Wichtigste Personalie war ohnehin, dass Léon Mons bleibt. Der frischgebackene Großmeister ragte am Spitzenbrett mit acht Punkten in 15 Partien heraus und war maßgeblicher Garant für das passable Abschneiden des Vereins. Nach seiner überzeugenden Leistung bekam er mehrere Anfragen, doch die ließ Mons abperlen: „Angebote von anderen Vereinen gab es, aber nachdem wir den Klassenerhalt geschafft hatten, war für mich klar, dass ich bei Zugzwang bleiben würde. Ich fühle mich wohl hier und freue mich schon auf eine weitere Saison am Spitzenbrett“, erklärte der Mathematik-Student.
Mit Raykhman verbreitert MSA Zugzwang seinen Kader etwas. Der angehende Informatiker, der in München studiert und seinen Master anpeilt, weist eine internationalen Ratingzahl von 2387 Elo auf. Damit ist der 25-Jährige die Nummer sechs des Bundesligisten. Auch wenn Raykhman als Internationaler Meister (IM) den zweithöchsten Titel des Schach-Weltverbands FIDE trägt, wird die Hauptlast in Sachen Klassenerhalt auf den Großmeistern liegen: Neben Mons sind dies die Routiniers Stefan Kindermann und Gerald Hertneck. Raykhman kann sicher mehr, als er in Schwäbisch Hall zeigte. Dort gelangen ihm am sechsten und siebten Brett bei sieben Einsätzen nur drei Remis. Viermal musste er dem Gegner gratulieren. Gegen all die Profis wird es der Informatik-Student weiterhin schwer haben. Das wissen jedoch die MSA-Verantwortlichen und sehen sich als krasser Außenseiter nicht in Zugzwang.
Der Bundesliga-Spielplan wird den Münchnern auch gleich zeigen, dass es wohl noch schwerer wird, erneut die Klasse zu halten. Am 10. und 11. November hat MSA Zugzwang zwei anspruchsvolle Heim-Aufgaben. Zum Auftakt samstags (14 Uhr) empfängt der nach dem Abstieg des FC Bayern letzte Münchner Erstliga-Club den Vorjahresdritten SV Hockenheim. Am Sonntag (10 Uhr) heißt der Gegner SC Viernheim – zwar ein Aufsteiger, aber was für einer! In einem Kopf-an-Kopf-Rennen schickte der Meister der Zweiten Bundesliga Süd eine Weltklasse-Riege ins Rennen mit dem SC Emmendingen. Mit dem Weltranglistendritten Schachrijar Mamedjarow sind die Viernheimer für jedes Bundesliga-Topteam eine Gefahr – und für MSA sicher eine Nummer zu groß. Eher der Preisklasse der Münchner entspricht der neue Reisepartner: BCA Augsburg kam als Vizemeister nur nach oben, weil Fahrstuhlkind Nickelhütte Aue diesmal auf das zweifelhafte Vergnügen Bundesliga verzichtete.
Foto: Hartmut Metz