Stichkampf um die deutsche Meisterschaft

Erstellt am: 01.05.2018

Die zentrale Endrunde in Berlin ist zu Ende, doch nicht die Saison. Die OSG Baden-Baden und die SG Solingen liegen nach 15 Runden punktgleich an der Spitze und das bedeutet, dass ein Stichkampf die deutsche Meisterschaft entscheiden wird. Im Abstiegskampf sind dagegen einige Fragen beantwortet, aber auch nicht alle, wie sie dem folgenden Beitrag entnehmen können.

Die 15. Runde begann mit einer Ehrung. Dennis Wagner erhielt für seinen Sieg gegen Predrag Nikolic aus der Saison 2016/17 die Medaille für die beste Partie der Saison. Bei der Wahl gefiel den Lesern insbesondere das wunderschöne Turmmanöver von a2 nach h2, das den entscheidenden Angriff gegen den schwarzen König einleitete. In diesem Beitrag analysierte Wagner seinen Sieg für die Leser dieser Webseite.

Hockenheim sichert sich Platz 3

Wagner erhielt aber nicht nur eine Medaille für seine schöne Partie, sondern auch für den 3. Platz des SV Hockenheim. Für das Teamfoto fanden sich immerhin noch fünf Spieler und drei Offizielle ein.

vlnr.: Rainer Buhmann, Bernd Straub, Dennis Wagner, Tomislav Borodzic, Alexander Moiseenko, Blerim Kuci, Oleg Boguslavskyy, Günther Auer | Foto: Georgios Souleidis
vlnr.: Rainer Buhmann, Bernd Straub, Dennis Wagner, Tomislav Borodzic, Alexander Moiseenko, Blerim Kuci, Oleg Boguslavskyy, Günther Auer | Foto: Georgios Souleidis

Die Rennstädter duellierten sich zum Abschluss der Saison mit Werder Bremen um den höchsten Rang hinter Baden-Baden und Solingen. Hockenheim hatte am Ende nur 1,5 Brettpunkte Vorsprung. Gegen Speyer-Schwegenheim siegten alle "Weißbretter", während alle "Schwarzbretter" remisierten, so dass am Ende ein 6:2 zu Buche stand. Werder Bremen gewann dagegen "nur" 5:3 gegen die SF Berlin. In diesem Kampf punkteten Laurent Fressinet und Tomi Nyback für die Norddeutschen.

Solingen siegt locker

Der Spitzenkampf zwischen der SG Solingen und den SF Deizisau "fiel aus". Richard Rapport und Jan Smeets brachten ihr Team schnell mit 2:0 in Führung und damit war der Drops im Prinzip schon gelutscht. Der ungarische Großmeister äußerte sich im Anschluss zu seinem Sieg gegen Matthias Blübaum vor der Kamera.

 

Einen weiteren Sieg steuerte Loek van Wely bei, der Maxime Lagarde keine Chance ließ. Peter Leko, der gegen Harikrishna Pentala remis spielte, war wie immer mit vollem Herzblut dabei und äußerte sich ebenfalls vor dem Mikro.

 

Die OSG Baden-Baden wurde ihrer Favoritenrolle gegen den SV Hofheim gerecht. Beim 6,5:1,5 gaben nur die ersten drei Bretter jeweils ein Remis ab. Jan-Christian Schröder freute sich über sein Remis gegen Levon Aronian und auch über seine ausgezeichnete Saison an den vorderen Brettern für den Traditionsverein aus Hessen.

 

Stichkampf um die deutsche Meisterschaft

Durch ihr sportlich perfektes Abschneiden bei der zentralen Endrunde in Berlin liegen Baden-Baden und Solingen weiterhin punktgleich an der Tabellenspitze. Baden-Baden hat zwar zwei Brettpunkte mehr, doch die spielen als Zweitwertung für die Meisterschaft keine Rolle, im Gegensatz zu den restlichen Plätzen in der Tabelle. Damit kommt es zu einem Stichkampf um die deutsche Meisterschaft. Baden-Baden hat wegen der mehr erzielten Brettpunkte Heimrecht. Das Datum wird noch unter den beteiligten Teams verhandelt, aber der Kampf soll innerhalb der nächsten zwei Wochen stattfinden. Sobald eine Einigung herrscht, werden wir das Resultat natürlich auf dieser Webseite bekanntgeben.

Mülheim und Aachen beenden Saison mit knappen Siegen

Der SV Mülheim Nord siegte gegen den USV TU Dresden überraschend mit 4,5:3,5. Roven Vogel brachte die Sachsen in Führung, doch Daniel Hausrath und Mees van Osch wendeten das Blatt. Grzegorz Gajewski glich für Dresden aus, bevor ausgerechnet Valentin Buckels nach fünf Niederlagen zuvor mit seinem ersten Saisonsieg Mülheim einen schönen Abschluss bescherte.

Valentin Buckels | Foto: Georgios Souleidis
Valentin Buckels | Foto: Georgios Souleidis

Diesen hatte auch der DJK Aachen nach dem gleichen Resultat gegen Schwäbisch Hall. Jorden van Foreest siegte am Spitzenbrett gegen Ernesto Inarkiev, Frank Zeller glich aus, doch das letzte Wort sprach Christian Braun für Aachen, die durch das 4,5:3,5 ihren heutigen Gegner um genau einen Brettpunkt in der Tabelle überflügelten und auf Platz sieben landeten.

Die Auf- und Abstiegsfrage

Im Abstiegskampf hätte der FC Bayern München durch einen Sieg gegen den Hamburger SK einen Satz auf Platz 13 machen können, doch gegen den HSK war an diesem Wochenende kein Kraut gewachsen. Nur Michael Fedorovsky und Andreas Schenk gelang ein Remis, so dass am Ende ein klarer Sieg mit 7:1 für Hamburg heraussprang. Am meisten freute sich bei den Norddeutschen Jonathan Carlstedt, der durch vollen Punkt gegen Michael Bezold seine dritte Großmeister-Norm erzielte.

Jonathan Carlstedt | Foto: Georgios Souleidis
Jonathan Carlstedt | Foto: Georgios Souleidis

Die MSA Zugzwang München hat die Klasse gehalten. Dafür genügte sogar eine Niederlage mit 3,5:4,5 gegen den SK Norderstedt. Am Ende hat die Münchner Schachakademie 1,5 Brettpunkte mehr auf dem Konto als Speyer-Schwegenheim. Das bedeutet Platz 13 und das reicht, wie in der Folge erläutert wird.

Der Kampf um den Klassenerhalt wird leider auch in dieser Saison nicht komplett sportlich entschieden. Zum jetzigen Zeitpunkt stehen mit dem SC Viernheim (2. Bundesliga Süd) und der SG Turm Kiel (2. Bundesliga Nord) zwei Aufsteiger fest. Aus den zwei weiteren 2. Ligen ist noch unklar, ob eine der aufstiegsberechtigten Mannschaften ihr Recht wahrnehmen wird. Im Westen steht die Aussage des Staffelsiegers TSV Schott Mainz aus, aber der Düsseldorfer SK hat schon Interesse angemeldet. Im Osten verzichten Nickelhütte Aue und der Erfurter SK und so kommt nur noch BCA Augsburg in Frage.

Schwäbisch Hall zieht zurück!

Der SK Schwäbisch Hall zieht das Männerteam aus der SBL zurück. Mit diesem Schritt haben viele Insider schon länger gerechnet, denn im Verein gab es enorme Meinungsunterschiede zwischen dem Block, der das Männerteam, und dem Block, der das Frauenteam unterstützt. Thomas Marschner, der lange Zeit die Webseite des Vereins betreute, hatte in diesem Artikel Einsicht in die vereinsinternen Querelen gegeben. Außerdem interviewte der Schach-Ticker Mario Meinel, der zum "Frauenblock" gehört.

Kurz vor Beginn der zentralen Endrunde gab der derzeitige Vorstand um Michael Riedel, der dem "Männerblock" zuzurechnen ist, bekannt, dass der Verein das Männerteam aus der SBL zurückziehen und auch nicht mehr in der 2. Bundesliga antreten wird. Der Vorstand tritt ebenfalls komplett zurück und viele Spieler werden den Verein verlassen, so Riedel gegenüber dem Autor. Der neu zu wählende Vorstand wird wohl aus dem "Frauenblock" rekrutiert und die Frauenmannschaft, die letztes Jahr die deutsche Meisterschaft feierte, wird weiter in der Frauenbundesliga spielen. Eine offizielle Version der Ereignisse gibt es von Seiten des Vereins darüber hinaus nicht.

Norderstedt und Bayern München abgestiegen

Zum jetzigen Zeitpunkt sind der SK Norderstedt zu 100% und der FC Bayern München - sehr wahrscheinlich - abgestiegen. MSA Zugzwang München belegte Platz 13 und nimmt den Platz von Schwäbisch Hall ein, die SG Speyer-Schwegenheim nimmt Platz 14 ein und darf hoffen, dass nur noch eine weitere Mannschaft neben Viernheim und Kiel aufsteigen wird. Ein letztes Fünkchen Hoffnung darf auch noch Bayern haben, doch aus dem Westen wird, wie oben geschildert, wahrscheinlich ein Verein aufsteigen. Falls das einigen Lesern zu kompliziert ist, verweise ich auf den 15. Mai, denn dann endet die Meldefrist für alle Vereine aus den ersten beiden Ligen.

Einzelergebnisse 15. Runde
Kreuztabelle nach der 15. Runde
Alle Partien nachspielen auf dem Liveportal

Offizielle Webseite zentrale Endrunde Berlin

Video(s): 


Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.