Baden-Baden wieder an der Spitze

Erstellt am: 11.03.2018

Die OSG Baden-Baden ist nach der 12. Runde wieder der Favorit auf den Titel. Während der deutsche Meister souverän mit 5,5:2,5 gegen Werder Bremen siegte, verlor die SG Solingen mit 3:5 gegen Hockenheim und die Führung in der Tabelle. Viele Kämpfe verliefen am Sonntag spannend und Hofheim glückte mit dem Sieg gegen Aachen eine Überraschung. Außerdem gewannen Dresden, Berlin, Schwäbisch Hall und Deizisau ihre Duelle.

Die SG Solingen ist ihre Tabellenführung wieder los. Obwohl die Klingenstädter mit Markus Ragger im Vergleich zum Vortag einen "neuen" Spieler aus dem Haut zauberten, reichte es nicht gegen die nominell stärker angetretenen Hockenheimer. Bei Solingen fehlten einfach zu viele weitere Großmeister. Anish Giri, der in dieser Saison noch gar nicht zum Einsatz kam, ist als Sekundant für Vladimir Kramnik beim Kandidatenturnier in Berlin, Richard Rapport und Erwin L´Ami spielen beim Open in Reykjavik und Pentala Harikrishna hatte laut dem 1. Vorsitzenden, Oliver Kniest, eine ganz billige Ausrede: "Er feiert seine Hochzeit."

Das war natürlich nicht ernst gemeint und so schlecht begann der Kampf nicht, denn die Partien an den ersten vier Brettern, an denen Hockenheim überall Elo-Vorteil besaß, endeten remis. Danach zeichnete sich aber ab, dass Hockenheim gewinnen wird. Insbesondere Dennis Wagner, Tamasz Banusz und Ivan Saric hatten Vorteile angehäuft. Jan Smeets hatte gegen Wagner in der Eröffnung eine Qualität geopfert, konnte im Verlauf des Kampfes aber nie ausreichende Kompensation nachweisen. Der junge deutsche Großmeister behielt die Übersicht und fuhr die Partie sicher nach Hause.

Dennis Wagner | Archivbild: Georgios Souleidis
Dennis Wagner | Archivbild: Georgios Souleidis

Der Sieg von Ivan Saric, der eine sehr starke Saison spielt, kam profaner zu Stande, nachdem Borki Predojevic im Mittelspiel einen Bauern im Prinzip einstellte. Am Ende konnte Predrag Nikolic immerhin sein schlechteres Endspiel gegen Banusz zum Endstand von 5:3 für Hockenheim halten. Während Solingen nun wieder punktgleich mit Baden-Baden auf Platz zwei liegt, verbesserte sich der SV Hockenheim auf Platz drei der Tabelle, hat aber drei Punkte Rückstand auf die führenden Teams.

Im parallel ausgetragenen Kampf sorgte der SV Hofheim für die Überraschung des Tages. Obwohl nominell unterlegen siegten die Gastgeber gegen den DJK Aachen mit 4,5:3,5. Es begann mit einem Sieg von Vladimir Gurevich gegen Christian Braun. Alexander Donchenko, brauchte gegen Arno Zude nur 20 Züge, und Jorden van Foreest, setzte seinen starken Lauf mit einem Punktgewinn gegen Alndrei Volokitin fort, brachten Aachen in Führung.

Jan-Christian Schröder | Archivbild: Guido Giotta
Jan-Christian Schröder | Archivbild: Guido Giotta

Hofheim schlug aber zurück. Zuerst setzte sich Jan-Christian Schröder gegen Mircea-Emilian Parligras durch, bevor Davit Lobzhanidze im Endspiel Michael Hoffmann niederrang. Hofheim verbesserte sich durch diesen Sieg auf neun Punkte und hat sich im Prinzip ein Endspiel mit besseren Voraussetzungen gegen Speyer-Schwegenheim während der zentralen Endrunde in Berlin erkämpft, da sie einen Punkt Vorsprung haben. Realistisch betrachtet können beide Teams nur noch in ihrem Kampf gegeneinander punkten, da sie in den zwei anderen Begegnungen jeweils gegen Baden-Baden und Hockenheim antreten müssen.

Spaziergang für Baden-Baden

Der Teamchef der OSG Baden-Baden, Sven Noppes, dürfte am Sonntag mehr darauf geschaut haben, was in Hofheim passiert. Es wäre mehr als nur eine Überraschung gewesen, wenn sein Starteam mit acht Weltklassegroßmeistern nicht gegen Bremen gewonnen hätte. Zuerst hielten die Norddeutschen aber mit drei Remis an den vorderen Brettern gut mit und das Jugendbrett, Spartak Grigorian, hatte in einer verwickelten Stellung gegen Arkadij Naiditsch durchaus seine Chancen. Naiditsch behielt aber, wie so häufig, die bessere Übersicht als sein Gegner und brachte Baden-Baden in Führung.

Arkadij Naiditsch | Archivbild: Georgios Souleidis
Arkadij Naiditsch | Archivbild: Georgios Souleidis

Ihm folgten Etienne Bacrot und Francisco Vallejo Pons zum Endstand von 5,5:2,5. Damit übernahm die OSG wieder die Führung in der Tabelle und hat gute Chancen den Titel zu verteidigen.  Es steht zwar noch der Kampf gegen Hockenheim in Berlin aus, doch Solingen hat mit Deizisau und Schwäbisch Hall das etwas schwierigere Restprogramm.

In einem sehr wichtigen Kampf um den Klassenerhalt trennten sich in Westheim der SV Mülheim Nord und die SG Speyer-Schwegenheim mit 4:4. Nach vier Remis brachte die Mülheimer "Lebensversicherung" David Navara das Team aus dem Westen mit einem Sieg gegen Mikhaylo Oleksiyenko in Führung. Es folgten zwei weitere Remis, bevor Adam Horvath den Gastgebern den Punktgewinn sicherte.

Während Mülheim mit neun Punkten den Klassenerhalt so gut wie sicher hat, steht für Speyer-Schwegenheim, wie weiter oben erwähnt, das Abstiegsendspiel gegen Hofheim in Berlin an.

Hamburg verpasst wieder Punktgewinn

Mal schauen, ob es sich am Ende der Saison rächt, dass der Hamburger SK reihenweise Chancen liegen lässt. Nach der knappen Niederlage gegen Schwäbisch Hall folgte zu Hause wieder ein 3,5:4,5 gegen Deizisau. Der Kampf verlief sehr ausgeglichen und begann mit fünf Punkteteilungen. Dann sorgte Georg Meier für die Führung der Gäste. Ein 4:4 lag trotzdem in der Luft, da Thies Heinemann gegen Vincent Keymer eine Gewinnstellung auf dem Brett hatte. Im 41. Zug verrechnete er sich aber und ließ den Übergang in ein ausgeglichenes Turmendspiel zu.

Georg Meier | Foto: Georgios Souleidis
Georg Meier | Foto: Georgios Souleidis

Hamburg bleibt damit weiter auf einem Abstiegsplatz, kann sich aber im Prinzip aus eigener Kraft befreien. Die ungewöhnliche Tabellensituation will es so, dass alle vier Teams, die momentan einen der letzten vier Plätze einnehmen, in Berlin noch gegeneinander spielen müssen.

Der SK Schwäbisch Hall siegte ebenfalls mit 4,5:3,5 gegen den SK Norderstedt. Das hört sich erstmal überrachend knapp an, doch Hall trat nur mit sieben Spielern an, nachdem Evgeny Postny wegen anderweitiger Verpflichtungen am Abend zuvor abreise musste. Tatsächlich stand es zwischenzweitlich nach drei gespielten Remis 2,5:1,5 für das Schlusslicht der Tabelle, bevor Matthias Womacka, Viktor Laznicka und Dmitry Jakovenko ihre Partien gewannen. Immerhin glückte aus Norderstedter Sicht ein "wahrer" Sieg für Thomas Kahlert gegen Alexander Raykhman.

Dmitry Jakovenko | Foto: Georgios Souleidis
Dmitry Jakovenko | Foto: Georgios Souleidis

Keine Überraschung in München

Im Vergleich zum Vortag gibt es dieses Mal kein überraschendes Ergebnis aus München zu vermelden. Leon Mons setzte am Spitzenbrett für die MSA Zugzwang München seinen starken Lauf mit einem Reims gegen Zoltan Almasi fort, doch Dresden war insgesamt zu stark. Grzegorz Gajewski brachte die Sachsen in Führung. Hans Moehn, Roven Vogel und Mateusz Bartel erhöhten in der Folge auf 6:2.

Im zweiten Kampf setzen sich die Schachfreunde Berlin gegen den FC Bayern München mit 4,5:3,5 durch. Nach Siegen von Ilja Schneider, Jacek Tomczak und Emil Schmidek stand es 4,5:1,5, bevor Roman Vidonyak und Noel Studer für Ergebniskosmetik sorgten.

Trotz der Niederlagen gilt für die Münchner Vereine das Gleiche wie für Hamburg. Da die Abstiegskandidaten in Berlin untereinander spielen müssen, haben sie alle die Chance fast aus eigener Kraft den Klassenerhalt zu schaffen.

Die Schachbundesliga macht jetzt eine längere Pause bis zur zentralen Endrunde in Berlin, die vom 28. April bis 01. Mai stattfindet. Der Grund für die längere Pause ist der übervolle Terminkalender. Wegen der Einzel-Europameisterschaft, die vom 16. bis 29. März in Batumi auf dem Programm steht, musste die Doppelrunde dieses Wochenendes um eine Woche vorverlegt werden, so dass zahlreiche Bundesligaspieler an der EM teilnehmen können.

Alle Partien nachspielen auf dem Liveportal
Einzelergebnisse der 12. Runde
Kreuztabelle der 12. Runde



Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.