Gegen Werder ist nur Fedorovsky heiß

Erstellt am: 19.02.2018

Münchner Schach-Bundesligisten wollen in Mülheim punkten

Von Hartmut Metz

Die Münchner Bundesliga-Vereine sind sich wieder einig: „Gegen Werder Bremen ist an einem normalen Tag nichts zu holen, während Mülheim Nord diese Saison offensichtlich Probleme hat. Da hoffen wir auf den nächsten Coup“, ordnet Markus Lammers die Situation vor dem Doppel-Spieltag aus Sicht der Münchener Schachakademie (MSA) Zugzwang ein. Michael Fedorovsky (Foto oben) bestätigt für den FC Bayern München: „Normalerweise haben wir gegen Werder keine Chance. Gegen Mülheim müssen wir alles probieren.“

Der Gastgeber an der Ruhr gehörte viele Jahre zum Establishment im Oberhaus der Denkstrategen. Doch diese Saison läuft es alles andere als gut. Mülheim Nord befindet sich nach acht Spieltagen noch immer in Reichweite der Münchner. Bayern (4:12 Punkte) ist als 14. Tabellennachbar, MSA (3:13) folgt direkt dahinter als Vorletzter. Mit einem Sieg könnten beide einen wichtigen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen. Doch die Hausherren dürften auch alles aufbieten, um sich ein wenig aus der Abstiegszone der 16er-Liga zu lösen. Am Samstag (14 Uhr) versucht sich zunächst MSA.

Zeitgleich treffen die Bayern auf Werder. So eindeutig solche Duelle im Fußball für die Münchner ausgehen, so klar dürfte auf den 64 Feldern Bremen triumphieren. Die Hanseaten stehen mit 13:3 Zählern auf Rang drei und haben Platz zwei in Blickweite: Denn in Aachen spielen die beiden Meister der letzten zwölf Jahre, der elffache Champion OSG Baden-Baden und die SG Solingen (beide 15:1) am Sonntag wohl den nächsten Titel aus.

Während für den FCB das Match am Sonntag (10 Uhr) gegen Mülheim Nord im Fokus steht, hat die erste Partie gegen Bremen für Michael Fedorovsky persönlich enorme Bedeutung. Kann der Datenbank-Experte „ein Remis halten, ist meine zweite Großmeister-Norm in der Bundesliga perfekt“, berichtet der 41-Jährige. Bisher sammelte der Amateur stolze 4,5 Zähler aus acht Partien. Um vom Internationalen Meister (IM), dem zweithöchsten Titel des Schach-Weltverbands, aufzusteigen, benötigt Fedorovsky dann nur noch eine dritte Norm, um sich auf Lebenszeit Großmeister nennen zu dürfen.

1976 kam der Programmierer in Charkow zur Welt. Zu Sowjetzeiten trainierte er wie alle Jugendlichen im Pionierpalast, schließlich war Schach Staatssport. Ein paar Jüngere aus Charkow machten Karriere: Pawel Eljanow und Anton Korobow zählen zur erweiterten Weltspitze. Anna Uschenina wurde gar Weltmeisterin. „Die sind aber alle viel besser geworden als ich“, meint Fedorovsky und nennt seine Resultate in der einstigen Heimat „wenig rühmlich. Ich wurde einmal Dritter bei der Stadt-Jugendmeisterschaft“.

Das reichte jedoch immerhin, um in der UdSSR „Meister-Kandidat“ zu werden. 2001 fand der IM Arbeit in der Landeshauptstadt und zog nach München um. 2014 gelang Fedorovsky gleich bei der Premiere für den FC Bayern die erste herausragende Bundesliga-Runde. „Ich holte +5 - allerdings an einem hinteren Brett“, schränkt er  im nächsten Atemzug ein. So richtig glaubt der Programmierer noch nicht an seine zweite GM-Norm: „Ein Remis ist nicht so leicht, zumal ich zuletzt weniger gut spielte. Bei einem Rundenturnier in Augsburg brach ich in der zweiten Hälfte völlig ein. Und in der österreichischen Staatsliga lief es ebenfalls schlecht.“



Über den Autor

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Hartmut Metz ist Redakteur beim Badischen Tagblatt mit Hauptsitz in Baden-Baden. Er schreibt außerdem unter anderem für die taz, die Frankfurter Rundschau und den Münchner Merkur über Schach und Tischtennis. Zudem verfasst der FM von der Rochade Kuppenheim regelmäßig Beiträge für das Schach-Magazin 64, Schach-Aktiv (Österreich) und Chessbase.de. Darüber hinaus stammen mehrere Turnierbücher aus seiner Feder.