Baden-Baden kommt mit einem blauen Auge davon

Erstellt am: 09.12.2017

Die Kämpfe der 5. Runde waren hart umkämpft und Überraschungen lagen in der Luft. Baden-Baden setzte sich zu Hause knapp gegen Dresden durch, während Solingen klar in Hamburg gewann. Zu Siegen kamen auch Aachen, Berlin, Bremen, Deizisau und Hockenheim. Die einzige Punkteteilung gab es zwischen Hofheim und Bayern München.

Die OSG Baden-Baden muss an diesem Wochenende auf zahlreiche Stars, die anderweitigen Verpflichtungen nachgehen, verzichten. Das machte sich gegen den USV TU Dresden an den ersten vier Brettern bemerkbar. Nach einem schnellen Remis an Brett zwei brachte Liviu-Dieter Nisipeanu die Sachsen in Führung. Die deutsche Nr. 1 opferte gegen Etienne Bacrot ausgangs der Eröffnung eine Figur für mehrere Bauern. In den darauffolgenden Verwicklungen fand sich Nisipeanu besser zurecht und siegte verdient.

Liviu-Dieter Nisipeanu gegen Etienne Bacrot | Foto: Thilo Gubler
Liviu-Dieter Nisipeanu gegen Etienne Bacrot | Foto: Thilo Gubler

Nach zwei weiteren Remis führte Dresden lange mit 2,5:1,5, bevor Sergei Movsesian eine sehr spannende Partie für sich entschied. Er besaß mit Dame gegen Turm und Läufer - bei jeweils vier Bauern auf einem Flügel - materiellen Vorteil. Es sah fast nach einer Festung aus, doch Roven Vogel manövrierte seinen Turm in eine tödliche Fesselung und musste nach einer Zugzwang-Stellung aufgeben.

Roven Vogel gegen Sergei Movsesian | Foto: Thilo Gubler
Roven Vogel gegen Sergei Movsesian | Foto: Thilo Gubler

Nach einem ausgekämpften Remis an Brett vier zwischen Arkadij Naiditsch und Mateusz Bartel sorgte Alexei Shirov endgültig für die Wende. Er bearbeitete Hans Moehn die ganze Partie über und gewann letztendlich im Turmendspiel auch dank seiner deutlich größeren Erfahrung.

Den Schlusspunkt setzte Julian Martin. Das Jugendbrett, das inzwischen eine beachtliche Elo-Zahl von über 2400 Punkten besitzt, siegte gegen Paul Hoffmann in der längsten Partie dieses Kampfes.

Im parellel ausgetragenen Kampf hatten die Schachfreunde Berlin keine Mühe die SG Speyer-Schwegenheim mit 6:2 in die Knie zu zwingen. Alexander Mista und Peter Schreiner sorgten bei zwei Remis für eine komfortable Führung, die nach der Zeitkontrolle Krzysztof Jakubowski und Kacper Piorun ausbauten. Bei Speyer machte sich insbesondere die Unterlegenheit an den hinteren Brettern negativ bemerkbar.

Bremen siegt im Spitzenduell

Auf dem Papier fand der Spitzenkampf des Tages in Schwäbisch Hall statt. Die Gastgeber traten gegen Bremen allerdings fast mit der "B-Elf" an und waren an den hinteren Brettern klar unterlegen. Nach ausgeglichenem Verlauf an den ersten vier Brettern nutzten die Gäste von der Weser ihre Überlegenheit mit Siegen von Vlastimil Babula, Jan Werle und Sven Joachim genau dort aus. Der Ehrentreffer für Schwäbisch Hall gelang Frank Zeller gegen Alexander Markgraf.

Jan Werle siegte gegen Alexander Raykhman | Foto: Gerd Densing
Jan Werle siegte gegen Alexander Raykhman | Foto: Gerd Densing

Einen spannenden Kampf lieferten sich die Schachfreunde Deizisau und der SV Mülheim Nord. Obwohl der Aufsteiger nominell klar favorisiert war, hielt Mülheim sehr gut mit. Nach zwei Remis brachte Michael Feygin durch einen Sieg gegen Georg Meier die Gäste aus dem Westen in Führung. Peter Leko konterte am Spitzenbrett Thomas Beerdsen aus und glich postwendend aus. Es folgten zwei Remis, bevor Vincent Keymer für die Führung sorgte. Die deutsche Nachwuchshoffnung zeigte gegen Mihail Saltaev eine technisch feine Leistung, nachdem er zu Saisonbeginn mit zwei Niederlagen startete. Das 5:3 besiegelte Philipp Schlosser durch einen Sieg gegen Valentin Buckels.

Vincent Keymer siegte gegen Mihail Saltaev | Foto: Gerd Densing
Vincent Keymer siegte gegen Mihail Saltaev | Foto: Gerd Densing

Solingen und Aachen gewinnen deutlich

Die SG Solingen kam mit 5,5:2,5 zu einem sicheren Sieg beim Hamburger SK. Nach drei Remis überrannte Loek van Wely seinen Gegner Robert Kempinski mit zahlreichen Bauern und brachte die Klingenstädter in Führung. Es folgten Siege von Markus Ragger und Predrag Nikolic und am Ende verteidigten Richard Rapport und Benjamin Bok ihre schlechteren Endspiele, so dass für den HSK nur Achtungserfolge blieben.

Loek van Wely gegen Robert Kempinski | Foto: Georgios Souleidis
Loek van Wely gegen Robert Kempinski | Foto: Georgios Souleidis

Der DJK Aachen erfüllte seine Pflichtaufgabe gegen den SK Norderstedt beim 7,5:0,5 mit Bravour. Zwar profitierten Mircea Parligras und Lucas van Foreest von Einstellern ihrer Gegner, doch am Sieg kamen nie Zweifel auf. Für Norderstedt gelang nur Falko Meyer ein Unentschieden.

Jorden van Foreest siegte am Spitzenbrett für Aachen | Foto: Georgios Souleidis
Jorden van Foreest siegte am Spitzenbrett für Aachen | Foto: Georgios Souleidis

Abstiegsduell endet unentschieden

Der spannendste Kampf des Tages fand in Hockenheim zwischen dem SV Hofheim und dem FC Bayern München statt. Der Aufsteiger aus der 2. Bundesliga West ging leicht favorisiert ins Rennen. Klaus Bischoff drang in Stanislav Savchenkos Grundreihe ein und brachte München in Führung. Hofheim drehte gleich durch drei Siege das Blatt, doch es blieb spannend, da Bayern an den restlichen Brettern Vorteile angesammelt hatte. Philip Lindgren und Michael Fedorovsky glichen dementsprechend für die Bajuwaren aus. Beim Stand von 3,5:3,5 konnte Jan-Christian Schröder ein leicht schlechteres Endspiel gegen Noel Studer verteidigen, so dass Hofheim sich wenigstens über einen Punkt freuen durfte.

Im Baden-Würtemmberg Center auf dem Hockenheimring feierte Hockenheim ein klares 6:2 gegen die MSA Zugzwang München. Die Rennstädter traten mit der zweiten Garnitur an, doch die Elo-Vorteile waren immer noch mehr als ausreichend, um den Abstiegskandidaten in Schach zu halten.

Am Sonntag geht es weiter mit der 6. Runde. In Schwäbisch Hall treffen Baden-Badens Verfolger Bremen und Deizisau zum Spitzenkampf des Tages aufeinander. Ein wichtiges Duell im Abstiegskampf steigt in Hockenheim zwischen MSA Zugzwang und Hofheim.

Einzelergebnisse der 5. Runde
Tabelle nach der 5. Runde
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Teaserfoto: Thilo Gubler



Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.