Schweizer Jungprofi Studer verstärkt Bayern

Erstellt am: 13.10.2017

Einziges Ziel der Münchner Bundesligisten ist der Klassenerhalt
Von Hartmut Metz

Die nächste Bundesliga-Saison wird für die Schach-Abteilung des FC Bayern München und der Münchener Schachakademie (MSA) Zugzwang erneut kein Zuckerschlecken. Die vergangene Runde überlebten beide Klubs sensationell. Die Teams, die überwiegend mit Amateuren bestückt sind, haben auch in der am 21. Oktober, 14 Uhr, in Solingen beginnenden Meisterschaft allein den Klassenerhalt im Visier.

Besonders schwer dürfte es MSA Zugzwang haben. „Personell hat sich im Prinzip nichts geändert“, berichtet Markus Lammers. Petar Panteleev steht nicht mehr im 16er-Kader. Für den Bulgaren rückt der Kapitän der Reserve, Robert Heigermoser, auf. Da Panteleev beim Vorjahres-Aufsteiger nie zum Einsatz kam und dies auch für Heigermoser gelten dürfte, setzen die Münchner auf ihre bewährten zehn Topleute. „Einen Internationalen Meister hatten wir an der Angel. Letztlich sahen wir aber keinen Bedarf, den Kader zu verändern, nachdem es vergangene Runde so super lief“, begründet Lammers die Enthaltsamkeit auf dem Transfermarkt.

MSA nahm ein paar kleinere Umstellungen vor. Der ehrgeizige Léon Mons tauscht mit Großmeister Stefan Bromberger Brett drei gegen eins, um an vorderster Front gegen starke Großmeister spielen zu können. Beim Auftakt in der Klingenstadt könnte es der frühere Dortmunder gleich mit einem Spieler aus der absoluten Weltspitze zu tun bekommen: Anish Giri, Niederländer mit nepalesischen Wurzeln, führt die SG Solingen an. Gegen den Meister von 2016 sei es „immer hart. Die haben stets eine solide Mannschaft“, weiß Lammers und konzentriert sich mit MSA Zugzwang mehr auf den Sonntag, 22. Oktober (10 Uhr). Der Tabellenzwölfte der Vorsaison würde gerne wieder den -elften schlagen: „Da gewannen wir recht überzeugend 5:3“, erinnert sich Lammers und „peilt das erneut an.“ Allerdings weiß der 31-Jährige nur zu gut: „Unsere Aussichten hängen von deren Aufstellung ab.“ Die Aachener rüsteten noch einmal auf und haben nun Schnellschach-Weltmeister Wassili Iwantschuk auf Position eins gemeldet.

Für Bayern München gilt das Gesagte ähnlich. Schließlich trifft der FCB nur in umgekehrter Reihenfolge erst auf Aachen und dann auf Hausherr Solingen. „Weil Aachen sich durch die Trierer Konkursmasse verstärkt hat, dürfte es schwer werden, den Coup des Vorjahres zu wiederholen“, fürchtet FCB-Spieler Andreas Schenk. Gegen den Titelanwärter Solingen sei ohnehin nichts zu erben. Er wie Mannschaftsführer Jörg Wengler sind sich einig, dass sich fünf Teams um den zwölften Platz balgen, der in der 16er-Liga zum Klassenerhalt ausreicht: Neben dem Lokalrivalen aus München seien noch Norderstedt, Hofheim und Speyer-Schwegenheim die Anwärter.

FCB-Abteilungsleiter Wengler sieht sein Team „etwas verstärkt“. Neben dem bisherigen Tegernseer Roman Vidonyak und Makan Rafiee (Kasseler SK 1876) gesellte sich vor allem Noël Studer (Foto oben) dazu. Der 20-jährige Schweizer schaffte den Sprung zum Großmeister und versucht sich nun als Profi. „Alle drei Neuzugänge wollen viel spielen“, erwartet Schenk neuen Schwung. So mussten „drei Leute gestrichen werden, die jedoch dem FC Bayern erhalten bleiben“. Großmeister Markus Stangl bestritt schon in der vergangenen Saison keine einzige Partie. Urgestein Thomas Reich geht nun häufiger für die Reserve ans Brett. Zudem verzichtet Wolfgang Richter als zweiter IM auf die Nominierung. Noch vor Studer rückt die bisherige Nummer fünf, Valentin Dragnev, ans Spitzenbrett beim FCB. Der 21-jährige Österreicher sucht stets die Herausforderung und will wie Studer endlich GM werden.

Großmeister Markus Stangl zieht sich aus dem Kader des FCB zurück | Foto: Hartmut Metz
Großmeister Markus Stangl zieht sich aus dem Kader des FCB zurück | Foto: Hartmut Metz

Dass bei MSA Zugzwang wie bei den Bayern nicht nur der Leistungsgedanke zählt, davon kündet eine Aussage von Schenk mit Blick auf IM Vidonyak, dessen Ehefrau Nellya bereits für die Bundesliga-Damen des FCB ans Brett ging: „Wir freuen uns sehr über diesen Neuzugang und hoffen auch ein wenig darauf, von seinem Wissen im Bereich Training und vor allem Schulschach zu profitieren.“ Wie die rührige Münchener Schachakademie um Motor Stefan Kindermann wollen die Bayern „mehrere Schulschach-Gruppen realisieren. Zur neuen Saison haben wir bereits einige auf die Beine gestellt, weil es ein großes Anliegen von uns war“.



Über den Autor

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Hartmut Metz ist Redakteur beim Badischen Tagblatt mit Hauptsitz in Baden-Baden. Er schreibt außerdem unter anderem für die taz, die Frankfurter Rundschau und den Münchner Merkur über Schach und Tischtennis. Zudem verfasst der FM von der Rochade Kuppenheim regelmäßig Beiträge für das Schach-Magazin 64, Schach-Aktiv (Österreich) und Chessbase.de. Darüber hinaus stammen mehrere Turnierbücher aus seiner Feder.