Münchner Klubs sehen Griesheim in der Opferrolle

Erstellt am: 05.04.2017

FC Bayern und MSA Zugzwang rechnen sich dagegen in der Schach-Bundesliga wenig gegen Spitzenteam Hockenheim aus

Von Hartmut Metz

Die Münchner Schach-Bundesligisten sind sich einig: „Gegen den SV Griesheim müssen zwei Punkte her!“, verkünden Michael Fedorovsky und Markus Lammers unisono. Zunächst spekuliert am Samstag (14 Uhr) Aufsteiger Münchner Schachakademie (MSA) Zugzwang auf den ersten Sieg in der Bundesliga. Das Schlusslicht (2:18 Punkte) geht in der BayernLB Sportarena (Osterwaldstraße 76) womöglich sogar erstmals als „nomineller Favorit in das Duell“, hat Lammers ausgerechnet – und wenn doch nicht, vertraut er auf das ausgeglichenere Oktett im zweiten Mannschaftsteil. „An den hinteren Brettern sind wir stärker“, befindet Lammers und setzt sich und seine Kameraden dort unter Druck.

Vorne fürchtet MSA aber auch keinen Zugzwang: „Mit Stefan Kindermann, Leon Mons und Gerald Hertneck haben wir durchweg Leute, die schwer zu schlagen sind“, vertraut der Kapitän auf die zwei routinierten Großmeister und das ehrgeizige Talent Mons. „Ich habe ein sehr gutes Gefühl“, schiebt Lammers nach. Mit einem 5:3-Erfolg könnte der Tabellen-16. sogar Griesheim (4:16) dank der besseren Brettpunkte überflügeln. Dass am Sonntag um 10 Uhr ein weiteres Erfolgserlebnis folgt, so viel Optimismus schürt Lammers dann aber doch nicht: „Hockenheim hat den amtierenden Meister Solingen geschlagen und spielt um Platz zwei. Jeder einzelne von uns kämpft für sich – und es müsste schon alles zusammenkommen, dass wir etwas holen.“

Eher geht er davon aus, dass der Tabellenvierte (15:5) aus dem Formel-1-Kurs-Mekka „zweimal gewinnen will“. Das fürchtet Fedorovsky ebenso. „Für uns wird es am Samstag schwierig“, ahnt der Stammspieler des FC Bayern. Der Gastgeber dieser Vierer-Runde konzentriert sich daher auch auf Griesheim. „Das ist offensichtlich ein ganz wichtiges Match. Wir wollen beide Zähler“, bestätigt das dritte Brett des Tabellen-14. Durch einen Sieg am Sonntagmorgen könnten die Münchner (3:17) ebenso Griesheim überflügeln, sofern MSA schon Vorarbeit geleistet hat. Das wäre ein Riesenschritt in Richtung Klassenerhalt. Im Kampf um Platz zwölf liegen noch Speyer-Schwegenheim (5:15) und der SK König Tegel (2:18) in Schlagweite.

Bayern-Großmeister Klaus Bischoff sieht das Duell mit Griesheim weniger euphorisch. „Vielleicht ist etwas drin“, sagt der Eintracht-Frankfurt-Fußballfan zurückhaltender als Mannschaftskamerad Fedorovsky mit Blick auf seine hessischen Landsleute. Der Blitzdenker, der zahllose deutsche Meister-Titel im Blitz- und Schnellschach gewann, legt beim Auftakt am Samstag mehr Wert auf die Kommentierung der Partien in der BayernLB Arena. Der beliebte, weil eloquente wie humorvolle Bischoff analysiert im Nebensaal die 16 laufenden Duelle fürs Publikum. „Das wird an vielen Bundesliga-Standorten vernachlässigt“, bedauert der 55-jährige Kommentator, der auch dröge Partien unterhaltsam zu präsentieren weiß. Dummerweise kann sich Bischoff aber nicht teilen – sonst wäre er gegen Hockenheim sicher eine Verstärkung für die Bayern.



Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.