ECC ohne Baden-Baden

Erstellt am: 13.09.2014
Vom 14. bis 20. September findet die Europäische Vereinsmannschaftsmeisterschaft in Bilbao statt. Deutschland stellt mit vier Teams das größte Kontingent, zusammen mit Russland. Bei der Medaillenvergabe spielen die Mannschaften der SBL in Abwesenheit der OSG Baden-Baden allerdings keine Rolle.

Die OSG Baden-Baden verzichtet wie schon 2013 in Rhodos auf einen Start bei der Europäischen Vereinsmannschaftseisterschaft. Die hohen finanziellen Ausgaben, die mit einer Teilnahme verbunden sind, wenn man - und das ist der Anspruch beim deutschen Meister - um den Titel mitspielen möchte, werden inzwischen für die Organisation des GRENKE Chess Classic verwendet.

Davon profitierten insbesondere die deutschen Nationalspieler und die "Prinzen" Matthias Bluebaum sowie Dennis Wagner, die beim aktuell zu Ende gegangenen GRENKE Chess Classic 2014 ein Rundenturnier absolvierten, dass als "Qualifikationsturnier" für das GRENKE Chess Classic 2015, das im Februar 2015 stattfinden wird, absolvierten.

Rein zahlenmäßig ist Deutschland bzw. die SBL in Bilbao sehr gut vertreten. Nur Russland kann im Open mit ebenfalls vier teilnehmenden Mannschaften mithalten. Nimmt man noch die vielen deutschen Spieler, die für Mannschaften aus den Nachbarländern Österreich, Luxembourg und insbesondere Belgien mitspielen - in Deutschland wird immer wieder sehr gerne übersehen, dass gerade die deutschen Spieler von der Mehrfachspielberechtigung profitieren, so ist Deutsch in der nächsten Woche eine der "Amtssprachen" im Baskenland.

Der Unterschied zu den russischen und vielen weiteren Teams ist allerdings schnell ausgemacht - die Spielstärke. Drei Teams aus der SBL, Mülheim Nord, Bremen und SF Berlin, treten mit einem Mix aus erster Mannschaft und Restverein an, nach dem Motto "Wir verbinden Schach mit Urlaub". Eine Ausnahme bildet dieses Jahr die SG Solingen, die ausnahmslos mit Spielern aus der 1. Mannschaft sogar um einen Platz unter den besten zehn Teams kämpfen kann. Hier die Aufstellungen:

SG Solingen

1 GM 2657 Markus Ragger
2 GM 2630 Erwin L'Ami
3 GM 2619 Chanda Sandipan
4 GM 2558 Alexander Naumann
5 IM 2470 Mads Andersen
6 IM 2435 Jörg Wegerle
7 IM 2401 Markus Schaefer

SV Mülheim Nord

1 GM 2606 Pavel Tregubov
2 GM 2537 Daniel Hausrath
3 GM 2513 Felix Levin
4 GM 2483 Mihail Saltaev
5 2131 Ilja Ozerov
6 2171 Gunther Voss
7 2012 Kenneth Grodotzki
8 Klaus Beckmann

SF Berlin

1 2446 Dennes Abel
2 IM 2434 Arnd Lauber
3 FM 2271 Jan Lundin
4 FM 2280 Christoph Nogly
5 GM 2426 Rainer Polzin
6 FM 2268 Dr. Joachim Wintzer

Werder Bremen

1 IM 2448 Gerlef Meins
2 FM 2305 Stephan Buchal
3 FM 2312 Dr.Joachim Asendorf
4 FM 2259 Matthias Krallmann
5 FM 2269 Olaf Steffens
6 2057 Sascha Pollmann
7 2033 Simon Bart

Die Favoriten auf den Titel kommen aus Osteuropa - Malakhite und St. Petersburg aus Russland sowie SOCAR aus Aserbaidschan - und etwas überraschend aus Italien - Obiettivo Risarcimento! Schauen wir auf die Aufstellungen, die lauter Weltklassespieler beinhalten:

SOCAR Aserbaidschan

1 GM 2758 Anish Giri
2 GM 2673 Anton Korobov
3 GM 2730 Wang Hao
4 GM 2784 Veselin Topalov
5 GM 2717 Teimour Radjabov
6 GM 2756 Shakhriyar Mammedyarov
7 GM 2655 Eltaj Safarli
8 GM 2752 Michael Adams

Mit dieser Weltauswahl und sechs Spielern aus der Top 40 der Weltrangliste spielt dieses Team natürlich um den Titel.

Malakhite

1 GM 2789 Alexander Grischuk
2 GM 2777 Sergey Karjakin
3 GM 2734 Peter Leko
4 GM 2701 Alexi Shirov
5 GM 2686 Alexander Motylev
6 GM 2696 Vladimir Malakhov
7 GM 2684 Igor Lysyj
8 GM 2648 Viktor Bologan

Mit der Nr. 4 und Nr. 8 der Weltrangliste und sechs weiteren Top-Großmeistern kämpft das russische Team um Gold.

St. Petersburg

1 GM 2732 Petr Svidler
2 GM 2755 Leinier Dominguez Perez
3 GM 2742 Nikita Vitiugov
4 GM 2663 Sergei Movsesian
5 GM 2694 Maxim Matlakov
6 GM 2641 Zahar Efimenko
7 GM 2638 Ildar Khairullin

St. Petersburg fällt etwas ab im Vergleich zu den zwei ersten Teams, spielt aber auf jeden Fall um eine Medaille.

Obiettivo Risarcimento

1 GM 2801 Fabiano Caruana
2 GM 2782 Hikaru Nakamura
3 GM 2768 Maxime Vachier-Lagrave
4 GM 2729 Etienne Bacrot
5 GM 2712 Laurent Fressinet
6 GM 2626 Kiril Georgiev
7 GM 2585 Daniele Vocaturo
8 GM 2522 Danyyil Dvirnyy

An den hinteren Brettern fällt das italienische Team ab, aber die ersten fünf Bretter können alles weghauen, insbesondere wenn Fabiano Caruana da weitermacht, wo er beim Sinquefield Cup aufgehört hat.

Bei den Frauen nehmen nur acht Mannschaften teil, so dass wohl ein Rundenturnier gespielt wird. Hier ist wie in den letzten Jahren Monaco mit der Weltmeisterin Yifan Hou der große Favorit. Der deutsche Meister, SC Bad Königshofen, entsendete erfreulicherweise ein Team, das aber wenig Chancen auf eine Medaille hat.

Der ECC 2014 findet parallel zum Bilbao Masters statt. In diesem Großmeisterturnier treten Levon Aronian, Viswanathan Anand, Francisco Vallejo Pons und Ruslan Ponomariov doppelrundig gegeneinander an.

Die Partien können mit Kommentaren von Jan Gustafsson und Lawrence Trent unter diesem Link verfolgt werden.

Weitere Informationen:
Offizielle Webseite ECC 2014
Offizielle Webseite Bilbao Masters

Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.