Im Spitzenspiel der 12. Runde setzte sich die OSG Baden-Baden gegen Werder Bremen mit 5:3 durch und ist damit praktisch Deutscher Meister. Andreas Albers widmet sich diesem und allen weiteren Kämpfen der 12. Runde im folgenden Beitrag.
Eppingen – Grießheim 4-4
Das war sicherlich zu wenig für die Eppinger, denen dieser Punktverlust noch weh tun könnte im Kampf um Platz 2. Der Ungar Csaba Balogh, der sich bei der Europameisterschaft mit gutem Schlussspurt und Platz 23 das letzte Ticket für den Weltcup sicherte, wechselte für Sebastian Bogner ein und remisierte auf gewohnt sichere Weise. Der Wettkampf lief allerdings früh in Richtung der Grießheimer, denn die Grabarczyk-Brüder konnten gegen Arik Braun und Namig Guliev den vollen Punkt verbuchen. Der Azeri wurde ein „Gurken-Opfer“, wie Georgios Souleidis sicher in den nächsten Tagen dokumentieren wird, und Arik Braun opferte zunächst korrekt eine Figur gegen Miroslaw Grabarczyks Königsstellung, setzte dann aber falsch fort und bekam einfach keinen Zugriff auf die schwarze Majestät.
Klarer Rückstand also für den Favoriten und so mussten Sergei Tivjakov und der ehemalige U20-Weltmeister Peter Acs in die Bresche springen und nach 83 bzw. 101 Zügen mühsam wenigstens noch das Unentschieden retten. Für Grießheim ein schöner Teilerfolg, der aber vermutlich zu wenig sein wird, um die Klasse zu halten. Gegen Reisepartner Viernheim ist natürlich was möglich, aber gegen Bremen und Hamburg wird es ganz ganz schwer.
München – Viernheim 4,5 – 3,5
Was für ein Wochenende für die Münchener! Zweimal 4,5 gewonnen und damit erstmal weg vom Abstiegsrang (ein Wort dass man im Hauptverein bestimmt erstmal nachschlagen muss). Dabei zog Viernheim mit dem Franzosen Thal Abergel noch mal einen großmeisterlichen Joker aus dem Ärmel und zerstörte so einige Vorbereitungen, was sich auch gleich beim Bedenkzeitverbrauch bemerkbar machte. Vor allem Günther Beikert hatte zwischenzeitlich eine Stunde mehr auf der Uhr, was erklärt warum Peter Meister ein nicht ganz kompliziertes Dauerschach ausließ.
Ausgerechnet Abergel aber war es letztendlich, der gegen Julian Jorczik ein erst etwas besseres Endspiel zielstrebig immer schlechter werden ließ und letztendlich das Match für die Bayern entschied.
Damit ist klar, Viernheim wird im nächsten Jahr wieder in Liga 2 spielen und die Münchener können zumindest ein wenig vom Wunder träumen, allerdings dürfte es beim Restprogramm Eppingen, Hockenheim, Baden Baden wohl kaum in der eigenen Hand liegen. Endscheiden wird vermutlich das Berliner Stadtderby.
SF Berlin – Mülheim 4 – 4
Endlich! Mal wieder ein Erfolgserlebnis für die kampfstarken Berliner und am Ende wird man eher das Gefühl haben, dass ein Punkt noch zu wenig ist. Alexander Mista konnte die sehr gewagte Partieanlage von Konstantin Landa kontern und drückte lange Zeit auf den zweiten Sieg an diesem Wochenende, am Ende wurde aber doch der Punkt geteilt.
Gewinner des Tages waren Dennes Abel und Lars Thiede mit ihren Siegen über die Großmeister Levin und Saltaev, am Ende sicherte Pavel Tregubov das Unentschieden für die Westdeutschen und für sich persönlich mit 6/8 ein hervorragendes Einzelergebnis bisher.
Tegel – Wattenscheid 3,5 – 4,5
Das wurde am Ende knapper als es lange aussah, denn die Vorteile im Mittelfeld waren wesentlich deutlicher als die Siege an den ersten 3 (!!!) Brettern für Tegel.
Florian Handke hatte Wattenscheid mit der ersten entschiedenen Partie des Tages in Front gebracht und spielt vor allem mit Weiß (4,5/5) eine Super-Saison. Ärgern wird sich vor allem Eric Hansen, der diese schöne Stellung in wenigen Zügen einstellte:
Hansen,Eric (2567) - Rabiega,Robert (2507)
SBL 2013/2014, 16.03.2014
Stellung nach 35...Kg7:
Optisch sieht es vielleicht noch besser aus, als es wirklich ist, aber dass man in acht Zügen aufgeben kann, ist schon ein wenig tragisch. 36.a5? Weiß hätte lieber auf b5 tauschen sollen oder zusehen, dass er seinen König nach g3 bekommt, denn nun, mit abgeriegeltem Damenflügel kann Schwarz in Ruhe Gegenspiel aufbauen. 36.axb5 axb5 37.Kf2 Le6 38.Tf3 und Remis ist das wahrscheinlichste Ergebnis 36...Th8! 37.Kh2 Le6 38.Tf3 38.Kg3?? geht schlicht nicht wegen 38...Txd6 39.exd6 Kxf6 38...Lxg4
Schwups da war der Bauer weg. 39.Te3 Le6 40.Kg2 Th4 41.b4 Kh6 42.Td1 Kh5 43.Td4 f5 0-1
Eric Hansen (Foto: Réne Olthof)
Vor dem großen Abschlusswochenende könnte Mülheim mit 18 Punkten sogar noch der lachende Vizemeister werden, denn die Konkurrenten spielen noch alle gegeneinander. Die Berliner werden sich im direkten Duell gegenseitig in bzw. aus der Liga schießen müssen. Sollten die Schachfreunde gewinnen, könnte es am Ende wieder einmal gereicht haben, denn Bayern München wird eher ohne Punkte aus dem letzten Wochenende gehen. Für Spannung ist also gesorgt.
Solingen – Emsdetten 4 – 4
Beide Teams werden nicht sonderlich glücklich mit diesem Ergebnis sein, aber am Ende war es wohl doch leistungsgerecht. Die Flügelzange Grandelius und Fiebig konnten für Emsdetten ganze Punkte sammeln, die durch Siege von Jörg Wegerle und Markus Schäfer wieder ausgeglichen wurden. Glück hatte vor allem der Holländer Rudd Janssen (Emsdetten), der gegen Michael Hoffmann entkam:
Janssen,Ruud (2471) - Hoffmann,Michael (2462)
SBL 2013/2014, 16.03.2014
Stellung nach 34.Txf1:
Viele Züge gewinnen sofort für Schwarz, aber nicht 34...gxh6?? 34...Txe5! war der direkteste Weg, allerdings in Zeitnot wirklich nicht so einfach. 35.Txf7+ Ke8 36.Tf5+ Kd7 und der schwarze König evakuiert sich rechtzeitig. 35.Dxh6+ Kg8 35...Ke7? 36.Dxd6+ Dxd6 37.exd6+ Kxd6 38.Kf2! und Weiß wird gewinnen! 38.Td1?? Te1+- vielleicht hatte Schwarz sich zuerst darauf verlassen. 36.Dg5+ Kf8 37.Dh6+ Kg8 38.Dg5+ ½-½
Trier – Katernberg 3,5 – 4,5
„Jetzt greifen wir nach Platz 6!“ gab Ilja Zaragatzki die Parole für das letzte Wochenende der Katernberger aus. Das Restprogramm ist machbar und die zwei Siege haben dem Selbstbewußtsein gut getan. Zaragatzki selber verlor als einziger und haderte etwas mit dem Schicksal:
„Ich habe ihn mit Schwarz ziemlich überspielt und dann angefangen alles einzustellen!“ Die Siege von Alexander Fier und Sebastian Siebrecht machten den Sieg allerdings klar. Die Trierer sind damit im Niemandsland der Tabelle und können die letzten Runden befreit aufspielen.
Baden Baden – Bremen 5 – 3
Ein spannendes Match, auch wenn die Badener zu Beginn nicht besonders engagiert wirkten. Vier schnelle Remisen und auch sonst nicht besonders viel los an den Brettern ließ schon auf den ersten Punktverlust „hoffen“. Aber Michael Adams machte klar, wer in der britischen Hackordnung die Oberhand hat und besiegte in typischer Art und Weise Luke McShane und Arkadij Naiditsch optimierte sein Wochenende mit einem Sieg gegen Alexander Areshenko, der sich allerdings anscheinend selbst umbrachte:
Naiditsch,Arkadij (2724) - Areshchenko,Alexander (2714)
SBL 2013/2014, 16.03.2014
Stellung nach 35.fxe4:
Weiß drückt, aber entscheidendes ist noch nicht zu sehen. der junge Ukrainer versucht sich mit der Brechstange zu befreien und wird dafür bestraft. 35...f5? 36.gxf5 gxf5 37.exf5 Dh5 38.Df3 Dxf3+ 39.Kxf3 Kf6 40.Tg2 Tdc8 41.c5 dxc5
Bis hier hatte er es vielleicht gesehen und meinte alles im Griff zu haben, aber die deutsche Nummer eins verzichtet auf das automatische zurückschlagen und setzt auf Königsaktivität. 42.Ke4!! die weißen Figuren werden zu aktiv! 42.bxc5 Txc5 43.Txc5 Txc5 und Schwarz hat überhaupt keine Probleme 42...cxb4 43.Tg6+ Kf7 44.Txc7+ Txc7 45.Tb6 Tc4+ 46.Kxe5 Txh4 47.Txb7+ Ke8 48.d6 1-0
Baden Baden wird natürlich seinen Titel verteidigen, aber das Rennen um das Podest wird noch spannend, denn auch Werder hat durch aus noch gut Chancen, bei relativ leichtem Schlußprogramm.
HSK – Hockenheim 3 – 5
Kravtsiv-Karpov (Foto: Reinhard Ahrens)
Karpov spielt! Das war mit Sicherheit die größte Überraschung am Sonntag. Der ehemalige Weltmeister brachte die gesamte Hamburger Vorbereitung durcheinander und beehrte die Bundesliga mit seiner Anwesenheit. Sein Remis gegen Martyn Kravtsiv war weniger aufregend, aber der Ukrainer war trotzdem erfreut gegen die Legende antreten zu dürfen.
Ein heftiges taktisches Gemetzel gab es zwischen den kreativen Robin van Kampen und Richard Rapport, in dem niemand den Durchblick behielt, außer den beiden Spielern, am Ende aber auch hier Remis. Vielleicht die schönste Lehrbuchpartie des Tages spielte Rainer Buhmann gegen Sipke Ernst, der seine zweite Niederlage an diesem Wochenende kassierte. Auf ausgiebige Kommentare muss ich verzichten, aber die ganze Partie über stellte Weiß Probleme über Probleme, bis Schwarz irgendwann zusammenbrach.
Buhmann,Rainer (2582) - Ernst,Sipke (2573)
SBL 2013/2014, 16.03.2014
Stellung nach 28...Lxa5:
29.h5! gxh5 30.g6+ Ke7 31.Tc6 e5 32.Lb2 Tb6 33.La3+ Kd8 34.Txb6 Lxb6 35.Txh5 Sf6? 35...Lc5 36.Lxc5 Sxc5 37.Lf7 Te7 38.Txf5 ist besser für Weiß, aber ob es zum Gewinn ausreicht? 36.Txf5 Ld4 36...Sd7 37.Tf7+-
37.Txf6! gxf6 38.g7 1-0
Ernst-Buhmann (Foto: Reinhard Ahrens)
Die Hamburger erleben eine sorgenfreie Saison und werden das letzte Wochenende vor allem nutzen wollen, um die Elo-Bilanz noch ein wenig aufzuhübschen. Vor dem Wochenende war man, im Verhältnis zu den Erwartungen, die beste Mannschaft der Liga! Auch ein Titel über den man sich freuen kann!
Statistiken auf der Webseite des Godesberger SK
Einzelergebnisse der 12. Runde
Alle Partien nachspielen auf dem Liveportal
Von Andreas Albers