Verpasste Chancen

Erstellt am: 25.10.2013
Am ersten Bundesliga-Wochenende der Saison 2013/14 standen zahlreiche Stellungen auf dem Brett, in denen ein Spieler eine schöne Wendung verpasste. Im folgenden Beitrag präsentieren wir drei Beispiele.

Die "Lösungen" zu den Beispielen finden sie weiter unten.

Bayern München hatte beim 2:6 gegen Mülheim keine Chance. Etwas erträglicher hätte das Endergebnis aber ausfallen können, wenn Weiß in der folgenden Partie den Sieg nicht aus den Händen hätte gleiten lassen.

Unzicker,Ferdinand (2337) - Feygin,Michael (2512)
SBL 2013/14 Bayern München - SV Mülheim Nord, 13.10.2013


Stellung nach 49...Kf6:

50.Te2? Vergibt den Sieg. 50...Txd7 51.Kxc5 Ta7 und Schwarz scheint genug Gegenspiel zu haben, remis nach 84 Zügen.

Ferdinand Unzicker (Bayern München)


Griesheim gewann gegen König Tegel mit 6,5:1,5, doch auch hier fiel der Sieg zu hoch aus, nimmt man die zwei folgenden Beispiele als Maßstab.

Stern,Rene (2513) - Tazbir,Marcin (2544)
SBL 2013/14 SK König Tegel-SV Griesheim, 12.10.2013


Stellung nach 37...f6:

38.Txd6 Das sieht normal aus, doch nach 38...Te6! 39.Txe6 Sfxe6 konnte Weiß die Blockade-Stellung der Springer nicht aufbrechen, Remis nach 53 Zügen.

Rene Stern (SK König Tegel)

 

Muse,Drazen (2408) - Farago,Ivan (2484)
SBL 2013/14 SK König Tegel-SV Griesheim, 12.10.2013


Stellung nach 18...Lxg3:

Farago hatte gerade auf g3 geschlagen. Nach 19.fxg3 Dxe3+ 20.Kh2 Dxd3 21.Tc3 Db5 hatte er zwei Mehrbauern, die er sicher verwertete. Mit welchem "verrückten" Zug hätte Weiß nach 18...Lxg3 das Gleichgewicht wahren können?

Ivan Farago (SV Griesheim)

 

Lösungen:

Unzicker-Feygin: 50.Th7! Kg6 Diese Stellung stand schon auf dem Brett und Weiß zog den Turm zurück nach e7. Stattdessen gewinnt 51.Kxc5 Kxh7 52.Kc6 Ta8 53.Kb7 Das ist vielleicht der Zug, den Weiß übersehen hatte (53.Kc7 würde nichts verderben, man müsste allerdings mit Weiß die Züge nach 53...Ta7+ 54.Kc6 wiederholen, bevor man mit dem König nach b7 geht). 53...Txa2 54.d8D+-

Stern-Tazbir: 38.Lc1! mit sofortiger Überführung des Läufers nach b6 gewinnt. Der Bauer d6 läuft derweil nicht weg, z.B. 38...Sfe6 39.Le3 f5 40.Txd6 fxe4 41.fxe4 Kf7 42.Lb6 h5 43.Ke3 und Schwarz ist paralysiert. Eine Gewinnidee ist, den Turm nach d5 zu stellen, um sich weiteres Material einzuverleiben, oder, wenn Schwarz nimmt, ein kaum aufzuhaltendes Bauernduo zu erhalten.

Muse-Farago: 19.b5! Unter normalen Umständen würde man nie auf so einen Zug verfallen und ohne Computer hätte man vielleicht ewig gebraucht, um diese Rettung zu finden. Wenn man die Partiefolge sieht, bemerkt man allerdings sofort, worum es geht. Das Feld b5 dient der schwarzen Dame nicht mehr als Rückzugsfeld. 19...axb5 20.fxg3 Dxe3+ 21.Kh2 Dh6+ (21...Dxd3? 22.Tc3 De4 23.Te1± und Schwarz muss die Dame geben) 22.Kg1 De3+ mit Dauerschach wäre ein logisches Ende gewesen.

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Über den Autor

Bild des Benutzers Georgios Souleidis

Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.