In der 8. Runde der Saison 2015/16 setzten sich die Favoriten in allen Kämpfen gegen die Außenseiter durch. Im nominell ausgeglichensten Kampf gewann Dresden erstaunlich klar gegen Mülheim. Solingen und Baden-Baden liegen weiterhin verlustpunktfrei an der Spitze, bevor sie in der 9. Runde im vorentscheidenden Duell um die Meisterschaft aufeinandertreffen. Eine Zusammenfassung der Ereignisse an den Spielorten München, Erfurt, Hamburg und Dresden.
Der rote Teppich ist in München für das große Duell zwischen der SG Solingen und OSG Baden-Baden ausgerollt. Die besten Teams in dieser Saison setzten sich in der 8. Runde locker durch und kämpfen am Sonntag um die Tabellenführung in der SBL. Die SG Solingen hatte am Samstag gegen FC Bayern München keine Mühe und siegte 6,5:1,5. Dabei gelang Markus Ragger mit einer interessanten Wendung der entscheidende Materialgewinn.
Ragger,Markus (2695) - Mesaros,Florian (2382)
SBL, Bayern München - SG Solingen, 20.02.2016
Stellung nach 20...Lxc5:
21.b4! Lxb4 22.c5! Die Pointe. Der Läufer auf b4 steht äußerst unglücklich. 22...Lc3 23.Ta4 Dxa4 Schwarz gibt die Dame für Turm und Läufer, aber das ist chancenlos. 23...Db5 24.Tb1 De8 25.c6 b5 26.Txb5 Lf6 27.Txa7+- ist allerdings genauso hoffnungslos für Schwarz. 24.Dxa4 Lxa1 25.Lxb7+- Weiß ließ nichts anbrennen und gewann nach 40 Zügen.
Mit der Aufstellung vom Samstag wären die Klingenstädter gegen Baden-Baden klarer Außenseiter. Vielleicht zieht der Teamchef Herbert Scheidt am Sonntag den einen oder anderen Großmeister noch aus dem Hut. Baden-Baden ist mit acht Ausnahmespielern nach München gereist, von denen aktuell fünf Spieler mit einer Elozahl von über 2700 Punkten gelistet sind. Dementsprechend war der Kampf gegen Trier mit 5,5:2,5 eine einseitige Angelegenheit, auch wenn Rustam Kasimdzhanov gegen Felix Graf eine empfindliche Niederlage hinnehmen musste.
Die Kämpfe der 9. Runde in München, somit auch das Duell zwischen Solingen und Baden-Baden, werden nicht nur auf dem Liveportal übertragen, sondern auch live von GM Klaus Bischoff auf unserer Webseite kommentiert. Ein Einschalten am Sonntag lohnt sich allemal. Übrigens glauben 53% derjenigen, die bei unserer Umfrage mitgemacht haben, dass Baden-Baden gewinnen wird. Immerhin glauben 29%, dass Solingen siegt, während 18% ein 4:4 prognostizieren.
Hockenheim mit Glück, Schwäbisch Hall souverän
Der Erfurter SK stand kurz davor, für eine weitere Überraschung in dieser Saison zu sorgen. Gegen den SV Hockenheim hatten die Thüringer an vielen Brettern klar bessere Stellungen, die sie aber nach und nach versiebten. Oliver Mihok vergab gegen Ivan Saric in einem Turmendspiel kurz vor Schluss das Remis, Petr Haba brachte Alexander Moiseenko an den Rand einer Niederlage und insbesondere Peter Enders sowie Matthias Müller vergaben klar bessere bis gewonnene Stellungen. Statt 3,0 bis 3,5 Punkten sprangen hier nur mickrige 1,5 Punkte heraus. Bei den Rennstädtern agierte allein Rainer Buhmann sehr souverän und zwang seinen Gegner folgendermaßen zur Aufgabe:
Buhmann,Rainer (2612) - Braeuer,Franz (2413)
SBL, Erfurter SK - SV Hockenheim, 20.02.2016
Stellung nach 25...Lf6:
26.b5! Eine schöne Ablenkung. Schwarz gab auf, u.a. wegen 26...De6 27.Lxf6 gxf6 28.Txa4 Txa4 29.Db8+ mit Figurengewinn. 1-0
Schwäbisch Hall festigte mit einem 5,5:2,5 gegen Griesheim den dritten Platz. Maxim Rodhstein, Evgeny Postny und Jinshi Bai sorgten für die vollen Punkte. Am Sonntag kommt es zum Spitzenkampf gegen Hockenheim und um die Beantwortung der Frage, wer die dritte Kraft der Liga hinter Solingen und Baden-Baden ist.
Bremen siegt im Nordgipfel
Werder Bremen besiegte in Hamburg den HSK mit 5:3. Matthias Bluebaum kam zu einem souveränen Schwarzsieg gegen Sipke Ernst und Zbynek Hracek sowie Vlastimil Babula machten es ihm nach. Alexander Markgraf gewann ebenfalls für Bremen, allerdings aus zuerst schlechterer Stellung. Für Hamburg punkteten Robert Kempinski und Thies Heinemann. Während Bremen mit zwölf Punkten auf einem guten fünften Platz rangiert, beginnt bei Hamburg mit sechs Punkten im Prinzip die Abstiegszone. Dem SK Turm Emsdetten gelang mit 7,5:0,5 gegen Norderstedt ein Kantersieg. Nur Thomas Kahlert gelang für das Schlusslicht ein Remis gegen Christian Richter.
Interessant verlief in diesem Kampf die Partie an Brett drei, wo der junge Holländer Jorden van Foreest die Dame von Benedict Krause ausgangs der Eröffnung heimsuchte.
Van Foreest,Jorden (2541) - Krause,Benedict (2289)
SBL, SK Norderstedt - SK Turm Emsdetten, 20.02.2016
Stellung nach 12...Le7:
Irgendwas ist in der Eröffnung falsch gelaufen, denn die Dame auf h4 ist mehr oder weniger eingesperrt. 13.Tf3! Macht sich auf die Jagd. 13...Dg4+ 13...Lf5 war zäher, sollte aber nach 14.Tg3 Dxf4 15.Sf3 De4 16.Se1 h4 17.Te3 Df4 18.Tf3 Dg4+ 19.Sg2 h3 20.Tg3 De4 21.Ld3 Dxd3 22.Txd3 Lxd3 23.Dxd3 hxg2 24.g6 ebenfalls verlieren. 14.Tg3 Dxf4 15.Sf3 De4?! 15...Df5! 16.Sh4 Dc2 17.Sxg6 Dxd1+ 18.Lxd1 fxg6 19.Lc2± führt "nur" zu einer klar besseren Stellung.
16.Se1! Jetzt verliert Schwarz forciert Material. 16...h4 17.Tg4 Df5 18.Ld3 Lh5 19.Lxf5 exf5 20.Txh4 Lxd1 21.Txh8++- Weiß verwertete seine Mehrqualität ohne Probleme, 1-0 nach 41 Zügen.
Dresden und Berlin mit Befreiungsschlägen
Dem USV TU Dresden gelang im heimischen Meißen der zweite Saisonsieg. Durch das überraschend hohe 5,5:2,5 gegen Mülheim schoben sich die Sachsen auf einen Nichtabstiegsplatz. Für Mülheim dagegen war es die dritte Niederlage in Folge. Einen langen Kampf lieferten sich David Navara und Pavel Eljanov am Spitzenbrett, doch da war das Match schon längst entschieden. Remis lautete hier das Ergebnis. Vorher hatten Mateusz Bartel mit einem auch bezüglich der Theorie interessanten Sieg, Bartosz Socko, Uwe Bönsch und Gernot Gauglitz für Dresden voll gepunktet, während auf der anderen Siete nur Daniel Fridman gewann.
Die Schachfreunde Berlin kamen zu ihrem zweiten Sieg in Folge. Dank des klaren 6:2 gegen Dortmund schoben sich die Hauptstädter an diesem Konkurrenten in der Tabelle auf Platz zehn vorbei. Trotz der klaren Niederlage, die aber wegen der nominellen Unterlegenheit nicht überraschend war, durften sich die Westdeutschen über den Sieg an Brett acht freuen. Dort gewann nämlich der Jugendliche Kevin Schröder gleich bei seinem ersten Bundesligaeinsatz gegen den erfahrenen IM Lars Thiede.
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