Großer Bahnhof

Erstellt am: 07.04.2013

Anatoli Karpow trat während der zentralen Endrunde im Simultan gegen 25 Gegner an. Es zeigte sich, dass der Ex-Weltmeister auf die Presse und die Schachfans immer noch eine starke Anziehungskraft ausübt. Hartmut Metz berichtet in einem Gastbeitrag über Karpows Auftritt.

Mit Hans Meyer (unten rechts im Bild) hatte Anatoli Karpow die wenigsten Probleme. Die Schach-Legende pflügte über den Fußballtrainer hinweg wie die Münchner Bayern beim 9:2 über den Hamburger SV.

Nach knapp zwei Stunden stand der frühere Coach von Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Nürnberg noch frohgemut auf der Treppe des „Palais Hirsch“. „Schon vorbei?“, wurde Meyer gefragt, woraufhin der 70-Jährige entrüstet mit Kennerblick meinte, „nein, wir sind noch in der Eröffnungsphase!“

Kurz nach dieser war es allerdings um den stets philosophisch angehauchten Trainer geschehen. Nach 21 Zügen streckte Meyer als einer der ersten beiden Teilnehmer die Waffen. Ein Trost: Den meisten der 25 anderen Gegnern ging es in Schwetzingen am Samstag nicht besser. Karpow nahm sich sehr viel Zeit und gab nur vier Remis ab. Über den einzigen Sieg gegen den Ex-Weltmeister durfte sich Günter Schäfer freuen. Ein besonderes Erlebnis für den Vater des Solinger Bundesliga-Präsidenten Markus Schäfer, der ihm den Platz als Weihnachtsgeschenk besorgt hatte. „Ich wäre schon mit einem Remis zufrieden gewesen, traute mich aber nicht, eines anzubieten – dann stellte Karpow einen Bauern ein“, berichtet Günter Schäfer von seinem 32 Züge dauernden Duell.

Der Andrang war enorm – zeitweilig durften aus Brandschutzgründen keine weiteren Zuschauer mehr ins „Palais Hirsch“.Obwohl sich mehrere starke Spieler in das Simultan mit der russischen Legende „einschlichen“, zog der 61-Jährige fast sieben Stunden lang unbeeindruckt seine Kreise.

Zuvor hatte Karpow auch noch den künftigen Heidelberger Weltall-Touristen Dr. Jos Gal in einem Schnellschach-Showkampf in wenigen Minuten geerdet.

Andrang beim Showmatch zwischen Dr. Jos Gal und Anatoli Karpow

„Vor allem die Nachwuchskräfte von der Deutschen Schachjugend waren fast schon zu stark für ein Simultan. Es befanden sich nur zwei schwache Spieler in dem Feld“, analysierte Karpow.

Juniorprinzen mit Karpov (Foto: Christian Mätzkow)

Von Hartmut Metz

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