Verpasste Chance

Erstellt am: 19.03.2013

Im folgenden Artikel präsentieren wir vier Stellungen aus der 11. Runde, in denen ein Spieler den Gewinn verpasste. Es gilt selbst nachzudenken, bevor sich man am Ende des Beitrags die Lösung anschaut.

Tiviakov,Sergei (2659) - Ernst,Sipke (2554)
SBL 2012/13 Hamburger SK-SC Eppingen, 16.03.2013


Stellung nach 34.Sxb3:

Weiß hat einiges Material für die Dame, oder?

Dinstuhl,Volkmar (2409) - Fiebig,Thomas (2402)
SBL 2012/13 SV Wattenscheid-SK Turm Emsdetten, 16.03.2013


Stellung nach 20...Sxd4:

Soll Weiß den Bauern c4 schlagen, oder gibt es einen besseren Zug?

Yilmaz,Mustafa (2545) - Handke,Florian (2556)
SBL 2012/13 SV Wattenscheid-SK Turm Emsdetten, 16.03.2013


Stellung nach 39...Lf4:

Hier gibt es einen forcierten Gewinn? Ja.

Lauber,Arnd (2465) - Tregubov,Pavel V (2601)
SBL 2012/13 SV Mülheim Nord-SF Berlin, 16.03.2013


Stellung nach 43.Txe6+:

Hier muss irgendwas gehen für Schwarz, aber was?





Lösung Tiviakov-Ernst: 34...g6 Das vergibt einen Großteil des Vorteils. Mit 34...Dg2+! hätte Schwarz seinen Gegner zur Aufgabe zwingen können, denn der König kann die c-Linie wegen 35...Dc6+ nicht betreten. 35.T8e2 Lxe2 36.Txe2 Dg4-+ 35.T8e3 Dd6 36.Kc3 Td8 37.Sc4 Df6+ 38.Se5 Td5? Damit gibt Schwarz den restlichen Vorteil aus der Hand. 38...Le6-+ 39.Lc4 Txe5 40.Txe5 Ab hier sind beide Ergebnisse möglich. Die Partie endete nach 64 Zügen remis.

Lösung Dinstuhl-Fiebig: 21.Dxc4? Mit 21.Kh1! kann Weiß die Fesselung gewinnbringend ausnutzen. 21...g5 (21...b5 22.Tf4 g5 23.Txd4!+-) 22.Tf6 und Schwarz kann nichts gegen die Idee 23.Td6 ausrichten. 21...b5 22.Dc5 Se6 23.Txd7 Sxc5 24.Txd8 Txd8 25.Lc6= und remis nach 42 Zügen.

Lösung Yilmaz-Handke: 40.Tf3 hätte auch zum Gewinn ausreichen können, doch Weiß spielte in der Folge ungenau und entließ Schwarz ins Remis. Der versteckte Gewinn lautete: 40.Se2! Th4 (40...Lb8 41.Tf3++-) 41.Sxf4 Txf4 42.Td8+- und gegen die Drohung Taa8 nebst Figurengewinn kann Schwarz nichts ausrichten. 40...Ke5 41.b6 Thh8 42.Txa5+ Kd6 43.e5+ Ke7 44.Se4 Lh2+ 45.Kf2 Ld7 46.Ke2 Txf3 47.Lxf3 Tb8 48.Sc5 Txb6 49.Ta7 Txb2+ 50.Kd3 Lxe5 51.Sxd7 Kd6= und remis nach 75 Zügen.

Lösung Lauber-Tregubov: 43...Kg5 reichte nicht aus. Der ästethische und lehrreiche Gewinnweg lautet: 43...Kf5! 44.Te7 Tg1+! Ein ganz wichtiges Schach, damit sich der weiße König nicht annähert. 45.Ke2 Kg6!! Der Clou. Weiß kann jetzt nichts gegen das Wegziehen des Turmes auf der 1. Reihe nebst g2-g1D machen. 46.Te6+ Kh7!-+ 45...g6 dagegen gewinnt nicht wegen 46.Tf7+ Kg5 47.Tf4 und Weiß hält den Bauern über g4 auf. 44.Kf1! Weiß läuft mit seinem König zum g-Bauern und hält remis. 44...Tf2+ 45.Kg1 Te2 46.Te7 Txe3 47.Txg7+ Kf5 48.Td7 Te1+ 49.Kg2 e3 50.Txd5 Td1 51.e6+ Kxe6 ½-½

Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.