SF Bad Emstal/Wolfhagen gelingt Blitz-Hattrick

Erstellt am: 28.05.2018

Wenige Stunden bevor sich Real Madrid den dritten Erfolg in Folge in der Champions League sicherte, gelang den SF Bad Emstal/Wolfshagen das gleiche Kunststück bei den Deutschen Blitz-Mannschaftsmeisterschaften, die am 26.05.2018 in Solingen ausgetragen wurden. Der von Sponsor Josef Resch unterstützte ambitionierte Drittliga-Aufsteiger holte 50:4 Zähler und lag damit am Ende zwei Brettpunkte vor der punktgleichen Mannschaft der SG Solingen.

Von Oliver Kniest

Die Titelkämpfe waren anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Schachgesellschaft Solingen in die Klingenstadt vergeben worden, so dass es sich DSB-Präsident Ullrich Krause nicht nehmen ließ, die Meisterschaft mit einem Grußwort zum Vereinsjubiläum zu eröffnen. Leider waren die Feierlichkeiten überschattet vom plötzlichen Tod von Herbert Scheidt, der wenige Tage zuvor nach kurzer schwerer Krankheit unerwartet verstorben war. Vor dem Turnier wurde noch einmal das schachliche Lebenswerk des langjährigen Bundesliga-Teamchefs gewürdigt und seiner gedacht.

Danach startete ein extrem forderndes Turnier über 27 Runden, das sich nicht nur durch die ausgezeichnete Besetzung mit 29 GM und 34 IM ergab, sondern vor allem durch die Hitze verschärft wurde. Bei fast 30 Grad Außentemperatur kollabierte das Lüftungssystem im Turniersaal schon bald, so dass bereits nach einer Stunde eine echte Tropenatmosphäre herrschte. Doch die sehr umsichtige Turnierleitung in Händen von Hauptschiedsrichter Ralph Alt, Jürgen Kohlstädt und Dr. Marius Fränzel sorgte dafür, dass trotz der extremen äußeren Bedingungen niemals eine zu hitzige Atmosphäre aufkam.

Nominell wurde nach Abgabe der Meldungen ein Dreikampf um den Deutschen Meistertitel erwartet. Mit der SG Solingen (Anish Giri, Pentala Harikrishna, Borki Predojevic, Erwin L’Ami, Jan Smeets) und dem Titelverteidiger SF Bad Emstal/Wolfshagen (Alexander Zubov, Vladimir Onischuk, Pavel Ponkratov, Pavel Maletin) waren gleich zwei Mannschaften mit einem exzellenten Blitz-Eloschnitt von über 2660 vertreten. Zudem waren die SF Deizisau um den ehemaligen Vize-Weltmeister Peter Leko sowie Andreas Heimann, Zdenko Kozul und dem großen deutschen Hoffnungsträger Vincent Keymer kaum schwächer einzuschätzen.  Im Verfolgerfeld lauerten mit dem Deutschen Rekord-Blitzmeister FC Bayern München um die mehrfachen Deutschen Einzelblitzmeister Klaus Bischoff und Michael Bezold, dem DJK Aufwärts Aachen mit Falko Bindrich am Spitzenbrett oder den mannschaftlich sehr kompakten SF Berlin um Ilja Schneider viele weitere Mannschaften mit berechtigten Ambitionen auf die Medaillenränge.

SF Deizisau vlnr.: Andreas Heimann, Vincent Keymer, Peter Leko, Zdenko Kozul, Hauptschiedsrichter Ralph Alt
SF Deizisau vlnr.: Andreas Heimann, Vincent Keymer, Peter Leko, Zdenko Kozul, Hauptschiedsrichter Ralph Alt

Für die nach dem vor zwei Tagen verlorenen Bundesliga-Stichkampf hochmotivierten Gastgeber startete das Turnier mit einer großen Enttäuschung, als sie gegen den Erfurter SK in der 2. Runde etwas unglücklich mit 1,5:2,5 unterlagen. Bereits in der sechsten Runde stand das erste Spitzenduell an, in dem Solingen und Deizisau sich 2:2 trennten. Doch nur zwei Runden später erwischte aus auch den Bundesligisten aus Baden-Württemberg, als das junge Team der Schachfreunde Sasbach den hohen Favoriten mit 2,5:1,5 bezwingen konnte.

Lediglich der Titelverteidiger Bad Emstal/Wolfhagen agierte im ersten Turnierdrittel makellos und lag nach 9 Runden mit 18:0 Zählern vorne, bevor auch die Hessen gegen Deizisau die erste Niederlage hinnehmen mussten. Nachdem Solingen und Deizisau jeweils noch ein Remis (gegen Kiel bzw. den Hamburger SK) abgaben, besiegte die SG Solingen schließlich im Duell der Topteams in der 14. Runde die SF Bad Emstal/Wolfhagen mit 2,5:1,5.

SG Solingen (in Blau) vlnr.: Jan Smeets, Pentala Harikrishna, Anish Giri, Erwin L´Ami, Borki Predojevic
SG Solingen (in Blau) vlnr.: Jan Smeets, Pentala Harikrishna, Anish Giri, Erwin L´Ami, Borki Predojevic

Dadurch kam es zur Turnierhalbzeit nach 14 Runden zur interessanten Situation, dass alle drei Spitzenmannschaften mit 24:4 Zählern gemeinsam in Führung lagen, wobei die Hessen mit 48,5 Brettpunkten einen stattlichen Vorsprung auf Deizisau (43,5) und Solingen besaßen (42).

In der zweiten Hälfte lieferten sich die drei Mannschaften ein spannendes Fernduell, bei dem erst in der 24. Runde die SF Deizisau nach einem Unentschieden gegen den SV Oberursel und einer später folgenden Niederlage gegen den Düsseldorfer SK zurückfielen. Dagegen blieben die beiden Topmannschaften bis zum Ende ungeschlagen und der SF Bad Emstal/Wolfhagen konnte einen kleinen Brettpunktevorsprung mit 92/108 vor der SG Solingen (90) ins Ziel retten. Während der SF Deizisau mit 47:7 Zählern die Bronzemedaille erreichte, holten sich die SF Berlin in der Besetzung Ilja Schneider, Dennes Abel, Rainer Polzin und Lars Thiede mit 41:13 Punkten knapp vor dem DJK Aufwärts Aachen (Falko Bindrich, Florian Handke, Michael Hoffmann, Cemil Gulbas, Michael Buscher) die letzten Hauptpreise sowie die begehrte Vorqualifikation für die nächsten Titelkämpfe, die dann am 01.06.2019 in Gladbeck stattfinden werden.

SF Berlin vlnr.: Dennes Abel, Ilja Schneider, Rainer Polzin, Lars Thiede
SF Berlin vlnr.: Dennes Abel, Ilja Schneider, Rainer Polzin, Lars Thiede

Bester Einzelspieler des Turniers war Anish Giri, der am Spitzenbrett 24/27 erzielte und dabei ungeschlagen blieb. Die weiteren Brettpreise sicherten sich die Spieler des Meisterteams aus Bad Emstal/Wolfhagen, Vladimir Onischuk (23,5), Pavel Ponkratov (23) und Pavel Maletin (23,5).

Allen Preisträgern sei auf diesem Wege noch einmal herzlich gratuliert und allen Teilnehmern für ein schönes und faires Turnier gedankt.

Alle Ergebnisse finden sich auf der Solinger Turnierseite

Teaserfoto: Bad Elmstal/Wolfshagen (Josef Resch)

Alle weiteren Fotos: Rainer Falge



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