Rennstadtteam gelingt eine Sensation

Erstellt am: 02.05.2017

12. Schachweltmeister Anatoli Karpow führt die Schachvereinigung 1930 Hockenheim zur Deutschen Vize-Meisterschaft

Von Dieter Auer

Hockenheim. Nach den Runden 11 und 12 der Schachbundesliga- in München durfte man auf dem Rang eines Deutschen Vize-Meisters liegend die Reise zum Finale nach Berlin antreten. Die Erwartungen waren groß und am Ende entschieden sich 35 Spieler, Mitglieder und Fans dazu, die Reise nach Berlin mit zu machen. Nachdem auch Anatoli Karpow seine Zusage gab, wie bereits beim Saisonauftakt seinem Team mit zur Verfügung zu stehen, war die Freude groß.Am Samstag, 29.April hatte man in Runde 13 zunächst gegen Reisepartner SV Griesheim anzutreten. Die Partie endete 2,5:5,5 zugunsten des Rennstadtteams und man blieb auf Kurs.

Hier die Einzelergebnisse: SV Griesheim : SV 1930 Hockenheim (2,5:5,5)

  1. IM Georgiadis,, Nicolas : GM Buhmann, Rainer (0,5:0,5)

  2. IM Krassowitkij, Jaroslaw : GM Wagner, Dennis (0,5:0,5)

  3. GM Tazbir,Marcin : GM Moiseenko, Alexander (0,5:0,5)

  4. Walter, Stefan: GM Banusz, Tamas (0:1)

  5. FM Baskin, Robert : GM Baramidze, David (0,5:0,5)

  6. Grimm, Julius: GM Braun, Arik (0,5:0,5)

  7. Spitzl, Vincent : IM Rau, Hannes (0:1)

  8. Nothnagel, Marian : IM Boguslawski, (0:1)

Am Sonntag, 30.April folgte in Runde 14 der vorentscheidende Kampf gegen den unmittelbaren Verfolger SK Schwäbisch Hall. Mit Weltmeister Anatoli Karpow am Spitzenbrett gelang dem Rennstadtteam ein überzeugender 6:2 Sieg und nachdem der amtierende Deutsche Meister SG Solingen gegen Seriensieger OSG Baden-Baden eine Niederlage quittieren musste stand bereits vor der letzten Runde fest, dass OSG Baden-Baden in überzeugender Weise Titelträger werden würde, was durchaus dem Saisonverlauf, dem Tabellenstand und den Prognosen entsprach.

Das Rennstadtteam der Schachvereinigung 1930 Hockenheim wurde von den Medien dem nach einem überzeugenden Bundesligaauftakt gegen den Hamburger SK und gegen SV Werde Bremen mit Anatoli Karpow am Spitzenbrett den Top Drei hinzugerechnet. Am Ende stand zur Freude des Managements und der zahlreichen mitgereisten Fans Rang 2 und der Titel Deutscher Vize-Meister 2017.

Hier die Einzelergebnisse :SV 1930 Hockenheim : SK Schwäbisch Hall (6:2)

  1. GM Karpow, Anatoli : GM Laznicka,Viktor (0,5:0,5)

  2. GM Tomashevsky, Evgeny : GM Gharamian, Tigran (1:0)

  3. GM Balogh, Csaba : GM Postny, Evgeny (1:0)

  4. GM Wagner, Dennis : GM Cornette, Maxim (0,5:0,5)

  5. GM Moiseenko, Alexander : GM Michalik, Peter (0,5:0,5)

  6. GM Banusz, Tamas : GM Womacka, Mathias (0,5:0,5)

  7. GM Baramidze, David : IM Zeller, Frank (1:0)

  8. GM Braun, Arik : IM Raykhman,Alexander (1:0)

In der Schlussrunde folgte ein Unentschieden gegen USV TU Dresden. Dieses Resultat konnte das beste Ergebnis des Hockenheimer Schachvereins aber nicht mehr beeinträchtigen und bleb ohne Auswirkung auf den Tabellenstand.

Hier die Einzelergebnisse: USV TU Dresden: SV 1930 Hockenheim (4:4)

  1. GM Nisipeanu, Liviu-Dieter : GM Tomashevsky, Evgeny (0,5:0,5)

  2. GM Maiwald, Jens-Uwe : GM Buhmann, Rainer (0,5:0,5)

  3. IM Vogel, Roven : GM Balogh, Csaba (0,5:0,5)

  4. FM Neef, Maximilian : GM Wagner, Dennis (1:0)

  5. FM Moehn, Hans : GM Miseenko, Alexander (0:1)

  6. GM Tischbierek, Raj : GM Banusz, Tamas (0,5:0,5)

  7. IM Loxine,Jakov : GM Baramidze, David (0:1)

  8. W Osmanodja, Filiz : IM Boguslawski, Oleg (1:0)

Fazit: Nach dem überragenden Erfolg zum Saisonabschluss beim Finale der Schachbundesliga in Berlin wird die Chronik der Schachvereinigung 1930 Hockenheim neu geschrieben werden müssen. Nach dem Aufstieg in die 1.Schachbundesliga im Jahre 2011 startete man als „Hecht im Karpfenteich“ in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Nicht wenige prophezeiten einen sofortigen Abstieg nach dem Muster der Vereine aus der Metropolregion Rhein-Neckar, die die Erwartungen nach dem Aufstieg in die höchste Liga nicht erfüllen konnten.

Inzwischen spielt das Rennstadtteam bereits im siebten Jahr in der stärksten Schachliga der Welt und darf nach zwei dritten Plätzen und der Vize-Meisterschaft fortan zu den Mitfavoriten gerechnet werden.Fraglos kann man die jüngsten Erfolge an dem Namen des Weltmeisters der Jahre 1975-1985 und 1993-1999, Anatoli Karpow, festmachen, der seit 1994 Ehrenmitglied seines deutschen Vereins Schachvereinigung 193 Hockenheim ist und den Werdegang natürlich stark mitbeeinflusst hat. Und noch immer ist es eine Ehre, mit der Schachlegende Anatoli Karpow in einem Team Schach zu spielen. Diese Sichtweise vertritt der Hockenheimer Ehrenvorsitzende und Teammanager Dieter Auer, der 1998 der WM-Delegation angehörte, als Anatoli Karpow im Olympischen Museum von Lausanne gegen Viswanathan Anand letztmals seinen Titel verteidigte und bisher auch bei zahlreichen Einsätzen in der Bundesliga ungeschlagen blieb.

Prognose: Auf dem Rang eines Deutschen Vize-Meisters liegend wird man in der Spielsaison 2017/2018 zu den Mitfavoriten im Kampf um den Titel und die Spitzenplätze gerechnet werden. Da die Hockenheimer vermutlich erneut ohne Hauptsponsor ins Rennen geschickt werden, stellt sich die Frage, ob das Rennstadtteam den Erwartungen des Managements und vieler Fans gerecht werden kann. Möglicherweise wird die wirtschaftlich starke METROPOLREGION RHEIN-NECKAR auf das Team der Renn- und Schachstadt Hockenheim aufmerksam? Immerhin ist man seit 12 Jahren Gründungsmitglied der Sportregion Rhein-Neckar e.V.



Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.