Ein Mann mit diesem Vornamen muss ja das Sieger-Gen im Blut haben: Viktor Láznicka wurde am 9. Januar 1988 in Pardubice geboren. Der Tschechische Großmeister ist hinter David Navara die klare Nummer Zwei in seinem Land. Nun hat der frischgebackene Sieger des Neckar-Open von Deizisau beim Bundesligaaufsteiger Schwäbisch Hall angeheuert.
Láznicka kann schon auf Bundesligaerfahrungen zurückgreifen: in den Jahren 2006 bis 2008 saß er für Bann und Bindlach am Brett, es ist somit bereits sein drittes Engagement für einen Süddeutschen Verein. Schon in seiner Jugend zeigte er sich erfolgreich, zweimal gewann er die Bronzemedaille in europäischen Einzelwettbewerben: 2002 bei den U14jährigen, 2005 dann auch in der Kategorie U18. Nachdem er 2006 Meister von Tschechien wurde und zugleich seine letzte GM-Norm erzielte, ernannte die FIDE den 18jährigen zum Großmeister.
Damit begann für den jungen Mann eine Zeit intensiven Turnierspiels mit etlichen Erfolgen, wobei die herausragenden Ergebnisse seine Siege bei einem sehr starken Open in Kalkutta 2008 sowie beim World Open in Philadelphia 2010 darstellten. Mit seinem tschechischen Verein Novi Bor, dem er seit 2008 angehört, gelang ihm im letzten Jahr mit dem Gewinn der Europäischen Meisterschaft für Vereinsmeisterschaften ein großer Wurf, vergleichbar der Champions League im Fußball.
Seit einigen Jahren bewegt er sich beständig um die magische Zahl von 2700, in den Jahren 2011-12 war er auch schon drüber, bevor es wieder leicht abwärts ging. Sein momentaner Trend zeigt nach oben, erst vor wenigen Wochen gelang ihm einer seiner bislang größten Erfolge, der Sieg beim Schachfestival von Deizisau über Ostern. Viktor siegte dabei im starken Feld mit rund 400 Teilnehmern souverän, holte sich dabei als einziger Spieler 8 Punkte aus 9 Partien. Entscheidend war dabei sein schneller Schwarzsieg über den Vorjahressieger Richard Rapport.
Der 26jährige Tscheche gibt sich sehr fokussiert und professionell, er pflegt einen aktiven Positionsstil, weiß dabei, typisch für die Allrounder in der Weltelite heutzutage, in allen Partiephasen zu überzeugen, und will selbstverständlich noch weiter hinaus. Dennoch begnügt sich der talentierte und vielseitige Laznicka nicht allein mit schachlichen Ehren, er hat in Prag, wo er seit ein paar Jahren lebt, mittlerweile gar sein zweites Studium begonnen! Den Master in Politik und Wirtschaft hat er bereits, nun versucht er sich an Sozialpolitik; man weiß ja nie, ob man von Schach allein leben kann…
Aufsteiger Schwäbisch Hall hat damit neben Dmitry Jakowenko und Erneste Inarkiew einen weiteren Weltklassespieler in ihrem Team, dazu sind noch Verhandlungen mit weiteren Spitzenkräften am Laufen. Hall will auf jeden Fall nicht das Schicksal einer Fahrstuhlmannschaft erleiden, die ambitionierten Württemberger aus dem Kochertal haben sich vorgenommen, im gesicherten Mittelfeld der Liga zu landen.
Von IM Frank Zeller, Schwäbisch Hall