Herbert Scheidt für Lebenswerk geehrt

Erstellt am: 11.07.2017

Der Deutsche Schachbund ehrte Herbert Scheidt für sein Lebenswerk. Der Teamchef der SG Solingen ist neben Horst Leckner der Erste, dem diese Ehre zuteil wird, nachdem der DSB diese Ehrung erst Ende Mai beim Bundeskongress einführte.

Vizepräsident Ralf Chadt-Rausch ehrt Herbert Scheidt im Namen des DSB | Foto: Marius Fränzel
Vizepräsident Ralf Chadt-Rausch ehrt Herbert Scheidt im Namen des DSB | Foto: Marius Fränzel

Mit den Worten von Oliver Kniest, 1. Vorsitzender der SG Solingen, möchten wir die Karriere von Herbert Scheidt kurz Revue passieren lassen:

"Herbert Scheidt ist seit 1960 Mitglied der Solinger Schachgesellschaft und hat über mehr als fünf Jahrzehnte das Vereinsleben, die Solinger und auch die nationale Schachszene mit seinem Engagement geprägt.

Fast die gesamte Dauer seiner Vereinsmitgliedschaft war er in verschiedenen (Vorstands-)Funktionen für den Verein aktiv: als Mannschaftsführer, Spielleiter und Jugendwart sowie von 1980-1995 auch als 1. Vorsitzender.

Von Beginn an war dabei die Leitung der 1. Mannschaft seine absolute Herzensangelegenheit. So ist er für diese inzwischen seit mehr als einem halben Jahrhundert als Teamchef verantwortlich und war in verschiedenen Funktionen an 12 deutschen Meistertiteln und 2 Europapokal-Erfolgen beteiligt. Beim ersten nationalen Erfolg im Jahre 1969 gehörte er noch selbst zum erfolgreichen Team, verlegte seine Aktivitäten aber in den Folgejahren immer stärker in den Bereich der Mannschaftsführung und auch des Sponsorings.

So war es auch seinem nachhaltigen finanziellen Engagement zu verdanken, dass die Schachbundesliga in den 80er Jahren an Profil und Bedeutung gewann, weil es ihm – in Zusammenarbeit mit Egon Evertz – glückte, einen Exweltmeister wie Boris Spasski zu verpflichten, der regelmäßig zahlreiche Zuschauer zu den Kämpfen lockte. Auch der junge Nigel Short gehörte zu den prägenden Figuren des ersten Bundesliga-Jahrzehnts, was ohne Herberts Mitwirkung nicht denkbar gewesen wäre.  

Die zahlreichen spannenden Meisterschaftsentscheidungen in den Duellen gegen die SG Porz und Bayern München gehören bis heute wahrscheinlich zu den bestbesuchtesten BundesligaKämpfen in den Zeiten, als es noch keine Internetübertragungen gab.
Nach dem Rückzug einiger Geldgeber hat er im Zeitraum von ca. 2005-2014 nahezu alleine dafür gesorgt, dass die SG Solingen die Kosten für den Bundesliga-Etat aufbringen und als zweites Gründungsmitglied neben dem Hamburger SK der Bundesliga erhalten bleiben konnte. Auch nach 50 Jahren Tätigkeit als Teamchef ist bei Herbert Scheidt trotz gesundheitlicher Probleme in den letzten Jahren keine “Amtsmüdigkeit” zu erkennen und er wurde mit dem unerwarteten 12. Meistertitel im Vorjahr von seinen Spielern, zu denen er ein sehr herzliches Verhältnis pflegt, besonders beschenkt.

Auch abseits der Bundesliga setzt er sich nachhaltig für die Fortsetzung der großen Schachtradition in der Klingenstadt ein. Als der Verein im Jahre 2009 auf große Probleme bei der Suche nach einem angemessenen neuen Spiellokal insbesondere für die kontinuierlich wachsende Jugendabteilung stieß, stellte Herbert Scheidt eine Immobilie zu sehr günstigen finanziellen Konditionen zu Verfügung, die zum “Solinger Schachzentrum” umfunktioniert wurde. Dieses dient nicht nur den Vereinsaktivitäten, sondern regelmäßig auch als Austragungsort für Schulschach-Wettbewerbe sowie diverse Meisterschaften aud Bezirks-, Verbands- und Landesebene und ist damit zu einer festen Anlaufstelle für viele Schachfreunde geworden.

Mehr als 50 Jahre kontinuierliches Engagement für den Schachsport in verschiedenen Funktionen mit immensen sportlichen Erfolgen, ein nicht unerhebliches finanzielles Engagement, welches der Schachbundesliga in ihrer Anfangszeit ihre ersten “Stars” bescherte und das Bemühen um Nachhaltigkeit im Vereinsleben durch das Solinger Schachzentrum sind aus unserer Sicht genug Faktoren, die eine Würdigung seines Lebenswerkes durch den Deutschen Schachbund rechtfertigen."

Meldung auf der Webseite der SG Solingen
Meldung auf der Webseite des Deutschen Schachbunds



Über den Autor

Bild des Benutzers Georgios Souleidis

Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.