In der Schachbundesliga ging es für den Schachclub Viernheim am vorigen Wochenende nach Aachen. Die vierte Doppelrunde der Saison wurde von dem Liganeuling, Aachener SV, bestens ausgerichtet und sollte auch für die Südhessen sehr erfreulich werden: Keine (Un)wetterkapriolen wie zuletzt in München, dafür aber 4:0 Punkte und ein sportlich überzeugendes Auftreten!
Es begann am Samstag mit dem Wettkampf gegen das sympathische Team der Schachfreunde Berlin. Nominell nur etwas besser aufgestellt, ließen die Viernheimer dabei nichts anbrennen und gewannen glatt und souverän mit 6:2 ohne Verlustpartie.
Die Welt brennt: Physiklehrer Dr. Günther Beikert (hinten links) engagiert sich mit seinen Schülern bei der Fridays-for-future-Bewegung. Die dringende Botschaft verbreitet er auch beim Schach. || Alle Fotos: SC Viernheim
GM Sebastien Maze (Brett 6, Weiß) war gesundheitlich etwas angeschlagen und remisierte in einer Stellung, die schon etwas schlechter war; etwas später gelang es IM Günter Beikert (Brett 8, Weiß) seine beeindruckende Angriffspartie mit diversen Figurenopfern zu einem grandiosen Abschluss zu bringen. GM Anton Korobov hatte in seiner Weißpartie an Brett 2 nur leichten Vorteil, als sein Gegner einen taktischen "Trick" versuchte, der sich jedoch als Bumerang erwies und wegen Figurenverlustes die Partie sofort einstellte.
Beikert, der Kombi-König. Dass 17...Kh8 an der Gemeinheit 18.Dxd6! scheitert, ok. Aber um sicherzugehen, dass 17.Sh5+! +- nach 17...gxh5 tatsächlich gewinnt, musst der Weiße viel, viel mehr sehen als solche Kleinigkeiten.
GM Thal Abergel (Brett 7, Schwarz) musste dagegen eine leicht schlechtere Stellung verteidigen, was ihm dank aktiven Gegenspiels mit einem abschließenden Dauerschach dann auch gelang. Zwischenstand somit ein schon beruhigendes 3:1. Etwas später remisierte GM Bassem Amin (Brett 3, Schwarz) in einer typischen königsindischen Partie, bei der sich trotz zahlreicher Verwicklungen das Gleichgewicht niemals entscheidend verschoben hatte, und auch GM Vladimir Malakhov remisierte am Spitzenbrett mit Schwarz, indem er seine leicht schlechtere Stellung in ein relativ leicht zu haltendes Turmendspiel mit Minusbauer abwickelte.
Den Wettkampfsieg stellt dann GM Igor Kovalenko (Brett 4, Weiß) mit seinem vollen Punkt zum 5:2 sicher, wobei er seinen Gegner gewohnt dynamisch überspielte und den resultierenden Angriff mit einem hübschen Damenopfer krönte.
Und während das Team so langsam zum Abendessen aufbrach, versuchte GM Sergey Fedorchuk (Brett 5, Schwarz) sein Turmendspiel mit Mehrbauer zu gewinnen - obwohl es lange Zeit theoretisch remis war. Im 59. Zug griff sein Gegner dann aber doch noch daneben und der Endstand von 6:2 für den Schachclub Viernheim gegen Berlin war sichergestellt.
Am nächsten Morgen ging es dann gegen das Team USV TU Dresden, und auch hier waren die Viernheimer nominell leicht stärker und setzten das am Ende mit einem sicheren 5,5:2,5-Sieg um.
Ein Remis musste her - gar nicht so einfach
Es begann relativ unauffällig mit einem Remis von Sergey, der mit Weiß wenig aus der Eröffnung herausholte und das Remisangebot seines Gegners gerne annahm. Danach schlug dann die Stunde der "hinteren" Viernheimer Bretter: Thal gewann relativ leicht mit Weiß dank eines Qualitätsgewinns, und auch Sebastien konnte mit Schwarz in einer schönen Positionspartie recht schnell gewinnen. Nur etwas länger dauerte es bei Günther, der sich ebenfalls mit Schwarz auf die sehr scharfe und riskante Eröffnung seines Gegners einließ und dabei die Varianten besser berechnete und den Überblick behielt.
Zusammen mit dem sicheren Remis von Anton mit Schwarz stand es damit schon 4:1 für den Schachclub Viernheim, und es musste nur noch ein Remis für den Wettkampfsieg geschafft werden - was angesichts der komplexen und aus Viernheimer Sicht teilweise eher unangenehmen Stellungen aber gar nicht so einfach war.
Großmeisterliche Technik: Vladimir Malakhov.
Igor konnte und musste dabei diesmal seine defensiven Qualitäten beweisen, was ihm am Ende aber auch überzeugend gelang, während Bassem seine schon lange schlechtere Stellung nicht retten konnte; Zwischenstand damit 4,5:2,5. Und in der letzten Partie des Wochenendes in Aachen konnte Vladimir aus einer komplizierten aber vorteilhaften Stellung in ein Endspiel mit Mehrspringer gegen zwei Bauern abwickeln, das er dank großmeisterlicher Technik dann nach 86 Zügen gewann.
Der deutsche Meister zu Gast in Viernheim
Mit diesem verdienten 5,5.:2,5-Sieg gegen Dresden steht der Schachclub Viernheim momentan auf dem dritten Platz in der Tabelle der höchsten deutschen Spielklasse und freut sich auf das eigene Heimwochenende am 14.-15. März. Bei diesem sportlichen Saisonhöhepunkt werden neben Reisepartner Aachener SV der amtierende deutsche Meister OSG Baden-Baden ebenso in Viernheim zu Gast sein wie das ebenfalls prominent besetzte Team aus Deizisau.