Der SK Norderstedt ist einer der vier Aufsteiger in der Saison 2012/13. Im folgenden Beitrag stellen wir ihnen den Verein aus dem hohen Norden vor.
Der SK Norderstedt setzte sich als Meister der 2. Bundesliga Nord sportlich durch. Es folgte zwar noch ein Rechtsstreit mit dem DSB, doch die Norddeutschen standen letztendlich als einer der vier Aufsteiger in die SBL fest.
Im Interview mit der Schachbundesliga stellt der 1. Vorsitzende des SK Norderstedt, Rüdiger Schäfer, den Verein vor.
Schachbundesliga: Bitte stellen Sie ihren Verein vor.
Rüdiger Schäfer: Der Schachklub Norderstedt besteht seit 37 Jahren und gehört, obwohl an der Landesgrenze zu Hamburg gelegen, dem Landesschachverband Schleswig-Holstein an. Als kleiner Verein, wir haben 62 Mitglieder,
bringen wir in dieser Saison drei Mannschaften im Erwachsenenbereich und eine Mannschaft im Jugendbereich an die Bretter.
Unsere 1. Mannschaft hat uns in der abgelaufenen Saison überrascht. Als Aufsteiger aus der Oberliga in die 2. Bundesliga Nord wurde das Klassenziel, der Klassenerhalt, mit dem 1. Platz und dem Aufstieg in die 1. Schachbundesliga weit übererfüllt! Dabei glänzen unsere Spieler normaler Weise eher auf Landesebene bis hin zu den Norddeutschen Meisterschaften, wo wir in den letzten Jahren sowohl als Mannschaft als auch durch Einzelspieler diverse Titel und Vizetitel feiern konnten. In Schachdeutschland am bekanntesten aus unserer Aufstiegsmannschaft dürfte Nationalspielerin Marta Michna sein.
Üblicherweise spielen wir in den Klubräumen des Rathauses Norderstedt. Trotz guter Spielbedingungen reichen diese Räume aber nicht aus, um die Anforderungen der 1. Schachbundesliga zu erfüllen. Deshalb werden wir unsere Heimspiele in der Mensa des Coppernicus-Gymnasiums austragen.
Schachbundesliga: Welche Bedeutung hat es für ihren Verein, dass er in der Schachbundesliga vertreten ist?
Rüdiger Schäfer: Die Qualifikation für die 1. Schachbundesliga ist der größte Erfolg, den der Schachklub Norderstedt bisher errungen hat und eine Bestätigung für unser Vereinsmotto „Der sympathische Klub zum Wohlfühlen“, denn neue Vereinsmitglieder bis hin zur Aufstiegsmannschaft kommen ganz überwiegend durch persönliche Kontakte zu uns. Darauf sind alle Klubmitglieder sehr stolz! Und für die Spieler der 1. Mannschaft erfüllt sich der Traum, größtenteils zum ersten Mal in der Eliteliga mitspielen zu dürfen.
Im Sport sind nur die Bogenschützen in Norderstedt auch noch „erstklassig“! Dies hat bei der lokalen Presse und dem Fernsehsender ein erhebliches Echo hervorgerufen, dass wir gern nutzen, um den Schachsport und unseren Verein besser zu positionieren.
Schachbundesliga: Mit welchen Erwartungen starten Sie in die Saison?
Rüdiger Schäfer: Für uns stellt diese Saison in spielerischer Hinsicht ein Abenteuer und in organisatorischer und finanzieller Hinsicht eine Herausforderung dar, der wir uns gerne stellen. Jeden Spieltag möchten wir daher als Event erleben und hoffen auch neben dem Schachbrett deutschlandweit Kontakte zu pflegen und zu knüpfen.
Schachbundesliga: Welches sportliche Ziel verfolgen Sie?
Rüdiger Schäfer: Ein Blick auf die Ranglisten zeigt, dass wir den Abstiegskandidaten zugerechnet werden und bestenfalls Außenseiterchancen haben. Gerade im Sport kommt es öfters zu Außenseitererfolgen so dass wir nicht vor dem ersten Zug die Flinte ins Korn werfen. In diesem Sinne werden wir die Herausforderung annehmen und uns nicht beklagen, falls am Ende der Klassenerhalt herausspringen sollte. Wir hoffen natürlich auf möglichst viele Sensationen in einzelnen Partien oder ganzen Mannschaftskämpfen und es wäre großartig, wenn einer unserer Spieler eine Norm erzielt.
Schachbundesliga: Wird die Mannschaft gegenüber dem Vorjahr personell verändert?
Rüdiger Schäfer: Zielvorstellung ist es, den Spielerinnen und Spielern, die den Aufstieg geschafft und im Regelfall schon einige Jahre für den Schachklub Norderstedt kämpfen, die Möglichkeit zu geben, das Erlebnis 1. Schachbundesliga zu genießen. Darüber hinaus haben wir uns punktuell verstärkt und damit gibt es Veränderungen. Auch wenn dies für Außenstehende angesichts von Namen, Nationalitäten und Wohnorten ggf. nicht auf den ersten Blick sichtbar ist, so ist die Aufstiegsmannschaft durch viele persönliche und familiäre Kontakte, teilweise über Jahrzehnte, miteinander verbunden. Diese Grundausrichtung wird, siehe auch die Antwort auf die nächste Frage, durch unsere „Neuzugänge“ nicht gestört.
Schachbundesliga: Welche neuen Spieler haben sie verpflichtet?
Rüdiger Schäfer: Erstmalig haben wir zwei Großmeister in unserem Kader. Unsere Rangliste
anführen wird GM Ivan Lopez Salgado und die Position 2 wird GM Michal Olszweski einnehmen. Auch diese Verpflichtungen sind durch persönliche Kontakte entstanden und wir freuen uns, dass wir damit dem einen oder anderen Supergroßmeister auch auf dem Papier eine harte Nuss servieren können.
Darüber hinaus haben wir unsere dänischen Freunde Simon und David Bekker-Jensen, die viele Jahre für uns aktiv waren, motivieren können, in der 1. Schachbundesliga das Trikot des SKN nochmals anzuziehen.
Schachbundesliga: Wie stemmen Sie finanziell das "Abenteuer" Bundesliga?
Rüdiger Schäfer: Im Wesentlichen trägt der Verein und einzelne Fördermitglieder (auch aus der 1. Mannschaft selber) die notwendigen Beträge zusammen, um das finanzielle Risiko zu begrenzen. Darüber hinaus bietet sich möglichen Sponsoren noch heute die Möglichkeit, sich bei uns zu engagieren – es sind noch Premiumwerbemöglichkeiten zu vergeben.
Herr Schäfer, vielen Dank für das Interview.