Niclas Huschenbeth wechselt zum FC Bayern München

Erstellt am: 29.06.2019

Es ist eine der Personalien des Sommers überhaupt. Niclas Huschenbeth (Foto oben) verlässt seinen angestammten Verein Hamburger SK, bei dem er groß geworden ist, um für den FC Bayern München am Spitzenbrett in der SBL zu spielen. Was sich sonst noch beim Aufsteiger aus der 2. Bundesliga Ost tut, erfahren sie im folgenden Interview mit dem Abteilungsleiter, Jörg Wengler.

Schachbundesliga: Bayern München schaffte nach einem Jahr Abstinenz den direkten Wiederaufstieg in die Schachbundesliga. Welche Maßnahmen sind geplant, um den Klassenerhalt zu schaffen?

Wengler: Der Klassenerhalt ist natürlich unser Ziel und wir wären in der Bundesliga ja auch einigermaßen deplatziert, wenn wir nicht ganz ernsthaft versuchen würden, dieses Ziel zu erreichen. Wir haben vor einigen Jahren begonnen, unsere 1. Mannschaft konsequent zu verjüngen und auf diese Weise talentierten und vor allem motivierten Nachwuchsspielern die Möglichkeit zu geben, sich auf höchstem Niveau zu beweisen. Diesen Weg wollen wir weiter gehen und ich denke, es gibt durchaus Beispiele, dass so ein Konzept auch funktionieren kann.

Schachbundesliga: Wird es dementsprechend personelle Veränderungen geben gegenüber dem Vorjahr?

Wengler: Ja, wird es. Wir haben insgesamt drei Neuzugänge in der 1. Mannschaft, über die wir uns sehr freuen. Mit Niclas Huschenbeth, Sebastian Bogner und Miguel Santos Ruiz haben wir drei Spieler für den FC Bayern begeistern können, die nicht nur sportlich, sondern auch persönlich sehr gut in die Mannschaft passen und mit denen wir uns auch deutlich bessere Chancen auf den Klassenerhalt ausrechnen als noch in der vorletzten Saison in der 1. Bundesliga.

Sebastian Bogner | Foto: Georgios Souleidis
Sebastian Bogner | Foto: Georgios Souleidis

Schachbundesliga: Bayern München scheint ein reges Vereinsleben zu haben mit vielen Turnieren und aktiven Mitgliedern. Außerdem hat der Verein eine schöne Webseite. Beschreiben Sie den Lesern bitte das Vereinsleben!

Wengler: Ich glaube, der Schein trügt in diesem Fall nicht. Unser Anspruch an uns selbst ist in dieser Hinsicht eigentlich auch ganz leicht formuliert: Wir wollen ein Verein sein, der für jeden interessierten Schachspieler etwas anzubieten hat. Wir haben Mannschaften von der Bundesliga bis hinunter zur untersten Münchner Spielklasse, dazu unsere Frauenmannschaften, auch eine Seniorenmannschaft, wir sind im Schulschach und Jugendbereich aktiv, veranstalten 15 Turniere pro Jahr in ganz verschiedenen Formaten, bieten Vorträge und Trainings an, und auch wer einfach nur mal vorbeischauen will, um ein paar Partien zu „blitzen“ ist bei uns richtig.

Wir überlegen permanent, wie wir unser Angebot weiter verbessern können. Natürlich zählt auch eine gute Website heutzutage unbedingt dazu. Wir haben unseren Internetauftritt Anfang des Jahres komplett überarbeitet und sind viel „bunter“ geworden. Und auch wenn wir damit sicher schon sehr gut leben können, denken wir auch hier bereits wieder über weitere Verbesserungen nach.

Schachbundesliga: Welche Bedeutung hat die SBL für den Verein? Wird das Abenteuer SBL von den Mitgliedern unterstützt?

Wengler: Wir haben in unserer Beteiligung an der Schachbundesliga immer auch die Chance gesehen, Spitzenschach nach München zu holen. Die Bundesliga hier vor Ort zu haben, ist gut für die gesamte Münchner Schachszene und natürlich insbesondere auch für die veranstaltenden Vereine. Für uns sind die Bundesliga-Heimwochenenden ein wichtiges Forum uns zu präsentieren und in der Öffentlichkeit ein positives Bild zu zeichnen, sowohl von der Sportart Schach ganz allgemein, als auch speziell von uns als Schachabteilung des FC Bayern.

Unsere Mitglieder unterstützen das in hohem Maße. Und das liegt sicher auch daran, dass wir uns sehr darum bemühen, die 1. Mannschaft voll in die Abteilung zu integrieren und nicht komplett vom übrigen Verein abdriften zu lassen. Bundesligaspieler „zum Anfassen“ sind dafür gefragt, und die haben wir auch!

Schachbundesliga: Woran liegt es, dass ein Verein mit so einem klangvollen Namen nicht um die deutsche Meisterschaft mitspielt?

Wengler: Das ist eine der uns am häufigsten gestellten Fragen. Der FC Bayern München e.V. unterstützt seine Abteilungen bei den verschiedenen Aktivitäten - sei es zum Beispiel der Spielbetrieb oder die Nachwuchsförderung - auf sehr großzügige Art und Weise. Allerdings hat der Verein eine gemeinnützige Zweckbestimmung, der auch die Schachabteilung verpflichtet ist. Das setzt den Rahmen für unseren Handlungsspielraum, innerhalb dessen wir uns darum bemühen, auch sportlich das Maximale zu erreichen. Die Frage legt irgendwie immer nahe, dass es ein Manko ist, nicht ganz oben mitzuspielen. Aber das muss es nicht unbedingt sein. Es kommt ganz auf die Zielsetzung an, und die ist bei uns nun mal eben etwas anders als zum Beispiel in Baden-Baden.

Schachbundesliga: Wie laufen die Planungen für die Heimkämpfe und worauf dürfen sich die Zuschauer in München freuen?

Wengler: Dem Münchner Schachpublikum steht eine großartige Saison bevor, zu der wir als FC Bayern natürlich so viel wie möglich beitragen wollen. Aller Voraussicht nach werden wir zwei Heimwochenenden haben und hoffen natürlich, dass uns der Spielplan attraktive Gäste beschert. Ein Live-Kommentar vor Ort gehört bei uns immer dazu und auch ansonsten werden wir uns natürlich wieder um eine reibungslose Organisation bemühen und diesbezüglich auch keinen Aufwand scheuen.

Hinweisen möchte ich übrigens auch auf die 2. Bundesliga, in die ja unsere 2. Mannschaft gerade aufgestiegen ist. Wir hoffen, dass wir das Heimwochenende der 2. Mannschaft mit einem Heimwochenende in der 1. Bundesliga kombinieren können. Wäre das nicht ein tolles Event! Übrigens spielt unsere 2. Mannschaft vier ihrer fünf Wettkampfwochenenden in München. Unseren Lokalrivalen MSA Zugzwang, MSC 1836 und SC Garching sei es gedankt! Wann gab es zuletzt denn schon mal vier Vereine aus dem Großraum München gleichzeitig in der 1. bzw. 2. Bundesliga? Ich denke, darüber darf ich mich in meiner Funktion als Vorsitzender des Schach-Bezirksverbandes München auch mal ganz neutral freuen!

Herr Wengler, vielen Dank für das Interview!

Der erwähnte Wechsel von Niclas Huschenbeth fiel dem Spieler selbst nicht so leicht. Zum Abschied von seinem Heimatverein richtete er auf der Webseite des Hamburger SK einige Worte an die Mitglieder, die wir hier nicht vorenthalten wollen:

"Liebe Freunde,
ich möchte euch mitteilen, dass ich nächste Saison nicht mehr für den HSK in der ersten Liga spielen werde. Ich werde zum FC Bayern München wechseln, um am ersten Brett gegen die besten Spieler der Liga anzutreten. Natürlich ist mir diese Entscheidung nicht leicht gefallen, weil ich hier in Hamburg und beim HSK meine Wurzeln habe. Ich möchte mich weiter verbessern und in die Nationalmannschaft und die Top 100 kommen. Dazu halte ich es für essentiell gegen so viele und so starke Spieler wie möglich zu spielen und das ist bei Bayern möglich. Selbstverständlich werde ich dem HSK weiterhin verbunden sein und wünsche dem ersten Team alles Gute für die nächste Saison."
Niclas (Niclas Huschenbeth)



Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.