Ein klares "Ja" zur Bundesliga

Erstellt am: 18.06.2014

Der SSC Rostock stieg als Sieger der 2. Bundesliga Nord in die Schachbundesliga auf. Im folgenden Beitrag stellen wir den Aufsteiger vor.

Die Schachbundesliga sprach mit dem Mannschaftsführer des SSC Rostock, Eckhard Jeske.

Schachbundesliga: Herr Jeske, bitte stellen Sie ihren Verein vor.

Eckhard Jeske: Der SSC Rostock 07 wurde zwar erst 2007 gegründet, hat aber als Schachclub dennoch eine lange Tradition. Vor der Wiedervereinigung waren wir als Abteilung Schach der Betriebssportgemeinschaft Schiffahrt/Hafen Rostock der leistungsstärkste Schachclub im Norden der damaligen DDR. Mit der Neustrukturierung des Dachvereins wurden wir dann zunächst Teil des Sport-und Yachtclubs Rostock und traten später dem PSV Rostock bei.

Als dieser in finanzielle und organisatorische Turbulenzen geriet, entschlossen wir uns 2007 dazu, als Verein den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Die Entwicklung unseres Schachclubs ist seitdem eine Erfolgsgeschichte, die wir dem gewachsenen Engagement unserer aktuell 58 Mitglieder verdanken und die durch den Aufstieg in die Schachbundesliga ihre bisherige Krönung erfährt. Hervorheben möchten wir, dass wir als einer von leider nur wenigen Schachclubs in Mecklenburg-Vorpommern eine aktive Nachwuchsarbeit leisten und auf diesem Gebiet einige überregionale Erfolge erzielen konnten. Vielen Schachfreunden ein Begriff ist wahrscheinlich auch unser traditionelles Schachturnier, das wir stets im Sommer und seit einigen Jahren als Open austragen. Für die diesjährige Veranstaltung vom 23.-27.7.2014 werden übrigens noch Anmeldungen entgegen genommen.

Unter diesem Link können sie die Ausschreibung als pdf-Datei herunterladen.

Schachbundesliga: Welche Bedeutung hat es für ihren Verein, in der Schachbundesliga vertreten zu sein und mit welchen Erwartungen (auch sportlich) gehen sie in die Saison?

Eckhard Jeske: Für unseren Schachclub ist der Aufstieg in die Schachbundesliga der größte sportliche Erfolg seiner Geschichte. Für alle Spieler der Bundesligamannschaft handelt es sich um eine einzigartige sportliche Herausforderung. Wir werden die Saison als ein im wahrsten Sinne des Wortes einmaliges Erlebnis angehen, denn in Bezug auf unsere Perspektiven geben wir uns keinerlei Illusionen hin.

Schachbundesliga: Es gab Gerüchte, dass Rostock gar nicht aufsteigen möchte. Falls das wahr ist, wieso haben sie sich letztendlich für die Schachbundesliga entschieden?

Eckhard Jeske: Richtig ist, dass wir den Aufstieg nicht langfristig geplant haben. Es war insofern auch keine Tiefstapelei, wenn wir noch im Frühjahr etwaige Aufstiegspläne negiert haben. Mit der realen Chance auf den Staffelsieg und dem damit verbundenen Erwerb des Aufstiegsrechts kam jedoch eine unvermutete Dynamik in unsere internen Diskussionen. Am Ende eines wochenlangen Prozesses, der auch die Erarbeitung eines seriösen sportlichen und finanziellen Konzepts beinhaltete, stand dann das klare „Ja“ einer außerordentlichen Mitgliederversammlung unseres Schachclubs.

Schachbundesliga: Wird die Mannschaft gegenüber dem Vorjahr personell verändert?

Eckhard Jeske: Wir haben uns bewusst nur punktuell mit zwei FIDE-Meistern verstärkt. Die meisten Einsatzmöglichkeiten sollen die Spieler erhalten, die auch den Aufstieg erkämpft haben. In der Breite sehen wir uns ausreichend gut aufgestellt, um uns der sportlichen Herausforderung zu stellen und durch eine gewisse Rotation in der Mannschaft auch die zu erwartenden Rückschläge mental zu verkraften. Wir haben aber durchaus Spieler in unserem Kader, die imstande sind, in einzelnen Partien auch sehr starken Gegnern Paroli zu bieten, namentlich genannt seien hier unsere Spitzenspieler Jacek Tomczak und Stellan Brynell. Hier sei noch erwähnt, dass uns mit allen unseren ausländischen Sportlern und deren Familien gewachsene freundschaftliche Bande verbinden, es sich also keinesfalls um reine „Legionäre“ handelt.

Schachbundesliga: Wie stemmen sie finanziell das "Abenteuer" Schachbundesliga?

Eckhard Jeske: Wir haben vermutlich den kleinsten Etat aller Bundesligamannschaften, und dennoch wird uns die kommende Saison nicht in eine finanzielle Schieflage bringen. Möglich wird unsere Teilnahme nur durch das gemeinsame Engagement unseres Hauptsponsors, der Firma BEC GmbH & Co KG der Familie Jeske, und weiterer kleiner und etwas größerer Sponsoren, von denen auch die meisten aus den eigenen Reihen stammen.

Herr Jeske, vielen Dank für das Gespräch!

Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.