"Abstieg sollte für uns kein Thema sein"

Erstellt am: 04.07.2018

Der SC Viernheim stieg als Sieger der 2. Bundesliga Süd in die SBL auf. Wir sprachen mit dem Mannschaftsführer, Stefan Martin, über die Bedeutung der SBL und den starken Partner an der Seite des Vereins.

Schachbundesliga: Der SC Viernheim steigt nach 1998/99 und 2013/14 zum dritten Mal in die Schachbundesliga auf. Wir vermuten, dass nach den damals sofortigen Abstiegen dieses Mal der Klub ganz andere Ziele verfolgt?

 

Stefan Martin: Ja, Abstieg sollte für uns kein Thema sein.

 

Schachbundesliga: Der Klub hat mit d-fine einen finanziell starken Partner an seiner Seite. Besteht die Hoffnung, auch gegen die ganz Großen wie Baden-Baden und Solingen in der SBL mithalten zu können?

 

Stefan Martin: d-fine ist eine führende europäische Unternehmensberatung, die mit hunderten hochbegabten Akademikern der Fachrichtungen Mathematik, Physik oder Informatik die immer komplexeren analytischen und technologischen Anforderungen in der Wirtschaft bewältigt. Viele Mitarbeiter von d-fine stehen dem Schach nahe. Entsprechend passend ist nicht nur die Unterstützung, sondern auch der Anspruch unseres Sponsors an unser Schach und unsere Organisationsstrukturen. Wir machen uns daher durchaus Hoffnungen, auch schon im ersten Jahr unserer erneuten Bundesligazugehörigkeit eine gute Rolle spielen zu können.

 

Schachbundesliga: Welche Bedeutung hat die SBL für den Verein? Wird sie von den Mitgliedern unterstützt, oder muss man sich Sorgen machen über eine Kluft, wie man sie von anderen Vereinen kennt?

 

Stefan Martin: Die SBL ist für unseren Verein von großer Bedeutung, eingebunden in unser umfassendes Sponsoring- und Marketingkonzept ebenso wie in das Programm zur gesamten Vereinsentwicklung und wird von den Mitgliedern des Vereins unterstützt. Seit dem Einstieg von d-fine haben wir die Jugendarbeit und die Mitgliedergewinnung deutlich intensivieren können. Das Bundesligateam muss dem Verein Nutzen stiften und sich daran messen lassen. Dass es eine sportliche Kluft zwischen professionellen Weltklasse-Spielern und dem normalen Vereinsmitglied in Punkto Spielstärke gibt, ist normal; dass diese Kluft sich nicht auf andere Bereiche erstreckt, sondern alle Spieler des Vereins möglichst weitgehend integriert sind, ist unser Ziel und Anspruch. So geben unsere Top-GM zum Beispiel individuelles Training für unsere hoffnungsvollen Nachwuchskräfte. Die Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Mannschaften und die Perspektiven, die wir motivierten und talentierten Spielern bieten, sind uns sehr wichtig. Hier hat uns der parallele Aufstieg unserer 2. Mannschaft in die Oberliga Baden sehr geholfen und wir wollen junge Spieler aus der Region an die Bundesliga und höhere Spielklassen heranführen.

 

Schachbundesliga: Viernheim, Baden-Baden und Hockenheim liegen geographisch nah beieinander. Geben Sie uns doch eine Erklärung, warum gerade im Südwesten der Republik Bundesligateams großzügig gesponsert werden?

 

Stefan Martin: Der Südwesten der Bundesrepublik ist dicht besiedelt und wirtschaftlich sehr erfolgreich. Hier gibt es Unternehmen in Zukunftsbranchen, die durch ihre Verbindung zum Schach unter anderem ihr Image pflegen und die gerade im Internetzeitalter die Chancen dieser einzigartigen Verbindung von Kommunikation, Kultur, Kunst, Wissenschaft und Sport (= Leistung) erkannt haben.

 

Schachbundesliga: Können Sie schon etwas darüber sagen, wie sich Ihr Kader zusammensetzen und ob es sogar Änderungen gegenüber dem Vorjahr geben wird?

 

Stefan Martin: Die Änderungen im Kader werden sich gemäß unserer Vereinspolitik in Grenzen halten. Soviel können wir aber schon jetzt verraten: Für das erste Jugendbrett konnten wir Josefine Heinemann gewinnen: 20 Jahre, Sportstipendiatin an der Uni Mannheim und Studentin im Fach Wirtschaftsmathematik, vielfache Nationalspielerin und deutsche Jugendmeisterin.

Josefine Heinemann | Foto: Georgios Souleidis
Josefine Heinemann | Foto: Georgios Souleidis

Schachbundesliga: Wie laufen die Planungen für die Heimkämpfe und worauf dürfen sich die Zuschauer freuen in Viernheim?

 

Stefan Martin: Die Planungen für die beiden Heimkämpfe laufen schon seit dem Winter. Im großen und kleinen Saal des Viernheimer Bürgerhauses und den geradezu maßgeschneiderten Räumlichkeiten des Tanzsportclubs Rot-Weiss werden wir, unterstützt durch ein entsprechendes Marketing, hoffentlich viele Zuschauer aus der Region begrüßen können und Spitzenschach mit Live-Kommentierung, GMs zum Anfassen, und ein angemessenes Catering bieten.

Weitere Informationen zum Schachclub Viernheim: www.schachclub-viernheim.de

Weitere Informationen zur Unternehmensberatung d-fine: www.d-fine.com



Über den Autor

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Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.